B00G7SVP3K EBOK
genug, dass du die Konten gesperrt hast!“, klagte mich meine Mutter an. „Wir wären in Venedig beinahe verhungert, weil wir kein Geld abheben konnten, und Hugo konnte sich keinen Smoking kaufen, um mit mir in die Oper zu gehen.“
„ Lass mal Petra, reg dich nicht auf, das wird sich alles aufklären. Ich werde mit der Dame ein Wörtchen reden und ihr klar machen, dass das Haus nicht zu vermieten ist“, unterbrach Hugo meine Mutter.
Ich zitterte vor Anspannung und spürte förmlich, wie das Blut in meinen Adern vor Wut kochte. Bei der Vorstellung, dass Frau von Stein ihr Vorhaben, das Haus zu mieten, rückgängig mach en würde, nur weil ihr die Eigentumsverhältnisse strittig erschienen, wurde mir kotzübel.
„ Wo ist sie denn, die feine Dame?“, fragte Hugo überheblich grinsend und versuchte, sich Platz zu verschaffen, indem er mich mit einer Handbewegung aus seiner Spur entfernen wollte.
„ Äh, ... im Keller, sie besichtigt gerade den Keller!“, antwortete ich und ging den beiden folgsam aus dem Weg.
Wie erhofft stand die Tür zum Keller noch offen. Ich hatte sie in der Aufregung vergessen zu schließen, so dass Hugo und meine Mutter arglos hineingingen.
„ Hallo Frau Elster … wo sind sie?“, hörte ich Frau von Stein von oben herab trällern.
Hugo und meine Mutter drehten sich verdutzt auf der Kellertreppe um. Aber zu spät! Ich knallte die Tür hinter ihnen zu und schob den Riegel vor.
„Ich kooomme!“, posaunte ich nach oben.
Frau von Stein schien sehr in Eile zu sein, deswegen bestand sie darauf , die anfallenden Formalitäten sofort zu erledigen. Sie warf einen verwunderten Blick auf die herumstehenden Koffer.
„ Haben sie ihre Koffer schon gepackt?“
„ Nein, äh, die sind noch von meinem Urlaub, ich bin noch nicht dazu gekommen sie auszupacken“, schwindelte ich und geleitete sie ins oberste Stockwerk, da wo die Hilferufe meiner missratenen Sippe nicht mehr zu hören waren.
„ Bitte zählen sie nach“, forderte sie mich auf und schob mir einen prall gefüllten Briefumschlag über den Tisch.
„ Das sind genau Zwanzigtausend … für die Mietvorauszahlung … einschließlich der Kaution.“
Ich zuckte unwillkürlich zusammen, als würde es sich um eine Briefbombe handeln, bevor ich anfing die Geldscheine dreimal hintereinander durchzuzählen und sie gegen das Licht zu halten.
„Womit verdienen sie eigentlich ihr Geld?“, fragte ich mächtig beeindruckt.
Wortlos reichte sie mir ihre Visitenkarte, auf der in feinen goldenen Lettern geschrieben stand:
Klarissa von Stein
Therapeutin
Terminvereinbarung unumgänglich!
„ Aaah!“, staunte ich laut. „Haben sie ein Spezialgebiet?“
„ Ich therapiere auf pädagogischem Niveau!“, erklärte sie reserviert.
„ Oooh, wie interessant, sicher eine Art Bewusstseinserweiterung durch erzieherische Maßnahmen“, resümierte ich altklug.
„ Ja, so kann man sagen“, erwiderte sie und räusperte sich.
„ Sie sind sicherlich eine Koryphäe auf ihrem Gebiet. Hoffentlich gehen ihnen nie die Patienten aus.“
„ Nein, die habe ich mir alle gut erzogen“, antwortete sie mondän und klimperte ungeduldig mit ihren langen Fingernägeln auf ihrer Aktentasche herum.
In diesem Moment klingelte ihr Handy. Selbstverständlich spitzte ich meine Ohren, schließlich läuft einem nicht alle Tage eine Powerfrau über den Weg, da möchte man doch etwas mehr erfahren.
„Gut“, sagte sie schroff. „Dann erwarte ich dich in einer Stunde in meinem Studio ... äh Praxis!“, verbesserte sie sich hüstelnd und wandte sich wieder meiner Wenigkeit zu.
„ Haben Sie sonst noch irgendwelche Fragen? Ich habe nämlich heute noch einige Termine.“
„ Nein, nein, überhaupt nicht. Es bleibt dabei. Nächste Woche können sie einziehen ... äh, was verdienen sie eigentlich so in der Stunde?“
„ Eine sehr indiskrete Frage, finden Sie nicht?“, rügte sie mich und lächelte gezwungen.
„ Ja, sie haben Recht, das war unverschämt von mir“, entschuldigte ich mich.
„ Aber der Name Rosshalde passt doch wirklich gut, finden sie nicht?“
„ Zu was?“, hakte sie nach.
„ Na, zu ihrem Domina Studio, das müssen sie doch zugeben Frau von Stein? Aber nichts für ungut!“, fuhr ich fort. „Wenn sie pünktlich ihre Miete zahlen und ihr Geschäft diskret betreiben, werden wir gut miteinander auskommen. Übrigens, wie heißen sie eigentlich richtig?“
„ Gudrun Bau ... er“, stammelte sie perplex und starrte mich an, als hätte ich
Weitere Kostenlose Bücher