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Titel: B00G7SVP3K EBOK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Dietze
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erhofften.
    Mein Kameradebüt wurde nicht der gebührende Respekt entgegengebracht. Man prostete mir unentwegt zu, schnitt Grimassen oder streckte mir nackte Hinterteile vor die Linse, anstatt meinen Regieanweisungen zu folgen.
    Irgendwann tat mir nicht nur der Arm weh, sondern ich fühlte mich auch als Dokumentarfilmerin überfordert. Ich stellte die Kamera auf ein Stativ und ließ sie unbemerkt weiterlaufen und mischte mich unter meine Gäste. Hugo legte indes einen Tango auf und bat mich, mit einer tiefen Verbeugung, zum Tanz. „Auch das noch!“, dachte ich, aber willigte ein. Hugo übernahm die Führung und schleuderte mich wie ein heißblütiger Argentinier über den Teppich. Schleifte mich wie eine Ankleidepuppe neben sich her, ließ mich rücklings in seine Arme fallen, zerrte mich wieder hoch und donnerte mir sein rot angelaufenes Gesicht wie ein Laternenpfahl entgegen. Um mich anschließend solange im Kreis zu drehen, bis ich einen Drehwurm erlag und es mir wie eine Erlösung erschien, als er mich wieder auffing. Gerade als er mich wiederholt rücklings nach hinten warf und mich mit seinen Glubschaugen mit der Leidenschaft eines Mastbullen anstierte, ließ er mich zu Boden fallen. Griff sich ans Herz und verzog sein Gesicht. Leo, das Cello, und Lars, die Bassgitarre, eilten Hugo zu Hilfe. Wogegen Ferdinand es für ratsamer erachtete, sich um meine Bedürftigkeit zu kümmern. Hugo wurde auf das gegenüberliegende Sofa gehievt und mit einem Glas Wasser versorgt. Das Angebot einen Arzt kommen zu lassen, lehnte er ab.
    „ Mir kann nur der Jack Daniels helfen!“, brummte er, nahm einen tiefen Schluck aus der Flasche und schlummerte kurz darauf mit seinem Erste-Hilfe-Programm im Arm, ein. Wir kümmerten uns nicht mehr um ihn, und fühlten uns auch nicht verpflichtet unseren Lärmpegel zu drosseln. Im Gegenteil, je mehr Bowle wir tranken, umso hemmungsloser führten wir uns auf.
    „ He, Leute, ich habe eine Idee!“, machte Jörg, die Violine, auf sich aufmerksam.
    „ Was haltet ihr von Flaschendrehen für Fortgeschrittene?“
    Mit einem kollektiven Aufschrei bekundeten wir unsere Zustimmung.
    „Also, das funktioniert so: Derjenige, auf den der Flaschenhals zeigt, wird verschont, alle anderen müssen ein Kleidungsstück fallen lassen! Schuhe, Gebisse, Schmuck, Toupets und Slipeinlagen gelten nicht!“, erklärte er und legte eine Weinflasche auf den Boden, um die alle widerspruchslos Platz nahmen.
    „ Oh, Gütiger!“, dachte ich und schaute betreten auf die Flasche. Das Ding braucht sich nur einmal an mir vorbeizudrehen, dann steh ich schon nackt da. Ich trage ein einteiliges Kleid und darunter nichts als meine Unschuld. Wie ferngesteuert, schlich ich zum Bowleausschank und füllte mein Glas bis zum Überlaufen auf. Ich hielt es für dringend erforderlich, mir Mut anzutrinken, da ich mein vorhandenes Pensum an Schamgefühl noch abarbeiten musste, was die anderen während meiner Dreharbeiten, schon erfolgreich getan hatten.
    Selbst meine Schwester und ihr Freund, glänzten mit einer Aufgeschlossenheit, dass ich keinesfalls als Spielverderberin verhöhnt werden wollte.
    Außerdem wollte ich meinen ursprünglich gehegten Grundgedanken auch verwirklichen. Ich warf einen prüfenden Blick zu Ferdinand, auf dessen Schulter Eukalyptus saß und hochkonzentriert in Ferdinands Haaren nach Ungeziefer herumwühlte. Ohne noch länger zu zögern, trank ich mein Glas leer, bevor ich der ungeduldigen Aufforderung von Ferdinand folgte, mich neben ihn zu setzen. Schon beim Hinsetzen zeigte das Gebräu seine Wirkung. Nicht nur die Flasche, auch alle Anwesenden schienen sich wie auf einem Karussell zu drehen. Eukalyptus sprang von einer Schulter auf die andere, und Ferdinand hielt mich laut lachend im Arm. Leo, das Cello, trommelte inbrünstig mit den Händen auf den Boden herum und schrie:
    „ Schneller … schneller!“
    Ich stimmte lautstark mit ein und war erstaunt, was für schrille Töne ich zustande brachte. Meine Schwester, ja daran k onnte ich mich noch erinnern, die saß auf einmal in der Mitte des Geschehens und schleckte mit tabuloser Hingabe den Flaschenhals ab. Wobei Eukalyptus, angesteckt von unserem hysterischen Geschrei, wie ein batteriebetriebenes Spielzeugäffchen herumhopste. Wie durch eine Milchglasscheibe, sah ich das Gesicht von Ferdinand, der offensichtlich auf mir lag. Aber seine Stimme klang, wie die von Leo. Dann drückte mir der Affe seine feuchte Nase ins Gesicht und redete mit der Stimme von Lars

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