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Titel: B00G7SVP3K EBOK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Dietze
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sich herausstellte, hatte Kunigunde, mein herzallerliebste Tante, ihr Vermögen einzig und allein mir vermacht.
    Sie hatte kurzfristig ihren letzten Willen, der ursprünglich noch zu Gunsten meines Vaters ausfiel, ändern lassen, und das zwei Tage vor ihrem Tod. Sie musste also in jener Nacht, als ich sie herzlich darum bat, mir ihren Schmuck zu vererben, auf die Idee gekommen sein. Sei es nun, weil ich es, unbewusst natürlich, verstanden habe, die Vergänglichkeit des Seins, ihr am Beispiel meines Vaters vor Augen zu führen, oder weil ihr mein ungehobelter Charme imponierte. Wie dem auch war, Kunigunde hatte ihr Haus auf meinen Namen übertragen und mir obendrein ein beträchtliches Sparguthaben hinterlassen, auf das ich jedoch erst mit 16 Jahren zurückgreifen durfte.
    Auf die Auszahlung der nun fälligen Brandversicherung, mussten wir uns ebenfalls gedulden. Ein Kriminalbeamter und eine Psychologin wollten herausfinden, ob ich bei dem Bran d nicht etwas nachgeholfen habe. Im Auftrag meiner Mutter versteht sich.
    Auch wenn ich sie mit meiner korrekten Aussage entlastete, blieben für die Versicherung noch Zweifel, die wir nur mit einem Rechtsbeistand aus dem Weg räumen konnten. So zog sich alles in die Länge, so dass die Summe erst zwei Jahre später herausgerückt wurde. Schon beim alleinigen Anblick des Betrages geriet meine Mutter in Panik. Sie verstand sich schon immer blendend darauf, Probleme herbeizureden und überängstlich auf Eventualitäten zu reagieren, die überhaupt noch nicht in Betracht kamen, oder gar nicht zur Diskussion standen.
    So prophezeite sie, dass die Hausrenovierung einer Katastrophe gleiche käme. Schon die befremdliche Frage, was man denn nach der Renovierung mit der alten Villa anfangen könnte, ließ mich erschaudern. Aber ich fühlte mich immer noch imstande darauf einigermaßen gelassen zu reagieren:
    „Wir könnten zum Beispiel einziehen, Mama … Stell dir vor, dann bräuchten wir keine Miete mehr zu zahlen.“
    „ Meinst du? Aber das Haus ist doch viel zu groß für uns. Vielleicht sollten wir das Haus lieber einer sozialen Einrichtung zur Verfügung stellen?“
    Na klar , sicher … für beknackte Mütter, hätte ich am liebsten gesagt. Aber ich schwieg und musste an Tante Kunigunde denken, die meine Mutter nie als vollwertig einstufte und oft ihre Unbeholfenheit anprangerte.
    Dann schrie ich los: „Das Geld ist meine! Und das Haus, verstehst du! Das hat mir Kunigunde geschenkt, und die wusste auch warum! Weil du nämlich viel zu dämlich wärst mit dem Geld umzugehen, das hat sie übrigens auch gesagt!“
    Meine Mutter erschrak über meinen Wutanfall.
    „Du bist genau so herrschsüchtig wie dein Vater!“, bezichtigte sie mich mit erstickter Stimme und schaute teilnahmslos zum Fenster hinaus, während ich wütend die Tür hinter mir zuschlug und mich in mein Zimmer verkroch. Trotz der Unstimmigkeiten, bemühte sich meine Mutter dann doch die Renovierungsarbeiten in die Wege zu leiten. Allerdings fehlte ihr das Durchsetzungsvermögen, den Handwerkern Respekt einzuflößen. Stattdessen hielt sie eine dreistündige Mittagspause ebenso für vertretbar, wie das Entwenden von Baumaterial und festgetrocknete Fußspuren im Estrich. Anzunehmen, dass sie sich von der Belegschaft noch über den Tapetentisch ziehen lassen hatte, nur um sich sozial zu engagieren. Kein Wunder, denn mit ihrem zart besaiteten Stimmchen und ihrem lächerlichen Rucksäckchen auf dem Rücken, erinnerte sie wohl mehr an eine genügsame Beerensammlerin, als an eine geschäftstüchtige Bauherrin.
    Wahrscheinlich lag es daran, dass die Villa erst ein Jahr später bezugsfertig war. Nur mit der Außenfassade gab es noch ein Problem. Meine Mutter plädierte in gewohnter Bescheidenheit, für einen dezenten Anstrich. Wogegen ich auf kräftige Farben beharrte. Mir widerstrebte ihre farbliche Zurückhaltung, denn mir schwebte eine Villa Kunterbunt vor. Jedoch kam ich mit meiner Vorstellung, die Hausfassade in einen grellem Pink zu streichen, einfach nicht durch. Sie behauptete, dass das Haus dann einem Freudenhaus gleiche.
    „ Ja klar, das soll ja auch ein freundliches Haus werden!“, argumentierte ich.
    Wenn sie sich damals verständlicher ausgedrückt und gleich von einem Puff geredet hätte, wäre ich gewiss einsichtig gewesen. So jedoch, musste sie zwei Stunden lang auf mich einreden, bis ich mich kompromissbereit erklärte. Wir einigten uns letztlich auf einen himmelblauen Fassadenanstrich und zitronenfarbene

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