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Komplimente von Herrn Hugo völlig aus der Fassung gebracht, denn sie starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an, als wäre er ein engagierter Partyclown. Plötzlich war sie verschwunden, ohne dass ich davon Notiz nahm. Lediglich Herr Hugo erkundigte sich nach dem Verbleib meiner Mutter, als er mir einen großen lila Karton mit einer rosa Schleife überreichte. Ich musste gleich zweimal aufschreien. Einmal, weil mich mein Geschenk mit großen verschreckten Kulleraugen anstarrte, und einmal, weil meine Mutter wieder aufgetaucht war und aussah, als hätte sie sich in eine richtige Frau verwandelt. Sie trug das wunderschöne Volantkleid mit dem Blumenmuster und hatte ihre Wanderschuhe gegen ein Paar Sandaletten eingetauscht. Sogar ein wenig Rouge war auf ihren Wangen zu erkennen, und ihre Lippen waren mit etwas Lipgloss veredelt. Wir sahen sie alle dermaßen verblüfft an, als hätte sich eine Vogelscheuche einer Stilberatung unterzogen.
„ Wunderschön Frau Elster … einfach entzückend, sie sehen hinreißend aus!“, schmeichelte Herr Hugo. Nahm ihre Hand, führte sie wie ein Zeremonienmeister ein paar Schritte vor und zurück und drückte ihr ein Glas Sekt in die Hand.
„ Auf die Schönste hier im Haus … und ein schönes Fest!“, jubelte er betört.
Schlagartig musste ich an Kunigunde denken, und daran, wie er sie damals umschwärmte und sie ihn lüstern von oben herab anblickte, als wolle sie ihn auf die Knie zwingen.
Kein Vergleich zu meiner Mutter, die sich auf die Kunst des Kokettierens nicht verstand, sondern eher einem verschreckten Huhn ähnelte, das ein dreieckiges Ei gelegt hatte. Ich fand, dass sie gut aussah, kaum wiederzuerkennen, aber keinesfalls meinem Geschenk das Wasser reichen konnte. Verständlich, denn Hugo hatte mir ein zuckersüßes Zwergäffchen geschenkt, das eine rote Latzhose trug und bettelnd seine kleinen Ärmchen nach mir ausstreckte.
„ Ich werde ihn Eukalyptus nennen!“, rief ich vergnügt.
„ Hilfe ein Affe!“, schrie meine Mutter entsetzt und schlug sich die Hand vor den Mund. „Jetzt werden wir keine ruhige Minute mehr in diesem Haus verleben! Nein, Luisa, das geht so nicht! Entweder ich oder der Affe!“
„ Der Affe!“, entschied ich und drehte mich mit Eukalyptus im Kreis. Wobei meine Schwester meinen Drehungen euphorisch applaudierte.
„ Nun beruhig dich doch wieder, liebe Petra, es handelt sich doch nicht um einen Gorilla. Wenn sich Luisa dem Tier widmet, wird es bald stubenrein sein. Vielleicht auch auf seinen Namen hören, und später vielleicht die Nacht durchschlafen, und wenn ihr Glück habt, wird der Affe sogar an der Leine gehen, unter Umständen sich auch das Beißen abgewöhnen. Ihr habt doch ein großes Grundstück, da hat er genügend Auslauf, da kann er auf den Bäumen und Sträuchern herumklettern oder auf dem Dach“, redete er auf meine Mutter ein.
„ Oh Allmächtiger! Dieses Tier wird mir mein Gemüse und meine Blumen aus den Beeten herausreißen und aus meinen Kochtöpfen fressen. Meine Bücher aus den Regalen werfen und die Seiten verschlingen. An meinen Gardinen hochklettern, überall Bananenschalen herumwerfen, und ich werde mir das Genick brechen!“
Onkel Hugo versuchte das Beste, und ich war ihm dankbar, dass er es schaffte, die berechtigten Vermutungen meiner Mutter zu beschwichtigen. Spätestens nach dem vierten Glas Sekt, ließ sie es zu, dass Eukalyptus auf ihren Schoß saß und an dem Stoff ihres Kleides knabberte , und fand es auch nicht mehr allzu verwunderlich, dass der Affe sich geraume Zeit später, des Büffets bemächtigte.
„ Schau mal, der Affe sitzt in der Salatschüssel!“, rief sie lachend. Aber wie gesagt, erst nach dem fünften Glas Sekt.
Ka pitel 6
Die erste Amtshandlung, die ich mit Eukalyptus unternahm, galt der optischen Verschönerung. Schließlich war ich eine Elster und er so etwas wie meine Visitenkarte. Ganz klar, dass mein Gefährde in wertvolles Tuch gehüllt und mit glitzerndem Geschmeide geschmückt werden musste. Ich machte mich auf den Weg zum besten Juwelier am Platze, mit der Überlegung für meinen Affen ein Amulett anfertigen zu lassen, das nicht nur Zierde, sondern gleichzeitig als Identitätsmarke dienen sollte. Ich dagegen, übte mich in Bescheidenheit und erkundigte mich erst einmal nach den Kosten für die beiden Diamantringe von Kunigunde, die ich verkleinert haben wollte, um sie endlich tragen zu können.
Ich griff in meine Hosentasche und legte die beiden Schmuckstücke
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