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Titel: B00BOAFYL0 EBOK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nassim Nicholas Taleb
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Existenz mit der Tatsache vereinbaren, dass in ihrem Geschäft von Haus aus immer eine gewisse Fehlermarge erforderlich ist.

Epiphänomen
    Aus Sicht eines Finanzinstituts hat die Existenz eines Risikomanagers weniger mit tatsächlichem Risikoabbau als vielmehr mit dem Eindruck der Risikoreduzierung zu tun. Philosophen seit Hume und moderne Psychologen studieren das Konzept des Epiphänomenalismus: Wann entsteht in unserem Gehirn die Illusion einer Kausalbeziehung? Bewegt der Kompass das Boot? Reduziert man Risiken effektiv, indem man sie »beobachtet«, oder vermittelt man sich das Gefühl, seine Pflicht zu tun? Ähnelt man einem Vorstandsvorsitzenden oder ist man einfach nur ein aufmerksamer Pressesprecher? Ist eine solche Illusion der Kontrolle schädlich?
    Ich beschließe das Kapitel mit der Vorstellung des zentralen Paradoxons in meiner Laufbahn in der finanziellen Zufälligkeit. Definitionsgemäß schwimme ich gegen den Strom; daher sollte es nicht überraschen, dass mein Stil und meine Methoden weder populär noch leicht verständlich sind. Aber ich stehe vor einem Dilemma: Einerseits arbeite ich mit anderen in der realen Welt, und diese wird nicht nur von plappernden, aber letztendlich unbedeutenden Journalisten bevölkert. Daher wünsche ich mir für die Menschen im Allgemeinen, dass sie Narren des Zufalls bleiben (damit ich gegen sie setzen kann). Zugleich sollte es aber eine Minderheit geben, die so intelligent ist, dass sie meine Methoden begreift und meine Dienste in Anspruch nimmt. Mit anderen Worten: Mir ist damit gedient, wenn die Menschen Narren des Zufalls bleiben – aber nicht alle. Ich hatte das Glück, Donald Sussman kennen zu lernen, der dem Bild eines solchen idealen Partners entspricht; er half mir in der zweiten Phase meiner Karriere, indem er mich von den Qualen des Angestelltendaseins befreite. Mein größtes Risiko besteht darin, erfolgreich zu sein, denn das würde bedeuten, dass mein Geschäft bald nicht mehr existieren wird. Wir sind schon in einer seltsamen Branche tätig!

Kapitel 3
Mathematische Überlegungen zur Geschichte
    Die Monte-Carlo-Simulation als Metapher, die das Verständnis einer Folge zufälliger historischer Ereignisse erleichtert. Zufälligkeiten und künstliche Geschichte. Alter bedeutet – fast immer – Schönheit, und Neues und Junges ist gemeinhin mit Vorsicht zu genießen. Warum Ihr Geschichtsprofessor einen Einführungskurs in Stichprobenerhebung besuchen sollte.

Europlayboy-Mathematik
    Das Stereotyp eines reinen Mathematikers ist ein bleicher Mann mit zotteligem Bart und schmutzigen, ungeschnittenen Fingernägeln, der sich stumm wie ein Fisch an einem spartanischen, aber unorganisierten Schreibtisch abmüht. Mit dünnen Schultern und dickem Bauch sitzt er völlig in seine Arbeit versunken in einem schäbigen Büro und nimmt seine ungepflegte Umgebung gar nicht wahr. Aufgewachsen ist er in einem kommunistischen Regime, und er spricht Englisch mit hartem, kehligem osteuropäischem Akzent. Beim Essen bleiben Speisereste in seinem Bart hängen. Im Laufe der Zeit geht er mehr und mehr in seinen reinen Theoremen auf und erklimmt immer höhere Abstraktionsebenen. Die amerikanische Öffentlichkeit lernte eine solche Gestalt unlängst in der Person des Unabombers kennen, der bärtige, menschenscheue Mathematiker, der in einer Hütte lebte und Gefallen daran fand, Menschen zu ermorden, die sich für moderne Technologien einsetzten. Kein Journalist war in der Lage, das Thema seiner Dissertation mit dem Titel Komplexe Grenzen auch nur annähernd zu erklären, da es dafür kein verständliches Äquivalent gibt – eine komplexe Zahl ist eine vollkommen abstrakte, imaginäre Größe, die die Quadratwurzel von minus eins beinhaltet, ein Objekt, für das es außerhalb der Welt der Mathematik keine Entsprechung gibt.
    Der Name »Monte Carlo« beschwört Bilder eines sonnengebräunten kosmopolitischen Mannes vom Typ Europlayboy herauf, der in einer sanften mediterranen Brise ein Kasino betritt. Er ist ein guter Skifahrer und Tennisspieler, schlägt sich aber auch im Schach und im Bridge wacker. Er fahrt graue Sportwagen, trägt sauber gebügelte italienische Maßanzüge und spricht bedächtig, wohl artikuliert über banale, aber reale Dinge, über die ein Journalist der Öffentlichkeit in kurzen, knappen Sätzen berichten kann. Im Kasino zählt er kunstfertig die Karten, nutzt seine Gewinnchancen meisterhaft, setzt sein Geld wohldurchdacht ein und rechnet im Geiste seinen

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