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der Polizei drohte.
„ Danke!“, zirpte ich und sah entrückt zu dem Fremden empor.
Seine pechschwarzen Haare waren streng gescheitelt und mit Gel in Form gebracht. Er trug ein blütenweißes Hemd, auf dem eine violettfarbene Fliege prangte, die meinem Hut beinahe die Show stahl. Irgendwie sah der Mann aus, als wäre er aus einem alten Kinofilm der Dreißiger Jahre entsprungen. Er hatte zweifellos Stil, wenn auch einen antiquierten, der mir aber mächtig imponierte. Ich fand es hinreißend, wie er sich dem gängigen Modediktat entzog und fühlte mich von der gleichsam merkwürdigen wie aparten Erscheinung angezogen.
Eigentlich war er für meinen Geschmack ein wenig zu groß und ziemlich dünn. Aber dafür besaß er eine markante Nase, die mich sofort an meinen Holzkasper erinnerte. Sie sah aus wie geschnitzt und verlieh seinem Gesicht eine gewisse Strenge, die allerdings durch die beiden Grübchen auf seinen Wangen entschärft wurde, wenn er mich verschmitzt anlächelte. Je länger ich ihn betrachtete, umso mehr bildete ich mir ein, etwas Vertrautes zu spüren. War ich ihm schon einmal begegnet? Oder erlag ich einer Sinnestäuschung, die ganz normal war, wenn man auf der Suche war und hoffte, endlich gefunden zu werden?
„ Darf ich ihnen für einen Augenblick Gesellschaft leisten?“, fragte er.
„ Aber ja, ja natürlich?“, antwortete ich überschwänglich, und es hätte beileibe nicht viel gefehlt, dass ich aufgesprungen wäre, um ihn den Stuhl zurechtzurücken.
„ Darf ich ihre Hände sehen?“, fragte er und sah mich schelmisch an.
„ Himmel!“, dachte ich. Hat man dem jetzt auch weisgemacht, dass man wertvolle Frauen an den Händen erkennt?
„ Wollen sie mir aus der Hand lesen?“, fragte ich entgegenkommend.
„ Nein, warum sollte ich das tun, ich kenne sie ja bereits“, sagte er mit einem kecken Augenaufschlag.
Der Fremde wurde mir auf eine angenehm anzügliche Art immer unheimlicher. Ich spürte, dass es zwischen uns knisterte wie bei einem Waldbrand, und meine Hände zitterten verräterisch, als ich sie ihm entgegenreichte.
„Oh, die sind ja diesmal sauber!“, raunte er vergnügt, während ich ihn verständnislos anstarrte.
„ Wo ist denn der andere?“, hakte er nach und streichelte sanft über meinen Handrücken.
Verwirrt überflog ich meine Finger und stellte erleichtert fest, dass sie vollzählig waren.
„Ich habe nur Zehn“, entgegnete ich heiter.
Er lachte amüsiert auf, so dass sein Gesicht lausbubenhaft erstrahlte.
In diesem Augenblick stand für mich die Zeit still . Es war der Augenblick der Liebe. Ich war in diesem Moment bereit, mich in alles an ihm zu verlieben. In seine Stimme, die so wohltuend klang, als hätte er ein Leben lang nichts anderes getan, als meditative Tonträger zu besprechen. In seine Augen, die mich einerseits treuherzig aufsaugten und mich dennoch zu frivolen Phantasien anstachelten. In seine Hände, die mich genüsslich erschaudern ließen, und sein Lachen, das so mitreißend war, als würde er mich auf Händen tragen und sich mit mir auf einer Blumenwiese im Kreis drehen.
Ich wurde zunehmend ruhiger, glaubte meine Mitte gefunden zu haben, obwohl ich inmitten von Amors Schusslinie stand.
„Ich meine, den wunderschönen Smaragdring von ihrer Tante, den ich ihnen damals umgearbeitet habe. Sie haben mir seinerzeit ihre tintenverschmierten Hände entgegengehalten und mir befohlen, dass ich ihnen die Ringe höchstpersönlich überstreife. Erinnern sie sich?“
Seine Stimme klang in diesem Moment zögerlich, so als hätte er Angst, dass ich mich nicht mehr daran erinnern könnte.
Ich ließ mir nicht anmerken, dass mir seine Gedächtnisstütze zwar auf die Sprünge half, mich aber zwischen Enttäuschung und Verzückung schwanken ließ.
Enttäuscht deswegen, weil ich verschämt an meine Hühnerkralle denken musste, die ich mir immer noch jeden Abend gewissenhaft in den Mund stopfte. Vor dem Schlafengehen unter mein Kopfkissen legte, und tagsüber in meiner Handtasche mit mir herumschleppte. Mental gesehen, fühlte ich mich den weltlichen Gesetzmäßigkeiten gar nicht mehr zugehörig. Wahrscheinlich hätte ich bei einer Verkehrskontrolle nicht meine Ausweispapiere, sondern meine Hühnerkralle dem Polizisten als Identitätsnachweis in die Hand gedrückt.
Es war so aufregend an die Kraft des Zaubers zu glauben, die den Lauf der Dinge auf unerklärliche Weise zu beeinflussen vermag. Eben einer spirituellen Macht zu vertrauen, die mich in die Arme
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