Babel 2 - Dämonenfieber
gewöhnte und irgendwann feststellte, dass die Tochter den Freund abgeschossen hatte.
Aber du hast nicht vor, Tom abzuschießen, oder?
Nein.
Na, dann hat Karl ja keinen Grund, sich Sorgen zu machen.
»Was ist nur aus uns geworden? Umgang mit Plags. Ombres in der Familie.« Sie schüttelte den Kopf. »Wenn meine Mutter davon erfährt, wird sie die Hände über dem Kopf zusammenschlagen.« Seufzend stand sie auf und ging zu dem Schrank hinüber, in dem sie einen Teil ihrer magischen Hilfsmittel lagerte. »Ich werde jetzt erst mal zu Judiths Hotel fahren und sehen, was ich wegen der Toten machen kann, die ihr an den Fersen kleben.«
»Brauchst du Hilfe?«
»Fragst du das, weil du mir helfen willst, oder weil du gern Judith wiedersehen möchtest?«
»Dass du immer denkst, die Menschen hätten eine versteckte Agenda. Tse …«
»Das liegt daran, dass die Menschen meistens eine versteckte Agenda haben, wenn sie etwas für dich tun.« Sie steckte ein bisschen Holz-und Knochenasche in Beuteln ein und nickte. »Nimm deine Schreckschusspistole mit. Wenn Auguste irgendwas Komisches versucht, während ich auf der Totenebene bin, dann knall ihm eine vor den Latz.«
Karl erhob sich und griff in die Schublade. Die Schreckschusspistole steckte er in den Hosenbund, über den das bunte Hemd kam. Entschlossen rieb er sich die Hände, als wären sie auf dem Weg zu einem amüsanten Theaterabend.
Als sie ihn so vor sich sah, den alternden Asterix-Verschnitt mit dem weizenblonden Schnäuzer und dem Bauchansatz, überkam sie eine ungewohnte Zärtlichkeit, die es ihr unmöglich machte, ihn abzumahnen, als er sagte: »Na schön, Mädel, dann lass uns mal Ordnung in dieses Chaos bringen.«
Dabei hasste sie es, wenn er sie Mädel nannte.
15
Das Hotel war eine Luxusabsteige mitten im historischen Kern der Stadt. Ein kurzer roter Teppich führte die Stufen zur Eingangstür hinauf, und ein Kronleuchter mit einem Meter Durchmesser hing wie eine künstliche Sonne von der Decke. Die Gäste in der Lobby warfen Karl und Babel irritierte Blicke zu. Offenbar war man es nicht gewöhnt, dass hier Besucher Hawaiihemden und Lederjacken trugen.
Karl schienen die Blicke nichts auszumachen. Selbstbewusst schritt er zur Rezeption. Hinter dem Tresen stand eine junge Frau in einem marineblauen Kostüm und einem schicken roten Halstuch, das ebenso adrett gebunden war wie ihr braunes Haar.
Mit einem schmalen Lächeln fragte sie: »Wie kann ich Ihnen helfen?« Dabei huschte ihr Blick zu Babels Schmuck, den sie am Morgen in einer Kiste mit ins Büro genommen und nun angelegt hatte.
Karl lehnte sich auf den Tresen und beugte sich so weit in ihre Richtung, dass sie unmerklich zurückzuckte. Er nannte ihr Judiths Namen und bat sie, die Zimmernummer herauszusuchen.
»Leider können wir nicht einfach die Zimmernummern unserer Gäste herausgeben«, kam es prompt zurück. »Ich kann aber für Sie anrufen und fragen, ob Sie nach oben kommen können.«
Karl warf Babel einen Blick zu. »Glaubst du, dass deine Schwester dich empfängt?«
»Wäre mir sogar lieber, sie täte es nicht«, grinste Babel und stützte sich ebenfalls mit einem Ellbogen auf den Tresen.
Einen Moment lang sah das Mädchen irritiert zwischen ihnen hin und her, entnahm dann aber der Tatsache, dass sie stehen blieben, dass sie tatsächlich anrufen sollte. Beinahe zögerlich griff sie nach dem Hörer.
»Wen darf ich melden?«, fragte sie, während sie bereits tippte, worauf Babel antwortete: »Die Kavallerie.«
Das Lächeln verschwand nun vollständig, und Babel konnte sehen, dass die Frau immer noch hoffte, diese merkwürdigen Leute würden endlich so reden, dass sie sie auch verstand.
Als sie allen Ernstes in den Hörer sagte: »Hier ist die Kavallerie für Sie«, hatte Babel fast Mitleid mit ihr, während Karl hinter vorgehaltener Hand feixte. Sein Oberkörper bebte, so sehr verkniff er sich ein lautes Lachen.
Nachdem die Frau aufgelegt hatte, faltete sie die Hände vor dem Bauch und sagte verkniffen: »Zimmer 212 im zweiten Stock.«
»Vielen Dank.« Karl klopfte zweimal auf den Tresen, bevor er sich umdrehte und Babel winkte, ihm zum Fahrstuhl zu folgen. Als sie außer Hörweite waren, brach es aus ihm heraus, und er hielt sich vor Lachen den Bauch.
»Ist das zu fassen? Ich kann nicht glauben, dass sie das tatsächlich gesagt hat. Die Kavallerie ist hier …«
»Naja, stimmt doch irgendwie.«
Amüsiert schüttelte er den Kopf und deutete auf den Marmorfußboden. »Deine
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