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Titel: B00DJ0I366 EBOK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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Kind nicht leicht, an sie heranzukommen.«
    Sam streicht durch Blancas Haar. Es fühlt sich seidig an, ist nach wie vor dick und füllig. »Hatte Grace einen Freund?«
    »Sie hatte eine Beziehung, aber die war beendet, kurz bevor sie mit deiner Mutter nach Griechenland fuhr.«
    »Warum?«
    »Dafür kann es tausend Gründe geben, oder?« Blanca seufzt. Es ist still im Zimmer. Jasminduft schlängelt sich durch die gekippten Fenster. Bäume rauschen. Ein Nachtvogel schreit. »Die beiden passten nicht zusammen.«
    »Wer war der Mann?«
    Blanca seufzt. »Ich erinnere mich nicht.«
    Sam glaubt ihr nicht. Sie hat zu viele Lügen gehört. Aber es spielt keine Rolle.
    Blanca schläft an Sam geschmiegt ein, und auch Sam gleitet in einen leichten Schlummer. Ihr Kopf ist voller Traumszenen, die sich ineinander verschlingen, so wie Romans lange Finger sich um einen Bierkrug winden.

27
    Es wird Montag, und erst gegen Mittag, als sie sich aufmacht, in die Stadt hinunterzufahren und ein paar Sachen aus ihrer Wohnung zu holen, fällt Sam auf, dass es an diesem Wochenende kein gemeinsames Essen mit ihren Eltern gab, kein Kaffeetrinken und keinen Arm-in-Arm-Spaziergang zum Friedhof.
    Blanca ist einverstanden, dass Sam ein paar Tage bei ihr bleibt. Aus den Tagen könnten Wochen werden, denkt Sam, aber zunächst will sie ihren Computer holen, ein paar Sachen zum Anziehen und Lesestoff.
    Blanca steht am Gartentor, als Sam aufbricht.
    Es ist ein kühler, sonniger Frühlingstag. Die Luft ist glasklar; aus den Gärten ringsum strömt Fliederduft. Die Kirschbäume sind am Verblühen, zaghaft heben jetzt die Apfelbäume an, und der Wind wirbelt weiße und rosa Blütenblätter auf die Straße.
    Sam entscheidet spontan, durch den Hofgarten zu gehen; sie wendet sich von der Straße weg und spaziert durch das Veilchental. Ein Arbeiter mäht die Wiese, ansonsten ist es ruhig. Der Geruch nach frischem Gras steigt ihr in die Nase. Die Bienen in dem Kasten vor dem Naturkundemuseum fliegen munter ein und aus. Sam hat früher gern den Kasten geöffnet, um das fleißige Bienenvolk hinter der eingezogenen Glasscheibe wimmeln zu sehen.
    Als ihr Handy klingelt, setzt sie sich auf eine Holzbank unter einer Buche.
    »Hier ist Roman.«
    »Hallo.« Sams Herz beschleunigt.
    »Wie geht es Ihnen?«
    Himmel, was sprechen sie förmlich miteinander.
    »Es geht. Ich bleibe eine Weile bei meiner Großmutter.«
    »Das wird sie sicher freuen. Ihre Großmutter, meine ich.«
    »Auf alle Fälle.«
    »Wie geht es ihr?«
    »Besser. Eigentlich ziemlich gut. Sie scheint alles ohne größere Probleme überstanden zu haben.«
    »Das freut mich. Ich habe auch Neuigkeiten. Können wir uns treffen?«
    Sam würde gern sagen, kommen Sie bei mir in der Pfarrgasse vorbei, aber das erscheint ihr zu eng, zu vertraut.
    »Im Café M?«, schlägt sie vor. »In einer Stunde?«
    »Gut.« Roman legt auf.
    Jetzt hat Sam es eilig. Sie läuft schnell den Berg hinunter, an der Reithalle vorbei Richtung Obere Anlage und in die Pfarrgasse. Sie schließt auf. Die Wohnung riecht muffig nach ihrer mehrtägigen Abwesenheit. Schnell reißt Sam alle Fenster auf. Sie bringt den Müll runter, stöpselt den Laptop aus der Steckdose und packt ein paar Anziehsachen. Im Kühlschrank stehen ein paar leidlich frische Lebensmittel, die verstaut sie in einer Korbtasche. Sie wird sich ein Taxi rufen, sie kann nachher unmöglich den ganzen Krempel den Berg hinaufschleppen.
    Die gepackten Taschen lässt sie in ihrer Wohnung und hastet zum Café M. Die Judengasse ist voller Leute, die das Frühlingswetter genießen, pralle Einkaufstüten schwingen und sich einen gemütlichen Platz für ein schnelles Mittagessen suchen.
    Sam kommt ein paar Minuten zu spät. Roman sitzt im Innenhof des Cafés.
    »Hallo, Sam.«
    Zwei Wörter, zwei Feststellungen. Sam lächelt, gibt ihm die Hand, und als seine warmen Finger ihre fest umschließen, bildet sich Gänsehaut auf ihren Armen. Alles, was sie sagen könnte, bleibt in ihrem Hals stecken.
    »Wie wäre es mit einem Eiskaffee? Passend zum Wetter?«, fragt Roman.
    Sam fällt auf, dass er die fleckigen Jeans gegen eine schicke, eng sitzende schwarze Hose getauscht hat, die ihm das Gehabe eines Cowboys gibt. Dazu trägt er ein cremefarbenes Hemd. Understatement, notiert die Designerin. Er will nichts falsch machen.
    »Warum nicht?« Sie setzt sich an den kleinen runden Tisch.
    »Herrlicher Tag.« Roman knetet seine Finger. Er winkt der Bedienung, gibt die Bestellung auf und sagt: »Ich

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