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die gleichen Eigenschaften besaßen. Auch sie sind für immer aus dem Markt ausgeschlossen. Im weiteren Verlauf dieses Buch werden wir sehen, was diese Eigenschaften ausmacht. Wieder gibt es nicht unbedingt eine klare Definition, doch kann man die Symptome erkennen, wenn man sie sieht. Ganz gleich, welche Laufbahn John und Carlos einschlagen werden, sie werden immer Narren des Zufalls bleiben.
Typische Wesensmerkmale von Narren des Zufalls im Börsenumfeld
Die meisten Merkmale haben mit der Verwechslung der rechten und linken Spalte in Tabelle 1 zu tun. Im Folgenden habe ich sie kurz skizziert:
Überschätzung der Treffsicherheit bestimmter Messgrößen, an die sie glaubten, ob sie nun ökonomischer (Carlos) oder statistischer (John) Natur sind. Sie überlegten sich niemals, dass Transaktionen auf Basis wirtschaftlicher Variablen in der Vergangenheit möglicherweise rein zufällig erfolgreich waren – oder schlimmer noch, dass die wirtschaftliche Analyse auf Ereignisse aus der Vergangenheit abgestimmt war, so dass deren Zufallscharakter verborgen blieb. Man bedenke, dass man unter allen möglichen und verfügbaren wirtschaftlichen Theorien eine plausible finden kann, die frühere Entwicklungen ganz oder teilweise erklärt. Carlos betrat den Markt zu einer Zeit, als seine Strategie funktionierte, aber er überprüfte ihre Gültigkeit niemals für Zeiten, in denen der Markt genau das Gegenteil von dem tat, was eine vernünftige wirtschaftliche Analyse nahe gelegt hätte. Es gab Phasen, in denen wirtschaftliche Kennziffern Händler in die Irre führten, und Zeiten, in denen sie ihnen hilfreiche Dienste erwiesen.
Der US-Dollar war in den frühen achtziger Jahren überteuert (andere Währungen waren also unterbewertet) . Händler, die auf ihre wirtschaftliche Intuition vertrauten und ausländische Währungen kauften, machten katastrophale Verluste. Später konnte man jedoch genau mit diesem Ansatz reich werden (während die erste Gruppe durch diese Strategie ruiniert wurde). So ist das nun einmal mit dem Zufall! Auch jene, die in den späten achtziger Jahren Leerverkäufe japanischer Aktien tätigten, erlitten das gleiche Schicksal – nur wenige überlebten lange genug, um ihre Verluste durch den Zusammenbruch des japanischen Marktes in den neunziger Jahren auszugleichen. Gegen Ende des letzten Jahrhunderts gab es die so genannten »Makro-Händler«. Sie fielen um wie die Fliegen; beispielsweise musste der »legendäre« Investor Julian Robertson (der wohl eher einfach Glück gehabt hatte) im Jahr 2000 aufgeben, nachdem er bis dato als Börsenstar gefeiert worden war. Unsere Erörterungen zum Thema »Survivor Bias« werden uns noch weitere Erkenntnisse liefern, doch gibt es mit Sicherheit nichts, was weniger verlässlich ist als die scheinbar präzise Anwendung ökonomischer Analysen auf den Börsenhandel.
Eine Tendenz, mit den eigenen Positionen verheiratet zu sein . Es gibt den Spruch, dass sich schlechte Börsenhändler eher von ihrer Frau scheiden lassen würden, als ihre Positionen zu verkaufen. Hartnäckiges Festhalten an Ideen ist nicht gut für Börsenhändler oder Wissenschaftler – oder generell.
Eine Tendenz, ihre Argumentation zu ändern . Wenn diese Händler Verluste machen, werden sie plötzlich zu »langfristigen Investoren«; überhaupt springen sie zwischen der Händler- und Investorrolle hin und her, um sich an die jüngsten Wendungen ihres Schicksals anzupassen. Der Unterschied zwischen Händlern und Investoren liegt in der Dauer ihres Engagements und seinem entsprechenden Umfang. Langfristiges Investieren kann ein sehr vernünftiger Ansatz sein, sofern er nicht mit kurzfristigen Handelstransaktionen vermischt wird – nur werden viele erst zu langfristigen Anlegern, wenn sie Verluste machen, um so die Verkaufsentscheidung länger hinauszuzögern und weiter den Kopf in den Sand stecken zu können.
Keine klare, im Voraus definierte Strategie, wie sie sich im Falle eines Verlustes verhalten sollten . Sie waren sich einer solchen Möglichkeit einfach nicht bewusst. Beide kauften mehr Anleihen zu, als der Markt deutlich einbrach – aber nicht im Rahmen eines vorab definierten Planes.
Fehlendes kritisches Denken, erkennbar an der mangelnden Anpassung ihrer Einstellung durch Setzen von »Stop-Loss-Marken« . Durchschnittliche Händler verkaufen nicht gern, wenn »noch mehr Wert drinsteckt«. Sie überlegen sich nicht, dass möglicherweise ihre Methode der Wertbestimmung falsch ist, sondern
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