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Titel: B00BOAFYL0 EBOK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nassim Nicholas Taleb
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nicht unterdrücken. Schadenfreude war nicht nur unfein, sondern sollte angeblich auch Unglück bringen (Nero ist ein klein wenig abergläubisch). Aber in diesem Fall war Neros Genugtuung nicht darauf zurückzuführen, dass John wieder in seine Schranken verwiesen worden war, sondern auf die Tatsache, dass Neros Methoden, Überzeugungen und Erfolgsbilanz plötzlich wieder glaubwürdiger geworden waren. Nero war dank seiner Investmentergebnisse für Anleger attaktiv, weil ihm genau so etwas nicht passieren konnte. Eine Wiederholung eines solchen Ereignisses würde sich für ihn ungemein auszahlen. Teilweise rührte Neros Hochstimmung auch daher, dass er stolz darauf war, seine Strategie so lange durchgehalten zu haben – trotz des Drucks, seine Männlichkeit unter Beweis zu stellen. Außerdem würde er nun seinen Tradingstil nicht mehr in Frage stellen, wenn andere reich wurden, weil sie die Natur des Zufalls und die Marktzyklen missverstanden.

Serotonin und Zufall
    Können wir den Erfolg eines Menschen allein an seiner Leistung und seinem Privatvermögen messen? Manchmal, aber nicht immer. Wir werden sehen, wie zu jedem beliebigen Zeitpunkt ein großer Teil der Geschäftsleute mit herausragender Erfolgsbilanz nicht besser abschneidet als zufällig geworfene Pfeile. Kurioserweise wird es aufgrund einer bestimmten Verzerrung haufenweise Fälle geben, in denen diejenigen Geschäftsleute mit den geringsten Fähigkeiten am reichsten sind. Allerdings werden sie nicht bedenken, welche Rolle das Glück in ihrer Leistung spielte.
    Glückliche Narren vermuten keineswegs, dass ihr Erfolg einfach nur eine Folge puren Glücks ist – sie wissen per definitionem gar nicht, dass sie in diese Kategorie fallen. Sie werden sich verhalten, als stünde ihnen das angehäufte Geld einfach zu. Ihre Erfolgssträhnen liefern ihnen so viel Serotonin (oder eine ähnliche Substanz), dass sie sogar selbst irrtümlicherweise glauben, dass sie die Märkte schlagen können (unser Hormonsystem weiß schließlich nicht, ob unsere Erfolge vom Zufall abhängen oder nicht). Man sieht das an ihrer Haltung: Erfolgreiche Händler gehen aufrecht, mit kräftig ausholenden Schritten, und reden meist mehr als Kollegen, die Verluste einfahren. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass der Neurotransmitter Serotonin offenbar einen Großteil unseres menschlichen Verhaltens steuert. Er löst positives Feedback und einen sich selbst verstärkenden Kreislauf aus, doch kann ein externer zufälliger Schlag auch eine umgekehrte Bewegung in Gang setzen, die in einem Teufelskreis mündet. Versuche haben gezeigt, dass Affen, denen man Serotonin spritzt, in der Rangordnung aufsteigen, was wiederum den Serotoninspiegel in ihrem Blut steigen lässt – bis dieser positive Kreislauf durchbrochen und ein Teufelskreis eingeleitet wird (wobei Misserfolge zu einem Abstieg in der Hackordnung führen und ein Verhalten auslösen, das weitere Ansehensverluste nach sich zieht). Ebenso führt eine Verbesserung der persönlichen Leistung (ob sie nun deterministisch entstand oder die Göttin Fortuna ihre Hand im Spiel hatte) zu einem Anstieg des Serotoninspiegels, was dann wiederum zur Verbesserung der Fähigkeiten führt, die gemeinhin Führungsqualitäten genannt werden. Die betreffende Person hat »das Glück für sich gepachtet«. Unmerkliche Verhaltensänderungen (etwa die Fähigheit, gelassen und selbstbewusst zu sprechen) lassen die Person glaubwürdig erscheinen – so als würde sie diesen ganzen Reichtum wirklich verdienen. Dem Zufall wird als potenziellem Einflussfaktor für die Leistung des oder der Betreffenden kein Platz eingeräumt, bis er sich wieder bemerkbar macht und das Ereignis eintritt, das die Abwärtsspirale auslöst.
    Ein Wort zu Gefühlsbezeugungen. Fast niemand kann seine Gefühle verbergen. Verhaltenstheoretiker glauben, dass einer der Hauptgründe, warum Menschen Führungspositionen erklimmen, nicht ihre augenscheinlichen Fähigkeiten sind, sondern vielmehr ihr äußerst oberflächlicher Eindruck auf andere über kaum wahrnehmbare körperliche Signale – beispielsweise, was wir heutzutage als »Charisma« bezeichnen. Der biologische Hintergrund dieses Phänomens wurde inzwischen gründlich unter der Überschrift »Sozialemotionen« untersucht. Dagegen würden einige Historiker Erfolg vielleicht mit taktischem Geschick, der richtigen Ausbildung oder anderen theoretischen, im Nachhinein erkannten Gründen »erklären«. Zudem gibt es anscheinend

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