B178 - Tausend G-men und ein blondes Mädchen

mit Cassidis selbst gesprochen?«
    »Ich weiß nicht, ob er es selbst war, aber der Mann sagte: ›Wir halten fünf Millionen Dollar bereit für den Fall, daß Ihr Angebot seriös ist.‹«
    De Vito drängte. »Beeilt euch mit dem Versteck für East und das Mädchen!«
    Sheila zitierte Halek herbei, aber East ließ sie bei Betty. De Vito half. Sein Eifer überraschte mich und machte mich mißtrauisch.
    Wir stützten auf der Ladefläche am Fahrerhaus einen Hohlraum ab und schichteten die Steine so auf, daß der Hohlraum morgen, wenn East und das Mädchen darin untergebracht worden waren, leicht geschlossen werden konnte.
    Kurz vor zwei Uhr waren wir fertig. De Vito stieg in seinen Lincoln und verschwand.
    Ich ging in mein Zimmer zurück, löschte das Licht und wartete, bis es im Haus still geworden war. Ich war entschlossen, noch in der Nacht einen Befreiungsversuch für das Mädchen zu starten.
    Ich hatte,das Gefühl, daß die Fahrt nach New York zur Katastrophe werden konnte.
    Lautlos öffnete ich das Fenster und zog zollweise den Rolladen in die Höhe. Ich hatte aus der Werkzeugausrüstung des Trucks ein Reifeneisen auf die Seite gebracht. Ich holte es und nahm ein paar Steine mit.
    Niemand bewachte das Haus.
    Sie alle waren zu erschöpft von der ungewohnten Arbeit. Ich wollte mit Hilfe des Eisens den Rolladen hochdrücken und mit den Steinen abstützen. Wenn es mir gelang, so lautlos zu arbeiten, daß ich wenigstens einen Spalt öffnen und in das Zimmer blicken konnte, mußte ich East ohne Warnung durch eine Kugel außer Gefecht setzen.
    Ich schlich an der Rückfront des Hauses entlang. Als ich das letzte Fenster erreicht hatte, tastete ich den Rolladen ab nach einer Stelle, an der ich das Eisen ansetzen konnte.
    Mit der Behutsamkeit eines Geldschrankknackers zwängte ich es zwischen Fensterbank und dem unteren Rand des Rolladens. Vorsichtig drückte ich. Der Rolladen knackte.
    In dieser Sekunde geschah es. Ein Automotor heulte auf. Scheinwerfer wischten auf der anderen Seite des Hauses über den Hof. Der Wagen mußte ganz in der Nähe gestanden haben, denn er brauchte nur Sekunden, um vor dem Eingang zu stoppen.
    Polizei, dachte ich. Mit aller Kraft stemmte ich mich auf das Eisen. Der Rolladen ruckte nach oben. Aus dem Zimmer fiel Licht in die Nacht.
    An der Vorderseite krachte die Haustür unter Fußtritten.
    Jemand brüllte: »She!«
    Es war Easts Stimme. Offensichtlich befand er sich nicht im Zimmer.
    Eine Maschinenpistole ratterte, und der Schrei eines Menschen mischte sich in das scharfe Stakkato der Schüsse.
    Kein Anruf! Keine Warnung! Keine Aufforderung zur Übergabe!
    Eine zweite MP spuckte eine Serie aus. Das dumpfe Bellen einer schweren Pistole überdröhnte für Sekunden die Kugelspritzen. Ein Mann heulte in der letzten Verzweiflung auf.
    Wie ein Blitz traf mich die Erkenntnis: Das sind keine Polizisten!
    Ich packte den Rolladen und drückte ihn unter Aufbietung aller Kräfte nach oben. Er gab ein paar Zoll nach. Dann verkeilte er sich, und nun hörte ich im Zimmer Betty Dasting schreien.
    Ich weiß nicht, ob die Kraft, die ich in dieser Sekunde bis zur letzten Muskelfaser einsetzte, ausgereicht hätte, einen neuen Gewichtheberrekord in der Mittelklasse aufzustellen. Jedenfalls schaffte ich es, den verdammten Rolladen aus der Verkeilung zu drücken und bis zur halben Fensterhöhe hochzuschieben. Dort blieb er endgültig hängen. Ich stemmte eine Schulter gegen das Fenster. Es sprang auf.
    Irgendwo im Haus kläffte eine leichte Pistole.
    Ein Mann schrie: »Vorsicht mit der Frau, Slate! Schont sie, bis sie gesprochen hat. Wir müssen sonst zu lange suchen! Habt ihr den dritten Kerl, Don? Und das Girl?«
    Ich ließ mich in das Zimmer fallen sprang auf. Betty Dasting lag auf dem Bett, beide Arme an den Handgelenken über dem Kopf an die Querleiste gebunden. Eine Nachttischlampe brannte. East befand sich nicht im Raum, und die Tür war geschlossen.
    Ich sprang auf das Bett und löste den Knoten. Draußen auf dem Flur dröhnten Schritte.
    »Hier!« rief ein Mann.
    Unter einem Fußtritt erbebte die Tür, aber das Schloß hielt! Eine Maschinenpistole ratterte. Kugeln durchschlugen die Füllung, trafen das Schloß.
    Mit einer Handbewegung fegte ich die Lampe vom Nachttisch. Die Birne explodierte. In der gleichen Sekunde flog die Tür auf. Im Flur brannte Licht.
    Ich sah Gestalt und Gesicht eines Mannes im Türrahmen, die Maschinenpistole im Anschlag. Ich feuerte zweimal. Die Kugeln warfen den Mann zurück wie