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er absolute und prozentuale Änderungen aller relevanten Preise und Kurse auf der Welt anzeigt: Währungen, Aktien, Zinsen und Rohstoffe. Da ich seit Jahren den gleichen Bildschirmaufbau vor Augen habe (die Währungen in der oberen linken Ecke; die verschiedenen Aktienmärkte rechts), weiß ich mittlerweise instinktiv, wenn etwas Wichtiges passiert. Mein Trick: Ich sehe mir nur die großen prozentualen Veränderungen an. Wenn sich etwas nicht stärker bewegt als die üblichen täglichen prozentualen Ausschläge, gehört ein Ereignis zu den Nebengeräuschen. Die prozentualen Bewegungen sind so groß wie Schlagzeilen. Darüber hinaus sind sie nicht linear zu interpretieren; eine Bewegung von zwei Prozent ist nicht doppelt so wichtig wie ein Ausschlag um ein Prozent, sondern vier bis zehn Mal so signifikant. Eine Bewegung von sieben Prozent kann mehrere Milliarden Mal relevanter sein als eine Schwankung um ein Prozent! Wenn heute auf meinem Monitor die Schlagzeile erscheint, dass sich der Dow um 1,3 Punkte bewegt hat, ist das weniger als ein Milliardstel so signifikant wie der gravierende Einbruch um sieben Prozent im Oktober 1997. Man könnte mir die Frage stellen, warum ich will, dass alle ein wenig Statistik lernen. Die Antwort: Zu viele Menschen lesen Erklärungen. Nichtlineare Aspekte von Wahrscheinlichkeiten können wir nicht instinktiv verstehen.

Wir verstehen Konfidenzniveaus nicht
    Experten vergessen die folgende Tatsache: Nicht die Schätzung oder Prognose selbst sind wichtig, sondern das Konfidenzniveau einer Meinung. Nehmen wir an, Sie würden an einem Herbstmorgen eine Reise antreten und müssten vor dem Packen Informationen über die Wettervorhersage beschaffen. Wenn Sie eine Temperatur von 15 Grad Celsius plus minus 3 Grad erwarten (zum Beispiel in Arizona), würden Sie wohl weder einen Schneeanzug noch einen tragbaren Ventilator einpacken. Was aber, wenn Sie nach Chicago fahren, wo die Temperatur dem Verlauten nach 15 Grad beträgt, aber dennoch um plus/minus 15 Grad schwanken kann? Sie müssten Winter- und Sommerkleidung einpacken. In diesem Fall spielt die erwartete absolute Temperatur kaum eine Rolle für die Kleiderwahl; viel wichtiger ist die Schwankungsbreite oder Varianz. Sie würden ganz andere Sachen einpacken, wenn man Ihnen mitteilen würde, dass die Schwankungsbreite bei 15 Grad liegt. Lassen Sie uns mit dieser Argumentation noch einen Schritt weiter gehen: Was würden Sie einpacken, wenn Sie einen Planeten bereisen würden, auf dem die erwartete Temperatur ebenfalls bei 15 Grad liegt, aber die Schwankungsbreite bei plus oder minus 250 Grad liegt?
    Wie Sie sehen, hängen meine Aktivitäten an der Börse (und in Bezug auf andere Zufallsvariablen) weitaus weniger von der von mir erwarteten Entwicklung des Marktes beziehungsweise der Zufallsvariablen ab, sondern von der Größe des Fehlers, den ich bei einem solchen Konfidenzniveau in Betracht ziehe.

Ein Eingeständnis
    Ich beschließe dieses Kapitel mit folgendem Eingeständnis: Auch ich bin meiner Ansicht nach nicht besser dagegen gefeit, mich vom Zufall an der Nase herumführen zu lassen, als jeder andere, den ich kenne – trotz meines Berufs und der Zeit, die ich investiert habe, um Know-how zu diesem Thema aufzubauen. Allerdings mit einer Einschränkung: Ich bin mir bewusst, dass ich in dieser Hinsicht sehr, sehr schwach bin. Meine Menschlichkeit wird versuchen, meine Pläne zu durchkreuzen; daher muss ich immer auf der Hut sein. Ich bin der geborene Narr des Zufalls. Mehr dazu in Teil III.

Teil III
Wachs in meinen Ohren – mit Randomitis leben
    Homers Held Odysseus stand in dem Ruf, stärkere Gegner mit List und Tücke zu besiegen. Die eindrucksvollste List setzte er meiner Ansicht nach jedoch gegen keinen geringeren Feind ein als sich selbst.
    Im zwölften Buch der Odyssee trifft der Held auf einer Insel nicht weit entfernt von Skylla und Charybdis auf die Sirenen. Es ist bekannt, dass ihr Gesang die Seeleute so verzaubert, dass sie dem Wahnsinn anheimfallen, so dass sie der Versuchung nicht widerstehen können, sich vor der Insel der Sirenen ins Meer zu stürzen, wo sie umkommen. Die unbeschreibliche Schönheit des Gesangs der Sirenen steht in krassem Gegensatz zu den verwesenden Leichen der Seefahrer, die überall um sie herum zu finden sind. Odysseus, den Circe vorgewarnt hatte, denkt sich folgende List aus: Er verschließt die Ohren aller seiner Männer mit Wachs, so dass sie nicht den geringsten Laut mehr hören können, und