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Babel 2 - Dämonenfieber

Babel 2 - Dämonenfieber

Titel: Babel 2 - Dämonenfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Winter
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Halsring. Sie versuchte, die schlechte Vorahnung abzuschütteln, die von ihr Besitz ergriffen hatte.
    Komm schon, du weißt doch, dass sich die Zukunft so nicht vorhersagen lässt. Sei nicht so ein Angsthase.
    Sie warf Karl einen Blick zu, der unschlüssig den Kopf hin-und herwiegte. Auch er hatte die Arme verschränkt und stand mit dem Rücken an die Wand gelehnt in ihrer Nähe. Von seinem Platz aus hatte er einen guten Blick auf alles, was im Raum geschah.
    Zögernd legte sie ihre Jacke ab, entnahm der Innentasche die beiden Aschebeutel und deutete auf den kleinen Kühlschrank unter dem Schreibtisch. »Hast du die Milch geholt?«
    Judith nickte. Auf einmal zeigten sich hektische rote Flecken auf ihren Wangen, die von ihrer Aufregung zeugten. Als sie den Kühlschrank öffnete, sah Babel, dass ihre Hände zitterten.
    Judith stellte den Krug, der das Hotellogo trug, neben die größte Schüssel auf den Tisch, und Babel legte die beiden Beutel dazu. Einen Moment lang blieben Judith und sie nebeneinander stehen und sahen sich in die Augen. Ihre magischen Signaturen vermischten sich miteinander, und sie konnte über ihr Pulsieren Judiths Herzschlag spüren. Ebenso wie die Anwesenheit der Toten, die sich wie ein Mantel um den Körper ihrer Schwester geschlungen hatten.
    Als Babel ein bisschen ihrer eigenen magischen Energie auf Judith übergehen ließ, um zu testen, wie es die Toten beeinflusste, konnte sie fühlen, dass sie sich nicht von der Stelle bewegten. Sie waren eng mit Judiths Netz verknüpft. Wer auch immer sich daran gebunden hatte, hatte ganze Arbeit geleistet.
    Plötzlich legte Judith ihr den Zeigefinger auf die Nasenspitze, wie sie es als Kind immer getan hatte. Die Geste hatte etwas seltsam Vertrautes und Liebevolles.
    »Niet-niet«, machte ihre Schwester, und unwillkürlich musste Babel lächeln.
    »Wollen wir?«, fragte sie.
    »Wann immer du bereit bist.« Judith ließ die Hand sinken, ein konzentrierter Ausdruck trat auf ihr Gesicht.
    Babel nickte und warf einen letzten Blick auf Auguste. Still saß er da und beobachtete sie. Wer es nicht besser wusste, konnte ihn für einen reichen Geschäftsmann halten. Dabei hatte dieser Mann mehr Blut an seinen Händen kleben als sie alle.
    Was er wohl bei seinen Ritualen verwendete? Ziegen? Hühner? Entlaufene Katzen und Hunde? Großstädte wie Paris boten eine Vielzahl an Möglichkeiten, sich Tiere zu besorgen. Die Ombres besaßen Züchter in ihren Reihen, die sich darauf spezialisiert hatten, Tiere für Blutrituale zu liefern. Es war ein einträgliches Geschäft.
    Babel hatte Jahre gebraucht, um den Blutgeruch aus ihrer Erinnerung zu vertreiben, er aber schien solche Probleme nicht zu haben. Nekromanten verfügten über stabile Mägen.
    Sie drehte sich um und nahm noch einmal Blickkontakt mit Karl auf, der unmerklich nickte, bevor sich seine Aufmerksamkeit auf Auguste richtete. Sie war froh, dass er bei ihr war, das gab ihr ein Gefühl von Sicherheit.
    Sie setzte sich an den Schreibtisch und bedeutete Judith, auf dem zweiten Platz ihr gegenüber Platz zu nehmen. Bevor sie begann, atmete sie ein paarmal tief durch und erinnerte sich an die Übungen, die Tamy ihr beigebracht hatte.
    Vergiss nicht zu atmen.
    Ich hob eher Angst, dass mein Herz mittendrin stehenbleibt.
    Tja, dann wäre wenigstens der Übergang nicht so weit, wenn du schon mal drüben bist …
    Ein letztes Mal ballte sie die Hände zu Fäusten und öffnete sie wieder, dann begann sie mit dem Ritual. Am Anfang verhielt sie sich genauso wie bei ihrem letzten Besuch auf der Totenebene, als sie nach Madame Vendome gesucht hatte. Wieder schüttete sie Knochenasche und Milch zusammen, tauchte eine Hand in den kühlen Brei und ließ die magischen Energien fließen, bis sie die Ebenen wechselte, als würde sie darin schwimmen. Apfelgeschmack legte sich auf ihre Zunge, und die Temperatur um sie herum kühlte sich ab.
    Mit der sauberen Hand pustete sie zusätzlich Holzasche in die Luft und machte so die Energien ihrer eigenen Existenzebene sichtbar, die jedem Ding innewohnten. Es ergab sich ein merkwürdig buntes magisches Netz auf zwei Ebenen, beinahe wie bei einem mehrfach belichteten Foto.
    Judith pulsierte in einem strahlenden Hellblau, Babels eigene Magie in einem kräftigen Dunkelblau. Weil sie so dicht beieinander waren, waberten ihre Energielinien an den Rändern ineinander.
    Karl umhüllte eine tiefrote Aura, die Babel jedes Mal amüsierte, denn sie sprach von der weiten Gefühlsspanne, die sich hinter

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