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hing.
„ Wahnsinn, solche Frauen gab es wirklich!“, dachte ich hingerissen. Und dann dieser Name! Klarissa von Stein. Ich ließ mir ihren Namen auf der Zunge zergehen. Klingt wie komponiert, schmachtete ich mit verdrehten Augen vor mich hin.
„ Warum heiße ich nicht so?“, dachte ich ernüchtert.
Warum waren meine Vorfahren kein e flexiblen Raubritter, die sich auf das Pfählen wohlhabender Bauern verstanden, oder zumindest Hoflieferanten, die den Mörtel für das Lustschloss irgendeines Königs herangekarrt hatten? Dann würde ich heute wenigstens Luisa von Mörtel heißen.
„ Komme ich unpassend?“, riss mich Frau von Stein aus meinen Sehnsüchten und zog nur ihre linke Augenbraue skeptisch nach oben.
„ Wahnsinn!“, dachte ich. Was die alles kann!
„ Nein, äh … bitte gnädige Frau, treten sie ein!“
Ich führte sie durch das ganze Haus und beobachtete wie sie genauestens alle Räumlichkeiten begutachtete, jedoch ohne sich zu äußern.
„Besitzt diese Villa eigentlich auch einen Keller?“, fragte sie überraschend und sah mich prüfend an, so als hinge ihre Entscheidung davon ab. Etwas widerwillig geleitete ich sie zu der alten Eichentür, die in den Gewölbekeller hinabführte.
„ Bitte!“, sagte ich verschüchtert und trat instinktiv einen großen Schritt zurück.
Frau von Stein zögerte nicht lange, drückte mir ihre Aktentasche in die Hand, krempelte ihre Ärmel hoch, schob mit einem Ruck den schweren Eisenriegel beiseite und stemmte gleichzeitig ein Bein gegen die Tür. Dabei wirkte sie sehr routiniert, so als hätte sie schon einmal ein Praktikum in einem Gefängnis absolviert. Danach stiefelte sie heroisch , mit meiner Taschenlampe bewaffnet, die Steintreppe hinab, als gäbe es nichts zu befürchten.
Ich folgte ihr nicht, sondern lauschte nur ihren klackenden Stiefelabsätzen , die zügig verhallten, da sich der Keller über eine phänomenale Größe erstreckte und über eine Vielzahl von geheimnisvollen Gängen verfügte. Um genau zu sein, war er ein Irrgarten. Von dem sogar eine alte Karte existierte, in der alle Verstrebungen eingezeichnet waren. Eigentlich war es unverantwortlich, den Keller ohne Wegweiser zu betreten. Wenn man Pech hatte, konnte man in den offenen Schacht fallen, der zu einem ehemaligen Bunker führte, und mit ein bisschen Glück, in einem alten Weinkeller landen, in dem noch verwahrloste Weinflaschen aus dem ersten Weltkrieg herumlagen. Aber die laut Aussage von Kunigunde nicht mehr genießbar waren.
„ Vielleicht hätte ich Frau von Stein das mit dem Schacht sagen sollen?“, überlegte ich schuldbewusst und rief aufmunternd ihren Namen, ohne mich auch nur einen Millimeter von der Stelle zu bewegen.
„ Frau von Steihein!“
Keine Antwort. Alles totenstill. Nichts!
Ich lauerte eine gewisse Zeit, dann versuchte ich es noch einmal, wobei meine Stimme jetzt deutlich an Dynamik eingebüßt hatte.
„ Steinchen … melde dich … bitte ...“
„ Jaha, ich komme!“, jodelte sie putzmunter und stöckelte sichtlich angestaubt die Treppe hinauf.
„ Wann darf ich einziehen?“, fragte sie hoch motiviert und strich sich das beleibte Spinnentier aus ihrem Gesicht, das sich sogleich widerstandslos abseilte und wohlbehalten auf meinem nackten Fuß landete.
„ Zum nächsten Ersten!“, erwiderte ich hastig, während ich wie eine Zofe vor ihr herwieselte und ihr den Weg ins Badezimmer wies.
Frau von Stein war gerade die Treppe emporgestiegen, als plötzlich etwas in der Diele rumorte. Zuerst bahnte sich ein Koffer den Weg durch die Haustür . Dicht gefolgt von zwei griesgrämigen Gestalten, die aussahen wie Fußknechte nach einer verlorenen Schlacht. Wie gern hätte ich die beiden jetzt mit der Armbrust bedroht oder ihnen mit dem Morgenstern eins übergebraten. Beide wirkten äußerst gereizt.
„ Was ist das für eine Blenderkarre da draußen, die einem den ganzen Weg versperrt?“, knurrte Hugo zornig.
„ Na, das sagt ja genau der Richtige!“, zischte ich ihn an.
Ich fackelte nicht lange herum, sondern konfrontierte die herumpolternde Bagage unverzüglich mit der Wahrheit, und zwar ziemlich deftig.
„Das ist das Auto von Frau von Stein, an die ich das Haus vermietet habe! Im Prinzip braucht ihre eure Koffer gar nicht erst auszupacken!“, erklärte ich lapidar und versperrte den beiden wie ein Burgwächter den Weg.
Sie glotzen mich fassungslos an.
„Du willst dein eigen Fleisch und Blut auf die Straße setzen? Hast du kein Gewissen? Schlimm
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