Babel 2 - Dämonenfieber
Leidenschaft nachzugehen.
Angewidert verzog sie das Gesicht. »Was solltest du sonst noch tun?«
»Nichts weiter. Nur diese eine Sache.«
»Und danach hat er sich nie wieder bei dir gemeldet?«
»Nein.« Das Zittern wurde stärker. »Am nächsten Tag habe ich die zweite Hälfte des vereinbarten Geldes im Briefkasten gefunden.«
»Wie klassisch. War es ein Mann?«
Wieder nickte er, und langsam verlor sie die Geduld.
»Und was kannst du mir über ihn sagen? Wie sah er aus? Gab es irgendwelche Besonderheiten? Irgendetwas, das mir helfen könnte, ihn zu finden?«
Als er ihr endlich antwortete, hyperventilierte er fast. In rasendem Tempo hob und senkte sich seine Brust. »Er sah ganz normal aus … Er hat mich zu Hause aufgesucht. Blond, Mitte dreißig. Klang, als käme er von der Küste. Ganz normal eben …«
Na wunderbar. Dein normaler Nekromant von nebenan. Freitags noch einen Zombie gemacht, und am Samstag geht er schon im Park spazieren …
Der Kerl musste gut recherchiert haben, wenn er Meier-Lenz wirklich einfach so angesprochen hatte, ohne zu fürchten, dass der ihn bei der Polizei anschwärzte. Allerdings war er mit seiner Magie vermutlich so gut, dass er dessen Erinnerungen hätte verändern können, wenn sich Meier-Lenz nicht auf sein Angebot eingelassen hätte.
»Ich nehme nicht an, dass du einen Namen hast? Oder weißt, wo er sich aufhält? Irgendeinen Hinweis?«
Heftig schüttelte er den Kopf.
»Nein, natürlich nicht. Das wäre auch zu einfach gewesen.« Sie wandte sich ab und suchte sich auf dem Schreibtisch Zettel und Stift zusammen. Darauf schrieb sie ihre Handynummer und steckte ihm den Zettel in die Brusttasche seines Hemds. »Du wirst mich anrufen, wenn er sich wieder bei dir meldet, okay?«
Mit ängstlich verzerrtem Gesicht schaute er sie an. »Werden Sie zur Polizei gehen?«
»Nein, das sagte ich doch schon.« Einen Moment lang sah sie ihm fest in die Augen, und er wand sich unter ihrem Blick. »Du bist schon gestraft genug.«
Sie drehte sich um und wollte gehen, aber da hörte sie ihn hinter sich sagen: »Ich konnte nichts dafür … Ich konnte nicht dagegen angehen …«
Sie drehte sich um und sagte kalt: »Dann hättest du dir Hilfe holen müssen.«
Ich habe das auch gemacht.
18
Judith hatte beschlossen, noch ein paar Tage in der Stadt zu bleiben. Sie bot ihre Hilfe an, falls Babel mit dem Nekromanten nicht allein fertig wurde. Inzwischen war ihr magisches Netz wieder vollständig so, wie es vor dem Angriff der Toten gewesen war, und auch die dunklen Augen ringe waren verschwunden.
Als Babel ihr mitteilte, dass sich Clarissa womöglich irgendwann zu einem Gegenschlag entschließen würde, bei dem Judith in die Schusslinie geraten könnte, zuckte sie nur mit den Schultern. »Dann erleichtert das dem Nekromanten, der es auf mich abgesehen hat, doch sehr die Arbeit, nicht wahr?«
Sie saßen in Babels Wohnzimmer, in dem es aus irgendeinem Grund nach nassem Hund roch. Tom bestritt, dass Urd die Verursacherin dieses Problems war, da es in den letzten Tagen nicht geregnet hatte.
»Auguste kann dir außerdem mit seinem Wissen über Nekromantie weiterhelfen«, ergänzte Judith und schlug die Beine übereinander. »Er kann die nächsten Schritte dieses Kerls einschätzen.«
Ihr Freund warf ihr einen skeptischen Blick zu. Er selbst schien sich seiner Fähigkeiten nicht ganz so sicher zu sein.
Tom wirkte von der Idee ebenfalls nur wenig begeistert; seine Abneigung gegen den Ombre konnte er kaum verbergen. Dass er es wenigstens versuchte, rechnete Babel ihm hoch an. Seine Instinkte mussten ihm förmlich zuschreien, sich auf Judiths Freund zu stürzen, aber er blieb ruhig auf dem Sofa sitzen und behielt ihn wie ein Adler im Blick.
Mit zwei anderen Hexen und einem Plag gemeinsam in einem Raum zu sein, setzte Babels Energienetz unter Spannung. Unruhig fuhr sie sich mit der Hand über den Arm.
»Was glaubst du, wird er als Nächstes tun?«, fragte sie Auguste, der nachdenklich mit dem Kopf wackelte.
»Das kommt darauf an. Wenn er wirklich nur hinter dem Geld her ist, wird er die Hexe den Trank fertigstellen lassen und dann das Rezept selbst nachbrauen. Wenn sie das einmal für ihn getan hat, braucht er sie nicht mehr.« Betreten schaute er zu Boden.
»Mit anderen Worten, er macht sich aus dem Staub und lässt sie verrotten?«
»Einen Zombie loszuwerden, ist nicht schwierig. Er muss sie nur aus der Stadt wegbringen und warten, bis sich ihre Energien erschöpft haben. Wenn die Polizei
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