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Titel: B00G7SVP3K EBOK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Dietze
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auf mich ein. Und dann, ja dann, glaubte ich sogar, das triefende Gesicht von … oh Barmherziger steh mir bei … von Hugo über mir gesehen zu haben. Und der, hörte sich auch so an wie er. Danach kann ich mich an nichts mehr erinnern.
    FILMRISS!
     
     

Kapitel 9
     
    „Nein, Jesusmarieaundjoseph … nein … das glaube ich nicht!“, trillerte die Stimme meiner Mutter.
    „ Halt die Schnauze!“, raunte jemand im Halbschlaf zurück.
    „ Luisa, du verdammtes Luder, was hast du angerichtet!“
    Diese beleidigenden Worte veranlassten mich als Erste meinen Kopf leicht anzuheben und meine Augen auf Erkundung zu schicken. Natürlich im Rahmen der Möglichkeiten, die sich einem b oten, wenn sich der Kopf anfühlte, als hätte man ihn mit Beton aufgefüllt.
    Und das was ich sah, war erschütternd. Noch nie in meinem Leben ha tte ich mich so erbärmlich geschämt. Noch nie in meinem Leben hatte ich meine Mutter so gehasst, wie in diesem Moment. Warum zum Teufel, erschien diese Frau immer dann, wenn ihre Anwesenheit unerwünscht war. Warum zum Geier, musste sie sich ausgerechnet an diesem Tag in aller Herrgottsfrühe mit gleich zwei Verlagsvertretern verabreden. Und warum verflixt noch mal, mussten ausgerechnet an diesem Tag, früh morgens um acht Uhr, gleich mehrere Kunden einen Buchladen aufsuchen?
    „ Bitte gehen sie, kommen sie später noch einmal, sie sehen doch ...“, vernahm ich das Stimmchen meiner Mutter, die sich anhörte wie eine genervte Verkehrpolizistin an einer schweren Unfallstelle, die sich aufdringlicher Schaulustiger zu erwähren hatte.
    Und das war auch gut so. Denn unser Anblick war nichts für schöngeistige Gemüter. Alles deutete darauf hin, dass wir entweder einem exquisiten Opiumrausch erlegen waren , oder ein Pornovideo mit Orgiencharakter abgedreht hatten, wobei ORGIE als Scherpunktthema, sowohl als Sauf – beziehungsweise als Sexorgie behandelt wurde.
    Wir lagen alle nackt und durcheinander gewürfelt herum. Leo, das Cello, lag mit seiner Morgenlatte unter einer umgestürzten Fächerpalme. Jörg, die Violine, hing verstimmt über der Armlehne eines Lesesessels. Meine Schwester lag schnarchend auf der Couch, wobei der Kopf ihres Freundes auf ihren entblößten Unterleib gebettet war. Eukalyptus lag zusammengeknüllt zwischen den Bestsellern.
    U nd ich … lag zwischen Ferdinand und Lars, der Bassgitarre, während meine Hände auf den erschlafften Genitalien der beiden ruhten. Beim Aufstehen stolperte ich über die Beine meiner Freundin, die wie ein aufgeschwemmter Mehlsack auf Lutz, dem platt gedrückten Pianisten lag. Aber als wesentlich merkwürdiger empfand ich, dass alles um uns herum blitzsauber und aufgeräumt war. Es lagen weder leere Flaschen, verstreute Zigarettenkippen noch ausgespuckte Essensreste herum. Nicht nur der Glasbehälter stand wieder an seinem Platz, sogar unsere abgelegten Klamotten hingen akkurat auf Kleiderbügeln an einem Regal.
    „ Hier waren Geister oder Heinzelmännchen am Werk gewesen, die bereits im Voraus für ihre Dienste entlohnt wurden“, dachte ich.
     
    Zu Hause versuchte ich krampfhaft den Ablauf der Party zu rekonstruieren. Wieder und wieder überlegte ich, wo ich meine Unschuld verloren haben könnte. Ob ich wohlmöglich voll gedröhnt über der Couchlehne hing, oder wie ein ausgestreckter Weberknecht am Boden lag. Vielleicht im Dickicht der Palme hindöste und unbekümmert an einem Blatt knabberte. Oder gar mit meinem Kopf zwischen den heiligen Schriften klemmte.
    I ch befürchtete, dass mir die Flaschendarbietung meiner Schwester als durchaus ausbaufähig erschien und ich sie auf ganz eigenwillige Art präzisiert hatte. Ein beschämender Gedanke, der mich dazu bewog, in Zukunft den Alkohol zu meiden wie der Vampir das Sonnenlicht.
    „ Das Videoband!“, schoss es mir durch den Kopf.
    Ich stürmte ins Wohnzimmer, in dem Hugo und meine Mutter beisammen saßen, und Hugo sich anscheinend bemühte den peinlichen Vorfall im Bücherparadies zu verharmlosen. Meine Mutter feuerte mir einen verächtlichen Blick zu, als wäre ich ein triebgeiles Monster . Wogegen Hugo mich verschmitzt angrinste.
    „ Entschuldigung, ich wollte nicht stören, äh, ich wollte nur wissen, wo meine Kamera ist?“, schnurrte ich unterwürfig. Eine ganz und gar untypische Artikulation, die überhaupt nicht meinem Wesen entsprach. Aber ich hielt dieses verbale Stilmittel für unumgänglich, denn schließlich hatte ich Dreck am Stecken, den es mit Geschicklichkeit zu beseitigen

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