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Titel: B00G7SVP3K EBOK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Dietze
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unauffälliger , und auch für viel seriöser, mich wieder im Bücherparadies nach Neuerscheinungen umzuschauen. Eine edle Entscheidung, aber nutzlos, weil sie nichts einbrachte, und sich einige Monate später als überflüssig herausstellen sollte.
    Es war einer dieser verregneten Tage, an denen mich Melchior morgens aus dem Bett rollen musste und ich es weitaus gemütlicher fand , auf einem Bettvorleger weiter zu schlafen, als mich in die Senkrechte zu hieven. Eines dieser verdammten Hundstage, an denen mir eine Straßenumleitung mutwillig meinen gewohnten Weg zur Arbeit versperrte und vor mir ein Mann mit Hut fuhr, der mich zu einem riskanten Überholmanöver zwang. Ausgerechnet an diesem Tag, feierte Melchior sein 100.jähriges Firmenjubiläum und hatte zu diesem Anlass mehr als 150 Gäste eingeladen. Darunter Familienmitglieder, wichtige Kunden, Vertreter, Angestellte und einige Würdenträger aus der Stadt. Da es nicht nur ein großes, sondern vor allem ein gelungenes Fest werden sollte, beauftragte Melchior eine Event Agentur, die den Festssaal eines renommierten Hotels in unserer Stadt festlich ausstattete.
    An diesem besagten Abend , fühlte ich mich nicht gut. Kann sein, dass es an meinem ungewohnten Aufzug lag. Melchior hatte mir eigens für dieses Fest ein Abendkleid aus schneeweißer Seide gekauft und erwartete, dass ich vor Begeisterung die Hände über den Kopf zusammenschlage. Stattdessen befürchtete ich, mich bei dem Fünf Gänge Menü zu bekleckern, oder mich beim Laufen mit meinen Streichholzabsätzen in der Schleppe zu verfangen. Aber letztlich hatte es wohl an der biederen Atmosphäre gelegen, die auf dem Fest vorherrschte. Ich fühlte mich beinahe nackt, weil ich die Einzige auf diesem Ball war, die keinen Schmuck trug. Obwohl mich Melchior eindringlich darum gebeten hatte, einer seiner Goldschmiedearbeiten, in Form eines wertvolles Collies, anzulegen.
    „ Soll ich mich vielleicht noch in die Vitrine stellen, damit mich diese reichen Tanten begaffen können?“, habe ich herumgemurrt und Melchior verärgert.
    Auf dem Fest kannte ich so gut wie niemanden, und ehrlich gesagt, legte ich auch keinen großen Wert nähere Kontakte zu knüpfen. Melchiors Mutter ging ich aus dem Weg , und das war nicht einfach, weil wir mit ihr an einem Tisch saßen. Ich vertrieb mir die Zeit, indem ich die Leute beobachtete und mit einigen geschwätzigen Vertretern tanzte und hoffte, dass der Abend sich bald dem Ende neigte. Aber ich sollte mich täuschen, das Schlimmste stand mir noch bevor.
    Es ging auf Mitternacht zu, die Tanzfläche hatte sich gefüllt und die Leute wirkten durch den zunehmenden Alkoholkonsum aufgelockerter, als plötzlich ein ohrenbetäubender Tusch ertönte. Die Kapelle hörte auf zu spielen und Melchior sprang auf die Bühne, um eine feierliche Ansprache zu halten. Es wurde ein Halbkreis um ihn gebildet und alle Gäste warteten neugierig auf seine Präsentation.
    „Liebe Gäste, meine lieben Geschäftsfreunde, liebe Mitarbeiter, liebe Mutter, lieber Vater. Ich freue mich, dass Sie alle so zahlreich erschienen sind und mir die Ehre erwiesen haben mit mir gemeinsam unser 100.jähriges Firmenjubiläum zu feiern ...“
    Melchior bedankte sich für die gute Zusammenarbeit, die treuen Dienste, und vor allem für den guten Geschmack bei seiner solventen Kundschaft.
    Als das Klatschen verhallte und ich im Begriff war mich abzuwenden, um langsam den Heimweg anzutreten, holte er erneut aus. Aber diesmal merklich bewegter. Er hüstelte sichtlich ergriffen und begann fort zu fahren.
    „ Ich möchte diesen denkwürdigen Anlass aber auch für eine private Angelegenheit nutzen. Sozusagen Sie an meinem Glück teilhaben lassen, denn immerhin sind wir ein große Familie. Ich möchte Ihnen eine Frau vorstellen, die mein Leben mit neuen Impulsen bereichert hat. Die es immer verstanden hat, mich aufs Neue zu begeistern und deren Liebe mir mehr wert ist, als der wertvollste Diamant auf Erden.“
    Alles klatschte, sogar aufmunternde Pfiffe waren zu hören. Ich warf einen skeptischen Blick auf Melchiors Mutter, die in meiner Nähe stand und ihrem Sohn aufmerksam lauschte. „Sicher war sie gemeintC“, dachte ich. Aber Melchiors Anbetung galt nicht ihr. Er streckte seinen Arm in meine Richtung. Sicherheitshalber drehte ich mich um, damit ich mich vergewissern konnte, auch wirklich gemeint zu sein. Meine unbeholfene Geste wurde von einigen Gästen mit einem rührigen Lächeln quittiert, und alle Blicke waren auf

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