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Behauptung kam eben so gut an, wie die Anmerkung, mich bei der Finanzierung eines Obdachlosenheimes zu beteiligen.
Wogegen meine wagemutige Prophezeiung, in spätestens einen halben Jahr, die umliegende Konkurrenz in den Ruin getrieben zu haben, gänzlich überhört wurde. Ebenso fühlte ich mich dazu verpflichtet, die Presse über die Eigentumsverhältnisse zu unterrichten. Ich stellte klar, dass ich die eigentliche Besitzerin war und der kostspielige Umbau des Buchladens, nur durch das Verbrennen meiner Tante ermöglicht wurde.
Zum krönenden Abschluss , und aus werbetechnischen Gründen, ließ ich mich noch mit einem Glas Sekt in der Hand, vor dem Maserati von Herrn Hugo fotografieren. Mit erhobenem Glas und schon ziemlich beschwipst, schnatterte ich munter drauflos:
Ich verteufelte das rastlose Streben nach hochwertigen Besitzgütern und appellierte an die gesamte Menschheit, sich unverzüglich dem geistigen Kulturgut zu widmen. Ich war mir nicht ganz sicher, aber ich hatte sogar den Weltuntergang prophezeit, wenn man in meinem Laden keine Bücher kauft. Bis ich plötzlich eine kräftige Hand an meinem Kragen verspürte, die mich wie ein Greifbagger in das Büro der Buchhandlung beförderte.
Onkel Hugo schloss die Tür ab und erst am nächsten Morgen wurde ich aus meiner Schutzhaft wieder entlassen.
Acht Stunden später erwachte ich ohne nennenswerte Beschwerden. Nur Eukalyptus lutschte immer noch an seinem Daumen und machte keinerlei Anstalten endlich aus seinem Delirium zu erwachen. Meine Bemühungen ihn aus seinem Dornröschenschlaf wach zu küssen, wurden von ihm mit einem bösen Grunzen abgetan. Der Affe sah aus, als wolle er den Rekord von hundert Jahren brechen.
Erst als Onkel Hugo dem Tier den Daumen aus dem Mund zog und ihn durch eine scharfe Peperoni ersetzte, erwachte er und schlug wild um sich.
Noch am selben Tag legte mir Onkel Hugo die Tageszeitung unter die Nase und tippte mit seinem Zeigefinger besorgt auf die fett gedruckte Überschrift:
Aus Liebe zum Buch - die Tante verbr annt?,
stand über einem großen Foto geschrieben, auf dem ich und Eukalyptus abgebildet waren. Ein Traum von einem Bild!
Ich sah aus wie eine Piratenbraut, die sich mit der Ausbeute ihres letzten Raubzuges geschmückt hat te. Während Eukalyptus friedlich in meinem Arm schlummerte, als würde er in einem Brutkasten liegen.
Onkel Hugo konnte meine Beigeisterung nicht teilen. Er erwog tatsächlich , die Zeitung wegen Rufmord zu verklagen. Was weder bei mir noch bei meiner Mutter auf Gegenliebe stieß.
Zugegeben, ich war angenehm überrascht, geradezu emotional überwältigt, dass meine Muter lediglich beanstandete, dass sie und Onkel Hugo mit keiner Silbe erwähnt wurden. Ansonsten war sie der Meinung, dass uns diese Popularität, außer eine m zweifelhaften Ruf, den wir ja schon längst besaßen, enorme Umsätze bescheren könnte.
Und sie sollte Recht behalten.
Die Leute pilgerten in das neu eröffnete Bücherparadies, als hätte in der Zeitung gestanden, dass der Sinn unserer Geschäftspraktik darin bestand, unsere Ware zu verschenken, da wir einer religiösen Glaubensgemeinschaft angehörten, der es unter Androhung von Folter versagt war, Geld von fremden Leuten anzunehmen.
Aber wir waren den Ansturm gewachsen. Meine Mutter hatte drei Buchhändlerinnen eingestellt und tat selbst das Bestmöglichste, um die Kundschaft zu beraten . Wogegen sich meine Aufgabe vorläufig auf meine schlichte Anwesenheit beschränkte. Ich genoss die Bewunderung, die mir und Eukalyptus zuteil wurde und fühlte mich geschmeichelt, wenn ein Großteil der Kunden mit mir und meinem Äffchen auf einem Sofortbild verewigt werden wollten.
Am Ende des Tages zählte meine Mutter die Tageseinnahmen und rechnete den phänomenalen Betrag auf den Monat um. Was Onkel Hugo dazu ermunterte, die Ferrari Prospekte, rein sporadisch, wie er beteuerte, durchzublättern.
Mit dreitausend Mark Tagesumsatz , einer gewissenhaften Mutter, die das Geld nach Farben sortierte, einem Affen, der mit einer Blitzlichtallergie in einem Karton lag, einem Fotomodell, das hunderte Male in die Kamera gelächelt hatte und einem Onkel, der die spektakulären Hochrechnungen seiner Lebensabschnittspartnerin gedanklich verprasste, konnte man ganz objektiv betrachtet, von einem produktiven Arbeitstag reden.
Meinen zweifelhaften Ruhm trug ich auch in der Schule selbstbewusst zu Markte. Von den Mädchen in meiner Klasse wurde ich beinahe wie eine Göttin verehrt. Sie
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