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Titel: B00G7SVP3K EBOK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Dietze
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auf und fegten die Glassplitter des Kronleuchters die Treppe hinab, und die Flammen erfassten langsam das Treppengeländer.
    Ich sah keinen anderen Ausweg, als hinunter in den alten Keller zu laufen, um mich dort zu verstecken . Nun stand ich wieder vor einer verriegelten Tür. Nie im Leben hätte ich es freiwillig gewagt diese unheimliche Tür aus uraltem Eichenholz zu öffnen. Deren schwere Eisenbeschläge an eine Kerkertür erinnerten, die in den Abgrund führte. Eine Vorhölle, die sich die Ratten zum Paradies erklärt hatten.
    „ Ich habe keine Angst - ich bin ein tapferes Mädchen. Ich muss mich vor dem Feuer schützen“, redete ich mir mutig zu, öffnete die quietschende Tür und leuchtete mit meiner Taschenlampe in die Dunkelheit, die alte ausgetretene Steintreppe hinab.
    Bek am jedoch Angst, vor dem umherwandelnden Lichtkegel, den meine Lampe erzeugte. Glaubte, entstellte menschliche Kreaturen zu erkennen. Mit ausgehöhlten Augen, vernarbten Gesichtern, abgefaulten Gliedmaßen, die sich stöhnend die Treppe hochzogen. Konnte Phantasie und Wirklichkeit nicht mehr unterscheiden. Knallte die Tür zu und schob den rostigen Riegel wieder zurück.
    Von Trugbildern und Todesangst verwirrt, stürz te ich wieder die Treppe hinauf, den Flammen entgegen - und wimmerte leise nach der letzten mir übermächtig erscheinenden Instanz: „Papa hilf mir – bitte!“
    Dabei press te ich mich an der Wand die Treppe entlang, halte meine Arme schützend vors Gesicht, um mich vor den Flammen zu schützen. Spürte die Glassplitter unter meinen nackten Füßen und tastete mich Stufe für Stufe nach oben.
    Die Hälfte der Treppe schon überwunden, will ich wieder zurücklaufen, aber eine unsichtbare Hand hielt mich davon ab. Sie schleuste mich nach oben durchs Feuer. Zurück in mein Zimmer. Zurück zu dem Fenster, auf dem ich meine Schatulle vergessen hatte. Ich drückte sie ganz fest an mich, bevor ich mit meinem Retter den Abgrund hinabsprang und mit ihm auf einem riesigen weichen Kissen landete.
    „ Mein Gott, Mädchen, da hast du aber Glück gehabt!“, war der erste Satz, den ich bei meiner glücklichen Landung zu hören bekam.
    Das war das erste Mal in meinem Leben, als man mir Glück unterstellte.
    Ich wurde sofort in eine Decke gehüllt und ins Krankenhaus gefahren. Dort drückte man mir eine Sauerstoffmaske ins Gesicht. Befreite meine malträtierten Füße von den Glassplittern, und eine nette Krankenschwester verband mir meine Füße. Nur die Ärztin machte Schwierigkeiten. Sie wollte unbedingt, dass ich während der Sauerstoffbehandlung mich meiner rechtmäßigen Erbschaft entledigte, die ich immer noch wie festgenagelt in meinen verrußten Händen hielt.
    Da lag ich nun . Mit meiner Schatulle, die ich wie eine Leibesfrucht mit meinen Händen umklammerte, der Sauerstoffmaske im Gesicht, und döste dahin, bis ich einschlief.
     
     

Kapit el 4
     
    Drei Tage später wurde Kunigunde zu Grabe getragen.
    Da ich noch nie eine Beerdigung miterleben durfte, aber mir diese feierlichen Anlässe aus Filmen bekannt waren, wusste ich natürlich genau, wie man auszusehen hat te, wenn man am offenen Sarg stand und dem geliebten Menschen die letzte Ehre erwies.
    So hielt ich es für meine Christenpflicht einen schwarzen Hut mit Schleier tragen zu müssen . Eine schwarze Sonnenbrille. Einen schwarzen Maximantel und ein schwarze Handtasche, in der sich meine Taschentücher befanden. Hut, Tasche und Sonnenbrille, entwendete ich meiner Mutter aus dem Kleiderschrank. Die dazugehörigen Accessoires entnahm ich meiner Schatulle.
    Stilsicher entschied ich mich für fünf Perlenketten, die lang genug waren, dass ich sie wie einen Schal um meines Hals wickeln konnte, und eine wertvolle Brillantbrosche, die groß genug war, um mich zum Mittelpunkt dieser feierlichen Zeremonie zu erklären.
    Als meine Mutter und meine Schwester ungeduldig an meine Tür klopften, um mich zum Aufbruch zu drängeln, löste ich mit meiner Präsentation eine mir völlig unbegreifliche Hysterie bei den beiden aus. Gut zugegeben, vielleicht sah ich etwas sonderbar aus. Zumal ich meinen Hut noch mit zwei langen Straußenfedern aufgepeppt hatte. Aber das reichte meiner Meinung noch längst nicht aus, mich anzuglotzen, als hätte ich die Fenstergitter einer Irrenanstalt durchgebissen. Entsprechend empört reagierte ich.
    „ Wie seht ihr denn aus, ich dachte wir gehen zu einer Trauerfeier. Ihr seht aus, als hättet ihr eine vergnügliche Shoppingtour vor. Schämt euch!

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