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Titel: B00DJ0I366 EBOK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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dringt das Tonsignal ihres Handys zu ihr durch. Eine SMS. Wahrscheinlich von Roman. Sie kann jetzt nicht aufstehen. Sie hockt an Blanca gekuschelt auf dem kalten Boden und hofft, dass sie sich aus dieser Umarmung niemals mehr lösen muss.

43
    Sam wacht auf, weil Roman um acht Uhr Sturm klingelt. Ehrlich gesagt weiß sie nicht mehr, wie sie nach all den geweinten Tränen und den Beteuerungen, dass sie Blanca liebt und dass Blanca sie liebt und dass sie sich immer umeinander kümmern werden, ins Bett gekommen ist. Ihr Gesicht ist geschwollen, sie kann kaum die Augen öffnen. Blanca geht an die Tür.
    »Sam?«, ruft sie. »Beeil dich. Eure Maschine geht um zwölf.«
    »Hast du meine SMS nicht gelesen?«, beschwert sich Roman, kaum dass sie die Treppe hinunterstolpert.
    Seine Erklärungen perlen an Sam ab.
    »Ich mache dir einen starken Kaffee, und dann nichts wie los!«, befindet Blanca. »Pack schnell ein paar Sachen zusammen.«
    Sam schnappt sich ihr Portemonnaie, ihren Ausweis, die Kreditkarte. Sie hat nicht viel Kleidung mit zu Blanca genommen, aber anscheinend ist es aussichtslos, Roman davon zu überzeugen, schnell in ihrer Wohnung vorbeizufahren. Sie muss ihn dennoch dazu bringen, sie hat nichts Schickes anzuziehen.
    »Bis zwölf, das schaffen wir leicht«, protestiert Sam schwach.
    »Sam, der Flieger startet in München! Es gibt keine Direktflüge von Nürnberg nach Venedig.«
    »Verdammt!«
    Das bedeutet zweieinhalb Stunden auf der Autobahn. Wenn die Strecke frei ist. Sam gerät in Panik, sieht auf die Uhr. 8:20 Uhr.
    Sie rasen los. Blancas flüchtiger Kuss brennt auf Sams Wange. Noch nie fiel es ihr so schwer, sie zu verlassen. Nur für zwei Tage, denkt sie, während wieder Tränen über ihre Wangen rinnen. Sie setzt ihre Sonnenbrille auf, obwohl der Tag verhangen ist.
    Roman hält in der Pfarrgasse und lässt den Motor laufen, während Sam ein Kleid und ihre Schminksachen einpackt.
    Sie stehen eine halbe Stunde bei Pfaffenhofen im Stau. Danach holt Roman aus seinem Wagen heraus, was geht. Um 11:15 erreichen sie das Parkhaus am Flughafen. Roman hat sie zum Glück schon online eingecheckt. Das Boarding ist für 11:30 angesetzt. Sie haben nur Handgepäck. An der Sicherheitskontrolle stehen lange Schlangen. Roman überredet ein paar Leute, sie vorzulassen, und danach müssen sie zum Gate rennen.
    Sam laufen in einem fort die Tränen übers Gesicht, als die Maschine abhebt, und sie versteht selbst nicht, warum. Für die Alpengipfel unter sich, die aus den Wolken ragen, hat sie keinen Blick. 40 Minuten später befinden sie sich im Landeanflug auf Venedig. Roman zeigt aus dem Fenster. Unter ihnen streckt sich die alte Stadt in der Lagune aus. Die Sonne scheint, das Meer leuchtet in einem unwirklichen Türkis. Ein weißer Dampfer schiebt sich durch den Giudecca-Kanal.
    Die Fahrt vom Airport ins Zentrum mit einem klapprigen Fährschiff lässt Sam über sich ergehen wie einen Traum, der sich nicht zwischen gut und böse entscheiden kann. Sie und Roman stehen an der Reling, wo die Sonne sie blendet und der frische Wind Gischt auf ihr Haar weht. Wie ein Paar auf Hochzeitsreise, denkt Sam. Sie sieht einige Pärchen, auf die diese Vermutung zutreffen könnte. Welche Stadt, wenn nicht die Serenissima, steht mit all ihrem Glanz für die Romantik wie für die dunklen Abgründe der Liebe!
    Roman hat zwei Zimmer in einem Hotel in Dorsoduro gebucht. Es befindet sich nicht weit vom Anleger des Flughafenshuttles und in Fußweite des Peggy-Guggenheim-Museums. Als sie einchecken, ist es halb drei.
    »Gehen wir gleich los?«, fragt Sam.
    Roman nickt. Er schließt die Tür zu seinem Zimmer auf. »In 20 Minuten unten?«
    Sam ruft Blanca an.
    »Geht es dir gut?«, fragt Blanca.
    »Nein. Aber ich schaffe es.« Noch gestern um diese Zeit hätte Sam mit ›Ja‹ geantwortet. Sie legt sich für ein paar Minuten aufs Bett, bevor sie die Dusche nachholt, die sie heute Morgen verpasst hat. Anschließend zieht sie die schwarze Hose und die bestickte Bluse von Luna an. Ihr Zimmer geht auf die Gasse hinaus. Direkt unter ihr sitzt ein Mann mit einem Schifferklavier und spielt Operettenmelodien. Leute stehen in der Sonne und plaudern. Touristen blättern in Reiseführern. Ein paar Meter weiter verkauft eine Frau an einem Kiosk schreiend bunte Halstücher.
    Sam nimmt ihre Handtasche und klopft an Romans Tür. »Sollen wir los?«
    In zehn Minuten haben sie das Peggy-Guggenheim-Museum erreicht. Auf dem Weg dorthin sprechen sie kaum. Eigentlich haben

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