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und einmal mit einer Gondel fahren. In einigen Tagen sind wir wieder zurück. Haben etwas Geld von der Bank abgehoben … Ciao Bella!
„Möget ihr im Canal Grande ersaufen!“, fluchte ich verbittert und schlug mit der Faust auf den Tisch. Ich schäumte vor Wut, dass die beiden Hallunken meine eindringlichen Mahnungen, endlich sparsamer zu sein, ignorierten.
Obwohl meine Mutter über die erhebliche Steuernachzahlung, die unsere Ex istenz bedrohte, informiert war, die Geier quasi im Anflug waren und nach geeigneten Nistplätzen auf unserem Dach Ausschau hielten, und sich die unbezahlten Rechnungen wie Eierkuchen stapelten, frönten sie ihren feudalen Lebensstil unverhohlen weiter.
Natürlich war Hugo, der mittlerweile mit meiner Mutter verheiratet war und in der alten Villa wohnte, der Drahtzieher. Anstatt sich dieser Filou um sein eigenes Geschäft kümmerte, lungerte er meistens im Bücherparadies herum. Er unterhielt sich mit der Kundschaft und spielte sich als Chef auf. Es war an der Zeit zu handeln, und ich nutzte die Gunst der Stunde. Ich handelte aus Notwehr, um zu vermeiden, von diesen beiden Schwachköpfen gänzlich in den Ruin getrieben zu werden.
Als erstes, sperrte ich alle Konten und beschloss die Villa zu vermieten. Ich gab noch am selbigen Tag eine Anzeige in der Tageszeitung auf und pries das Haus als repräsentatives Wohn- und Gewerbeobjekt an, in der Hoffnung, einen solventen Idioten zu finden, der mir ein akzeptables Angebot unterbreitete. Allerdings verschwieg ich in meiner Anzeige, sowohl die horrenden Heizkosten, die der Bau verschlang als auch Hugo und meine Mutter, die das Haus noch besetzten. Auch hielt ich es nicht für besonders klug, die Abgeschiedenheit des Hauses hervorzuheben und auf das unwegsame Gelände zu verweisen, das durch ein kleines Wäldchen führte, in dem schon ab und an ein Bäumchen umstürzte. Mir schien es förderlicher zu sein, darauf aufmerksam zu machen, dass die Villa mit dem Namen „Rosshalde“ eine eigene Straßenbezeichnung besaß.
Schon einen Tag später meldete sich eine Dame am Telefon, die mir detaillierte Fragen stellte.
„Liegt das Haus abgelegen?“, war gleich die erste Frage, bei der ich ins Stottern geriet.
„ Nun, wenn man weiß wo es steht, findet man es ganz einfach … Das ist überhaupt kein Problem!“, stammelte ich dusselig daher.
„ Also gibt es keine Anwohner, die unmittelbar an das Haus grenzen?“, wollte sie wissen.
„ Nein, also … mir sind noch keine aufgefallen ...“
„ Was haben sie denn nun für eine Mietpreisvorstellung? Liegt die noch unter oder bereits über Fünftausend?“, drängelte sie weiter.
„ Ja also, … über! Aber wenn es ihnen zu viel erscheint, geht es auch unter! Ich bin ja schließlich Geschäftsfrau, mit mir kann man reden“, gluckste ich treudoof.
„ Und wie viel Mietvorschuss beziehungsweise Kaution schwebt ihnen vor?“
„ Ja, äh ... dem Rahmen angemessen.“
„ Also mindestens Drei?“, vergewisserte sie sich.
„ Wie … was … ich hab sie nicht richtig ...“
„ Drei Monatsmieten im Voraus! Mehr bin ich auf keinen Fall bereit zu zahlen!“, regte sie sich auf.
„ Mehr würde ich auch nicht verlangen“, war der einzige Satz, außer dem Aufsagen meiner Adresse, den ich während des Gespräches flüssig auf die Reihe gebracht hatte.
Frau von Stein störte sich aber offensichtlich nicht an meiner mangelhaften Rhetorik und vereinbarte für den nächsten Tag einen Termin.
„ Guten Tag, meine Name ist Klarissa von Stein. Wir waren verabredet“, begrüßte mich die exquisit gekleidete Dame und reichte mir kollegial ihre Hand.
Ich war stark beeindruckt. Frau von Stein war zuverlässig wie eine Stechuhr. Sie trug ein dunkles figurbetontes Flanellkostüm, dessen Rock beschwingt ihre Knie umspielte und ihren schwarzen hochhackigen Lederstiefeln genügend Beinfreiheit gewährte. Ihre platinblonden Haare waren streng am Hinterkopf zusammengesteckt, und unter ihrem Arm klemmte eine Aktentasche, auf deren feinem Nappaleder ihre Initialen prangten. Der schwarze Rahmen ihrer Designerbrille sah aus wie eine Zorro Maske und betonte ihre akkurat geschminkten Augen, die mich mit der Unerschütterlichkeit einer Powerfrau anfunkelten. Sie erinnerte mich an die Karrierefrauen aus dem Werbefernsehen, die perfekt gestylt in die Vorstandsetagen einflussreicher Großkonzerne stöckelten und dort mit einer Flip Chart Präsentation den Herren der Schöpfung zeigten, wo der Hammer schief
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