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Titel: B00G7SVP3K EBOK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Dietze
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sie aufgefordert, mit mir eine Flasche Salpeterssäure auf ihr Wohl zu trinken.
    „ Ja, so wird man vom Junker zum Bauern. Das ist wahrscheinlicher als umgekehrt“, dachte ich froh, reichte ihr meine Hand und versicherte ihr, dass wir gut miteinander auskommen werden. Jedoch wirkte sie beim Abschied sichtlich fahrig, als hätte sie meine durchaus freundschaftlich gemeinte Geste als Drohung aufgefasst.
     
    „Seid ihr noch da drin’!“, rief ich scheinheilig, als ich wieder vor der verriegelten Kellertür stand.
    Ich bekam aber keine Antwort. Nichts rührte sich, als hätten sich die beiden Gefangenen in Luft aufgelöst. Ich verfiel augenblicklich ins Träumen und überlegte, ob die zwei eigentlich jemand vermissen würde, falls sie Pech gehabt haben sollten und in den Schacht gefallen waren. Ich stand noch angelehnt an der Kellertür und hing meinen Gedanken nach, als ich eigenartige Geräusche vernahm. Es war nicht nur die Stimme von Hugo, die flüsterte, und die Stimme meiner Mutter, die zustimmend kicherte, es war auch ein Klappern zu hören. Die beiden schienen irgendetwas Schweres die Treppe hoch zu schleppen. Neugierig klebte ich mein Ohr an das Holz und flog vor Schreck beinahe an die gegenüberliegende Wand, da Hugo in diesem Moment mit seinen Fäusten gegen die Tür donnerte.
    „ Mach auf! Wir wissen, dass du davor stehst! Mach auf, sonst schlage ich das Ding mit der Axt ein!“, brüllte er.
    „ Oh bitte nicht!“, flehte ich gedanklich. Wie sollte das Frau von Stein ihren Sklaven erklären?
    „ Ja, ja … schlag sie ruhig ein, Hugo!“, hörte ich, wie ihn seine Angetraute anfeuerte.
    Ich gehorchte umgehend und öffnete die Tür, die mir ebenso hurtig gegen den Kopf flog, weil Hugo mit aller Gewalt dagegen trat. Ich schrie jämmerlich, aber wurde keines Blickes gewürdigt. Viel wichtiger erschienen den beiden, die alten verdreckten Weinflaschen, die sie in mehreren riesigen Holzkisten aus dem Keller schl iffen.
    „ Was wollt ihr denn mit den alten Dingern?“, fragte ich benommen. „Die braucht ihr doch nicht extra zum Glascontainer zu schaffen.“
    Ich hätte genauso gut Hugo als Bettnässer und meine Mutter als Straßendirne beschimpfen können, sie hätten es vermutlich gar nicht wahrgenommen, weil sie hochkonzentriert mit ihrem Abfall beschäftigt waren.
    „Hoffentlich werde ich mal nicht so wie die“, dachte ich und verfolgte verwirrt, wie sie die alten Kisten in Hugos Campingbus schleppten. Hugo war bereits ins Auto gesprungen, als sich meine Mutter zu mir umdrehte.
    „ Wann zieht denn die Frau von Stein ein?“, fragte sie, wobei sie ihre Koffer wieder ins Auto hievte.
    „ In einer Woche!“, entgegnete ich.
    „ Gut dann kommen wir morgen noch einmal und holen unsere Sachen. Ich werde zu Hugo ziehen!“, rief sie. „Und du, wo willst du eigentlich dann wohnen?“
    „ Im Büro … vorübergehend!“, rief ich ihr nach, ohne mir sicher zu sein, dass sie es überhaupt verstanden, geschweige denn, interessiert hatte.
     
     

Kap itel 12
     
    Ich sah auf meine Armbanduhr und erschrak. In einer halben Stunde hatte ich eine Verabredung mit Melchior Sperling.
    Einem Mann, in dessen Augen ich meine ungeborenen Kinder sah . Einem Mann, der mich mit seinem animalischen Charme an das Balzverhalten von Präriemäusen erinnerte. Einem Mann, der mir auf unerklärliche Weise den Verstand raubte und meine Liebesglut wie einen Flächenbrand entfachte. Diesem Mann also, würde ich heute Abend mit einer riesigen Beule am Kopf gegenübertreten.
    Ich s ah aus, als hätte ich mich in den letzten zwei Stunden mit nichts anderem beschäftigt, als kontinuierlich meinen Kopf gegen die Wand zu donnern. Einfach so, weil ich Zeit hatte und mir nichts Besseres einfiel.
    Was soll ich jetzt machen? Mir ein riesiges Pflaster draufkleben, damit ich auss ah, als käme ich gerade aus der Krieggefangenschaft, oder mein Horn mit einem Klapsband verdecken, und aussah wie eine Rothaut deren Wigwam abgefackelt wurde.
    Ich entschied mich , für zwei weitere Beulen und zog mein cremefarbenes Korsagenkleid an, in der Hoffnung, von dem satten Blau meiner Stirndelle abzulenken.
    Aber mein Ansinnen war vergebens. Und das war auch gut so. Das Erste, was Melchior bei meiner Begrüßung an mir auffiel, war meine hervorstechende Beule. Er schaute mich besorgt an und wollte wissen, wo ich mir die Verletzung zugezogen ha tte. Da stand ich nun, mit meinen roten Lippen, die wie Siegellack glänzten. Meiner eingeschnürten Wespentaille.

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