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seine Liebe gestand.
Wahrscheinlich w ürde ich in vier Wochen in den Genuss dieses melodramatischen Ereignisses kommen, denn dann gab er mit seiner Band ein Konzert, das in dem Gewölbekeller einer alten Kirche stattfinden sollte.
Nun musste ich rasch einen Brief verfassen, in dem zum Ausdruck kam, dass ich keine billige Schlampe war, die man mit pseudolyrischen Geschwafel beeindrucken konnte. Mir schwebte eine filmreife Eroberung vor, schließlich hatte ich meine Unschuld zu verlieren und die sollte hart erkämpft werden.
Lieber Ferdinand,
Dein Brief war eine Offenbarung,
Nahrung für mein Ego, Balsam für meine Seele,
Phantasie für meine Träume.
Du willst mich haben?
Dann wirf Dich in den Staub,
aber mit Verlaub,
so dass es Deine Haremsdamen sehen,
und schrei, dass Du mich liebst,
aber mit Verlaub, so laut,
dass sie es verstehen!
Aber selbst wenn Du es tätest,
hättest Du die Distanz nicht erklommen,
lediglich mein Interesse gewonnen.
Um meine Gunst zu erwerben,
musst Du moralisch für mich sterben.
Zeig mir die Liebe in all ihrer Verwerflichkeit,
zeig mir, wie Du verführst, Ekstase schürst,
und vor allem, wie Du sie spürst!
Sei nicht einer meiner unzähligen Verehrer,
sei mein Lehrer!
Führ sie mir vor , Deine willigen Püppchen,
und bring sie zum Brodeln
wie ein heißes Süppchen!
Lass mich dabei Zeuge sein,
… werde auch ganz leise sein!
Dreimal wirst Du es aus Liebe für mich tun,
dreimal bin ich inkognito dabei,
denn alle guten Dinge sind drei!
Sag bitte nicht nein!
Bedenke, dass ich Dir als Belohnung
meine Unschuld schenke!
Bis dahin, lieber Ferdinand,
verbindet uns die Liebe auf Distanz.
PS.: Ach, ich vergaß noch zu erwähnen,
dass Du mir unbedingt in die Augen blickst,
wenn Du sie fickst!
Luisa, die Ihre !
Fünf Minuten hatte ich geglaubt, würde ich benötigen, um mein frivoles Anliegen in Worte zu fassen. Hundert von Seiten hatte ich zerrissen, zerknüllt, wieder beschrieben, nach Worten gegrübelt, aber meistens das Papier mit Strichmännchen bemalt, weil mir nichts einfiel, das sich gleichzeitig reimte und einen Sinn ergab. In der Regel hatte sich meine Ausbeute weder gereimt noch einen Sinn ergeben. Ich war selber Schuld. Ich hatte mir in den Kopf gesetzt, Ferdinands Schreibstil etwas Ebenbürtiges entgegenzusetzen, schon allein, dass er sich nicht zu viel einbildete. Ich wollte ihm beweisen, dass ich mich genau so gut auf das poetische Schleimen verstand wie er. Aber schon nach den ersten Zeilen, hatte sich mein Selbstvertrauen wie ein Dieb mit seiner Beute aus dem Staub gemacht. Aber was soll’s, nach vier Wochen war meine Antwort fertig, die lange Wartezeit hatte Ferdinand sicher als Hinhaltetaktik empfunden.
Am darauf folgenden Abend war das Konzert, und am Mittag beauftragte ich meine kleine Schwester, Ferdinand den Brief zu überreichen.
Als ich mit meiner Schwester die Kirche erreicht hatte, tummelte sich bereits eine beachtliche Anzahl von weiblichen Fans vor dem Eingang, die jeden Neuankömmling missbilligend musterten. Jeder Neuzugang, sofern er sich dem Gesamtbild stilistisch anpasste und mit einem Minirock sowie auf hochhackigen Schuhen angestöckelt kam, wurde scheinheilig bewundert und zeitgleich gedanklich exekutiert. Auch ich wurde argwöhnisch ins Visier genommen und nach meinem Gefahrenpotential eingeschätzt.
„Findet hier ein Porno Casting statt?“, fauchte ich abschätzend in die aufgetakelte Herde, weil ich bemerkte, dass ich nicht als potentielle Gefahrenquelle anerkannt wurde, sondern man lediglich mit einem milden Lächeln an meinem exquisiten Outfit herabsah.
Ich trug ein bodenlanges , grobmaschiges Strickkleid, schwarze Satinhandschuhe und einen Hut an dem ich eine große Brosche angesteckt hatte. Eigentlich hatte ich einen hysterischen Aufstand bei meinem Erscheinen erwartet, denn schließlich schlug ich gänzlich aus der Art und sah aus wie das schwarze Schaf in der Herde.
Für einen kurzen Augenblick überlegte ich, wie ich mich der Ignoranz erwähren könnte. Ich spekulierte den Liebesbrief von Ferdinand zu zitieren, der wohl gehütet in meiner Handtasche lag und sicherlich der Wirkung einer Handgranate entsprach, wenn ich ihn der erlauchten Gänseschar vortragen hätte. Aber ich hielt mich zurück, rückte meinen Hut zurecht, zog lasziv an meiner langen Zigarettenspitze und schnippte die Asche gezielt in den ausgestopften Ausschnitt von Ulla Meier. Die mich sogleich bösartig
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