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Titel: B00B5B7E02 EBOK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cain
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»intelligentes Problemlösen« nennen.
    Die Frage lautet: Warum?
    Introvertierte sind nicht intelligenter als Extravertierte. IQ-Tests zufolge sind beide Typen gleich intelligent. Und bei vielen Arten von Aufgaben, besonders solchen, die unter Zeitdruck oder sozialem Druck gelöst werden müssen oder das gleichzeitige Bearbeiten mehrerer Aufgaben erfordern, sind Extravertierte überlegen. 16 Extravertierte sind auch besser als Introvertierte imstande, mit einem Übermaß an Informationen umzugehen. Die Nachdenklichkeit der Introvertierten nimmt Joseph Newman zufolge viel kognitive Kapazität in Anspruch. Er erläutert: »Wenn wir bei einer Aufgabe 100 Prozent kognitive Kapazität haben, stehen einem Introvertierten vielleicht 75 Prozent für die Aufgabe und 25 Prozent für alles Übrige zur Verfügung, während ein Extravertierter 90 Prozent für die Aufgabe zur Verfügung hat.« Das liegt daran, dass die meisten Aufgaben zielorientiert sind. Allem Anschein nach verwenden Extravertierte den größten Teil ihrer kognitiven Kapazität darauf, das vor ihnen liegende Ziel zu erreichen, während Introvertierte Kapazität darauf verwenden, den Fortgang zu beobachten.
    Introvertierte scheinen hingegen sorgfältiger nachzudenken als Extravertierte. Extravertierte neigen eher zu einem kurzen und schmerzlosen Problemlösungsansatz und verzichten auf Genauigkeit zugunsten von Tempo, was dazu führt, dass sich mit der Zeit Fehler einschleichen und sie ganz die Segel streichen, wenn das Problem zu schwierig oder frustrierend erscheint. Introvertierte dagegen denken, bevor sie handeln, verarbeiten die Informationen gründlich, bleiben länger bei der Sache, geben weniger leicht auf und arbeiten gewissenhafter. Introvertierte und Extravertierte lenken auch ihre Aufmerksamkeit anders: Wenn man sie sich selbst überlässt, sitzen die Introvertierten eher herum, grübeln oder imaginieren Dinge, denken über Ereignisse aus der Vergangenheit nach oder schmieden Zukunftspläne. Die Extravertierten konzentrieren sich dagegen mehr auf das, was um sie herum geschieht. Man könnte sagen, Extravertierte sehen »das, was ist«, während ihre introvertierten Mitmenschen fragen: »Was ist, wenn?«
    Die gegensätzlichen Problemlösungsansätze von Intro- und Extravertierten wurden in unterschiedlichsten Zusammenhängen untersucht. Bei einem Experiment ließen Psychologen fünfzig Probanden ein kompliziertes Puzzle lösen und fanden heraus, dass die Extravertierten eher dazu neigten, mittendrin aufzugeben, als die Introvertierten. In einer anderen Studie gab Professor Richard Howard Introvertierten und Extravertierten eine Serie mit Abbildungen von komplizierten Labyrinthen und stellte nicht nur fest, dass die Introvertierten mehr Labyrinthe korrekt durchliefen, sondern auch, dass sie einen größeren Prozentsatz der ihnen zur Verfügung stehenden Zeit darauf verwendeten, sich das Labyrinth genau anzuschauen, bevor sie es durchliefen.
    Eine ähnliche Beobachtung machte man, als man Gruppen von Introvertierten und Extravertierten die »Raven Standard Progressive Matrices« vorlegte, einen Intelligenztest, der aus fünf Teilen mit Aufgaben von zunehmendem Schwierigkeitsgrad besteht. Die Extravertierten schnitten bei den ersten beiden Teilen besser ab, vermutlich aufgrund ihrer Fähigkeit, sich rasch auf ihr Ziel hin zu orientieren. Aber bei den drei schwierigeren Teilen, in denen sich Beharrlichkeit auszahlt, waren die Introvertierten signifikant besser. Beim letzten und kompliziertesten Teil neigten die Extravertierten sehr viel eher als die Introvertierten dazu, ihren Lösungsversuch aufzugeben.
    Manchmal sind die Introvertierten den Extravertierten sogar bei Aufgaben im zwischenmenschlichen Bereich überlegen, die Beharrlichkeit erfordern. Der Professor für Management Adam Grant von der Wharton Business School (der die Studien über Führungspersönlichkeiten durchführte, die in Kapitel 2 vorgestellt wurden) untersuchte einmal die Persönlichkeitsmerkmale von effizienten Mitarbeitern in Callcentern. Grant sagte voraus, dass die Extravertierten bessere Telefonverkäufer sein würden, aber es stellte sich heraus, dass überhaupt kein Zusammenhang zwischen dem Grad der Extraversion und der Begabung für das Telemarketing bestand.
    »Die Extravertierten waren ausgezeichnete Anrufer«, erläuterte mir Grant im Interview, »aber dann kam irgendetwas daher, was sie faszinierte, und sie waren nicht mehr bei der Sache.« Die Introvertierten dagegen

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