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Titel: B00G7SVP3K EBOK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Dietze
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wir unangemeldeter Besuch und da ist man eben nicht immer willkommen. Noch Fragen?“
    Der Tauchlehrer blickte gelangweilt in die Runde, so als stünde uns nun ein geselliges Beisammensein in einem Planschbecken bevor.
    Ich war die Mutigste und meldete mich umgehend und diskussionsbereit zu Wort.
    „ Also kann man davon ausgehen, dass der Hai als solches, mit der Wesensart von Delfinen zu vergleichen ist?“
    „ Im Prinzip schon, aber eben nicht ganz. Sie sind so ähnlich wie Delfine, aber doch anders … ganz anders ...“
    Ich war mir sicher, dass ich die Einzige war, die seine letzten Worte noch verstanden hatte. Da ich sie mehr oder weniger von seinen Lippen abgelesen hatte, bevor er ein Zeichen gab und wir uns alle rücklings in den Ozean stürzten.
    Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, keine Angst zu haben. Solange bunte Fischschwärme, Wasserschildkröten, Rochen und Moränen mein Blickfeld kreuzten, war auch alles in Ordnung , und ich freute mich des Lebens. Auch als ich ein seltsames Geräusch direkt neben mir vernahm, das sich wie ein leichtes Knurren anhörte, blieb ich gelassen. „Wahrscheinlich eine altersschwache Schildkröte“, hatte ich gedacht, der ich im Weg herumschwimme und paddelte hilfsbereit zur Seite. Aber das Knurren hörte nicht auf. „Mensch, schwimm weiter Oma!“ schimpfte ich innerlich und wandte mich mit einem genervten Blick zur Seite, der mich unverzüglich in akute Atemnot versetzte. Mein knurrender Begleiter war ein Hai, der mich mit seinem toten Auge anspähte und offensichtlich keinerlei Drang in sich verspürte, an mir vorbeizuschwimmen. Er wich mir nicht von der Seite, als wären wir füreinander bestimmt.
    Ich geriet in Panik . Schlug, wie bereits abgeschmeckt, wild umher, und meine Sauerstoffblasen schossen wie ein aufgescheuchter Bienenschwarm aus mir heraus. Der Fisch schloss die Augen. Das war mein Todesurteil! Denn irgendwo hatte ich mal aufgeschnappt, dass ein Hai, bevor er seine Beute zerreißt, die Augen schloss, und wer außer mir kam da schon in Frage. „Also nichts wie weg“, dachte ich und schoss wie ein Feuerwerkkörper nach oben.
    „ Hilfe!“, schrie ich aus Leibeskräften und klammerte mich an den Schwimmring den man mir vom Boot aus zuwarf.
    Ich wurde wie eine Wasserleiche aus dem Wasser herausgezogen, und als ich festen Boden unter den Füßen hatte, wurde mir schwarz vor Augen und ich klatschte, ohne eine Erklärung abgeben zu können, zu Boden.
    „ Luisa! Hörst du mich?“, hörte ich jemanden fragen.
    Bis ich endlich meine Augen aufklappte, nur damit endlich das unangenehme Klatschen in meinem Gesicht aufhörte. Melchior sah mich verständnislos, beinahe vorwurfsvoll an.
    „Warum zum Teufel bist du ohne Erlaubnis aufgetaucht! Spinnst du? Du hast uns alle gefährdet!“, schrie er erbost.
    „ Wegen dem Monster ...“, winselte ich.
    „ Was hast du erwartet, was da unten rum schwimmt? Seejungfrauen? Das war ein kleiner Ammenhai, völlig harmlos! Ich erwarte, dass du dich morgen etwas professioneller anstellst!“, sagte er in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.
    Soweit ich mich erinnern k onnte, war dies das letzte Mal, dass mich Melchior mit dieser ungehemmten Konsequenz in die Schranken wies.
    Zwei Jahre später war dieses Selbstbewusstsein, dass ich an ihm so schätzte und mir das Gefühl von Autorität vermittelte , wie weggeblasen. Vielleicht lag es daran, dass ich immer öfter gegen ihn rebellierte und seinen Entscheidungen widersprach. Manchmal habe ich mich selbst darüber geärgert. Aber im Prinzip wollte ich nichts anderes, als die Grenzen meiner Verfügungsgewalt ausloten, weil ich den Eindruck hatte, dass sich mein Freigehege viel zu weiträumig erstreckte und er mich unbeaufsichtigt darin herumstreunen ließ. Aber er bemerkte es nicht. Er erlag zunehmend meinem Einfluss. Vielleicht war es ihm zu anstrengend mir Contra zu bieten, weil ihm die Harmonie wichtiger erschien, als sich gegen mich zu behaupten. Oder er hatte ganz einfach Angst mich zu verlieren.
    Mir jedenfalls bekam diese antiautoritäre Lebensform überhaupt nicht. Oft genug versuchte ich , absichtlich zu provozieren, in der Hoffnung, dass er mir diesmal den Kopf in die Backröhre oder in die Kühltruhe steckt. Mir dabei meinen nackten Hintern versohlt und mir mit seinem Zauberstab den Teufel aus dem Leib trieb. Aber Melchior ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Er gab nach und entschuldigte sich für Dinge, die er nicht zu verantworten hatte. Mag sein, dass er

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