Babel 2 - Dämonenfieber
seiner rauen Schale verbarg. Dort, wo das Rot am tiefsten war, vermutete sie das Zentrum seiner Liebe zu Dolly Parton und Countrymusik.
Augustes Anblick ließ sie zusammenzucken, obwohl er eigentlich keine Überraschung war. Noch nie hatte sie jemanden gesehen, dessen magisches Netz so stark mit Totenenergie verbunden war wie seines.
Auch in ihrem eigenen Netz fanden sich weiße Stellen, die erkennen ließen, dass sie in Kontakt mit Totenenergie gekommen war, aber das war nichts im Vergleich zu diesem Ombre. Er schien eine zweite Haut zu besitzen, eine hauchzarte Membran, die unter seinen Energielinien verlief. Beinahe wie eine Eisschicht, die seinen Körper überzogen hatte und im Licht glitzerte. Wie ein Eisriese aus den alten Legenden. Selbst seine Augen hatten jegliche Farbe verloren, sie waren nebelgrau.
Schau ihn dir gut an , das ist der Diener des Todes.
Er sieht aus wie ein Kristall.
Das hätte aus dir werden können, wenn du den Pfad nicht verlassen hättest. Blut zieht immer weiteres Blut nach sich …
Sein Anblick war furchterregend.
Er konnte wohl an ihrem Gesichtsausdruck erkennen, was sie sah, denn er senkte den Kopf, aber sie wusste nicht, ob ihm seine Vergangenheit peinlich war oder ob es ihm vielleicht nur nicht passte, dass sie nun so viel über ihn wusste. Fest stand, dass er in der Nekromantie kein Anfänger gewesen war. Er musste sie über Jahre ausgeübt haben.
Sollte sie wirklich glauben, dass jemand wie er freiwillig davon lassen konnte?
Mehr denn je fragte sie sich, wie Judith es bei ihm aushielt. Er musste ein seltsamer Mensch sein. Was bewegte jemanden dazu, sich immer und immer wieder mit den Toten zu beschäftigen? Ihre Nähe zu suchen und in ihre Welt einzutauchen, als wäre nichts dabei?
Mühsam wandte sie den Blick von ihm ab.
Obwohl sich sein magisches Netz deutlich von ihrem unterschied, so war es doch stabil. Das war bei Judith nicht der Fall. Ihre Energielinien zitterten unter dem Angriff der Toten, die mit ihr verbunden waren. Babel konnte die Schemen deutlich sehen. Sie standen dicht bei Judith – wie Wächter zu Seiten einer Königin. Ihre Energien waren in Judiths Netz verstrickt, Babel konnte die Verbindung nicht einfach mit Gewalt und einer einzigen Entladung lösen. Auf diese Weise würden Löcher im Netz entstehen, die nie wieder zu reparieren waren. Gut möglich, dass Judith dann einen Teil ihrer Fähigkeiten verlor.
Mit einem Toten verbunden zu sein, musste sich anfühlen, als wäre man in ein Laken gehüllt, das immer weiter auskühlte. Keine Wärme durchdrang das Eis, das sich langsam auf dem magischen Netz bildete und alles Leben aus einem heraussaugte.
In gewisser Hinsicht war es sogar noch gefährlicher als die fiebrige Energie, die von den Dämonen ausging, denn es kam schleichend und zog sich über eine lange Zeit hin. Nicht einmal Hexen merkten immer rechtzeitig, wenn ein Toter auf sie angesetzt war. Manchmal war es schon zu spät, sich Hilfe bei einem anderen magisch Aktiven zu holen, der die Verbindung löste.
Judith hatte es zum Glück gemerkt.
Der Gedanke an das, was passieren konnte, schnürte Babel die Kehle zu. Sie griff über den Tisch nach Judiths Hand, die erschrocken zusammenzuckte, als sich Babels Magie wie ein Sturzbach über sie ergoss. Sie biss die Zähne aufeinander und ließ die eigenen Schutzwälle sinken – dadurch gestattete sie Babels Energien, auf sie überzufließen.
Langsam überschwemmte die Magie das fremde Energienetz, bediente sich der Linien, die bereits vorhanden waren, als würde man Leitungen mit neuem Strom füttern. Nach und nach wurde das Blau dunkler, ähnelte immer mehr Babels. Die Magie kroch vorwärts, bis sie die Schemen erreichte.
Ein Kälteschock erfasste Babel. Sie konnte die Berührung bis in die Knochen spüren. Für einen Augenblick war sie ganz steif, doch sie zog ihre Energie nicht zurück.
Du musst dagegen ankämpfen. Denk an das Blut, das dir durch den Körper strömt. Wenn man dich jetzt aufschneiden würde, in diesem Moment, würde dein Blut warm hervorquellen.
Beinahe heiß. Diese Wärme steckt noch in dir. Du bist noch kein Schemen.
Babel verstärkte den Magiefluss, drängte Welle um Welle gegen die Netze dieser Toten, die ihr fremd waren. Sie erkannte die Schemen nicht als Vorfahren. Sie hatte nichts mit ihnen gemein. Sie schuldete ihnen nichts.
Mit jeder verstreichenden Sekunde wurde die Anstrengung spürbarer, ihr lief der Schweiß über die Stirn, ihre Muskeln zuckten, und der Griff
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