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Babel 2 - Dämonenfieber

Babel 2 - Dämonenfieber

Titel: Babel 2 - Dämonenfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Winter
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aktiviert?«
    »Doch.« Sie setzte sich auf.
    Entweder stand jemand davor, der ganz genau wusste, dass sie hier wohnte, oder der durch den Ablenkungszauber sehen konnte. Aber Clarissa würde sicher nicht klingeln, wenn sie beschloss, Babel anzugreifen.
    Das Klingeln wollte einfach nicht aufhören, und diese Penetranz ließ Babel ahnen, wer sie da besuchte. Wütend stand sie auf. Das hatte ihr gerade noch gefehlt.
    »Brauchst du Hilfe?«, fragte Tom und stützte sich auf die Ellbogen, aber Babel schüttelte nur genervt den Kopf.
    Sie griff nach der Trainingshose und dem alten T-Shirt, die auf der Kommode lagen, zog beides über und rannte die Treppe hinunter. Noch bevor sie die Tür erreichte, drang auch schon das magische Muster ihrer Schwester hindurch und erfasste Babel wie ein warmer Wind.
    Als sie die Haustür öffnete, hielt Judith den Finger noch immer auf der Klingel. Mit ihrem kurzen Haar, einem modischen Bob, den rot glänzenden Lippen und dem Hosenanzug, dessen Farbe irgendwo zwischen grün und blau schwankte, sah sie aus wie ein Filmstar aus den Vierzigern – und für einen kurzen Augenblick war Babel von ihrer Schönheit fasziniert.
    Doch dann erfasste sie plötzlich ein zweites magisches Muster, und sie bemerkte den Mann, der ein paar Schritte hinter Judith stand und nun vorsichtig näher kam. In dem Moment, in dem sie erkannte, was er war, trat Babel ins Haus zurück und schlug die Tür zu.
    Das Herz schlug ihr bis zum Hals, schlagartig war ihr Mund ausgetrocknet, und die Tapete im Flur färbte sich tiefschwarz.
    »Babel, das ist doch albern«, drang Judiths Stimme herein. »Mach auf!«
    »Ich denke nicht dran! Verschwindet!«
    Als sie sich umdrehte, stand Tom mit verschränkten Armen im Durchgang zur Küche und sah Babel amüsiert an, während es erneut Sturm klingelte. Sie versuchte sich daran zu erinnern, wo der Schalter war, der die Klingel abstellte, aber als es ihr nicht einfiel, widerstand sie dem Lärm noch ungefähr zwanzig Sekunden, bevor sie mit voll hochgefahrenen Schutzwällen erneut die Tür aufriss und brüllte: »Was?«
    Judith taumelte zwei Schritte zurück, als Babels Magie sie erfasste, und es dauerte ein paar Herzschläge, bis sie wieder gerade stand. »Wärst du so gütig und würdest uns reinlassen?«
    »Vergiss es!« Babel richtete ihre Aufmerksamkeit auf den Mann, der noch immer hinter Judith stand und die Hände in einer Geste hob, die wohl ein Friedensangebot sein sollte.
    Er war groß und attraktiv und besaß eine gewisse Ähnlichkeit mit Sidney Poitier. Er trug eine schwarze Leinenhose und ein blaues Hemd, sein Kopf war kahl geschoren. Um den Hals schmiegte sich eine goldene Gliederkette, an der ein in Gold eingefasster Schädel einer Maus oder eines anderen kleinen Nagers hing. Unter dem Hemdkragen lugten die Ansätze einer Tätowierung hervor, ebenso an den Ärmeln.
    Aber seine Tätowierungen unterschieden sich von Toms. Es waren nicht nur einfache Bilder – die Tinte, die tief in die Haut eingedrungen war, verströmte eine schwache magische Energie.
    Babel kannte die Symbole nicht, aber das war auch nicht nötig. Es gab nur eine Gruppe von Leuten, die sich dieser Art von Tätowierung bedienten. Seine Magie kratzte an Babels Energienetz.
    Was zum Henker will Judith mit einem Ombre hier?
    Die Ombres waren diese eine Sache, mit der Hexen ihren Kindern drohten, wenn sie nicht artig waren. Babel hatte bisher nie einen getroffen, aber sie erinnerte sich gut an die Warnungen ihrer Mutter, die die Nekromanten sogar noch mehr hasste als Dämonen.
    »Babel, bitte. Es ist alles in Ordnung, du kannst mir vertrauen.«
    Sie warf Judith einen Blick zu, der deutlich sagte: Bist du nicht ganz dicht?, und ihre Schwester stieß einen tiefen Seufzer aus.
    Fieberhaft überlegte Babel, was sie tun sollte.
    In diesem Moment fluchte Judith und rief: »Jetzt reicht es mir aber. Ich bin deine Schwester, verdammt noch mal. Lass uns endlich ins Haus!« Damit drängte sie sich auch schon an Babel vorbei. Am Fuß der Treppe ließ sie ihre Reisetasche fallen, bevor sie sich wieder zu Babel umdrehte und im Plauderton sagte: »Schatz, das ist Auguste.« Sie deutete auf den Mann, der inzwischen auf der Schwelle stand. »Auguste, das ist meine große Schwester. Mit der ich jetzt erst mal unter vier Augen reden muss.« Mit einer herrischen Geste winkte sie Babel heran und stieg die Stufen zum ersten Stock empor. »Kommst du?«, fragte sie über die Schulter, als wäre es das Normalste auf der Welt, dass

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