Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Babel 2 - Dämonenfieber

Babel 2 - Dämonenfieber

Titel: Babel 2 - Dämonenfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Winter
Vom Netzwerk:
– immerhin dürfte der Anblick eines toten Vogels für ihn nicht ungewöhnlich sein. Aber er blieb ruhig auf seinem Stuhl sitzen.
    Nachdem einige weitere peinliche Sekunden verstrichen waren, erhob sich Tom vom Sofa. »Na schön, ich mach s.«
    Kopfschüttelnd verließ er das Zimmer, und Judith lächelte zufrieden.
    Sie wandte sich an Babel. »Wir brauchen ein Messer, ein Brett und etwas Brot, mit dem ich dem Spatz füttern kann«, wies sie an und setzte sich den Vogel auf die Schulter. Er rieb seinen kleinen Kopf an ihrem Ohr, was sie zum Kichern brachte.
    Nachdem Tom das in Zeitung eingewickelte Federvieh zurück ins Haus gebracht hatte, ging Babel in die Küche, um den gewünschten Rest zu holen. Wenigstens kamen auf diese Weise endlich die steinharten Brötchen zum Einsatz, die seit einer Woche im Brotkasten lagen und nur noch zum Entenfüttern gut waren.
    Gemeinsam stiegen Judith und Babel die Treppe zum Magiezimmer hinab, wo Babel alle Zutaten für das Ritual aus dem Stahlschrank nahm und ihrer Schwester bereitlegte. Der Spatz auf Judiths Schulter machte unterdessen keinerlei Anstalten davonzufliegen.
    Neugierig schaute sich Judith um. »Ich war schon lange nicht mehr hier«, sagte sie. Es war ihr nicht anzusehen, ob sie den mit Babels Energien aufgeladenen Raum als unangenehm empfand.
    Babel machte sich jedenfalls nicht die Mühe, auf die Feststellung zu antworten, denn Judith wusste selbst am besten, wie sensibel Hexen waren, wenn es um ihre Rückzugsorte ging. Es war ein sehr intimer Akt, jemanden mit hineinzunehmen – ganz besonders, wenn es sich um andere Hexen handelte.
    Sie zog einen Bannkreis mit Kreide, der Judith während des Rituals vor anderen magischen Einflüssen schützte. Babels Magie durfte sich in diesen Minuten nicht mit ihrer verbinden, sonst konnte es passieren, dass sich das Ritual veränderte und das Ergebnis nicht das war, was Judith beabsichtigte.
    Nervös musterte Babel ihre Schwester, die in allem, was sie tat, so sicher zu sein schien. Sie hätte gern über diese Sicherheit verfügt, aber ihre Magie war nicht miteinander zu vergleichen.
    Als sich Judith im Schneidersitz in den Kreis setzte, sprang auch Babels Magie an und färbte ihr T-Shirt mit schwarzen Streifen.
    Amüsiert warf ihr Judith einen Blick zu. »Nein, Babel, du kannst diesmal nicht mitspielen, die anderen Kinder sind dran.«
    »Haha, sehr witzig.«
    Judiths Blick wurde ernst. »Bereit?«
    »Bereit.«
    Mit einer entschlossenen Bewegung schnitt Judith dem toten Vogel, der auf dem Brett vor ihr lag, ein Stück Fleisch aus dem Bauch. Der Gestank des Tiers erfüllte den ganzen Raum, und Babel zündete eine kleine Duftkerze an, die sie für solche Zwecke bereithielt. Auch Judith schien wenig begeistert von dem, was sie tat. Offenbar gehörte es nicht zu ihren Standardritualen, ihre Tiere auf Totenenergie einzuschwören.
    Wozu auch? Du bist hier die Schräge in der Familie, schon vergessen? Sieh dir doch nur mal diesen Vogel an. Fällt dir da was auf?
    Was sollte ihr da schon auffallen. Es war ein ganz ordinärer Spatz.
    Aber es steckt kein Dämon drin. Findest du nicht, dass man von dem Haustier auch ein bisschen auf den Besitzer schließen kann?
    Nach dem Motto: Zeigt her eure Vögel, und ich sage dir, welche Meise du hast?
    So ungefähr Judith nahm das Brötchen zur Hand und brach es auf. Sie zog einen Teigklumpen aus der oberen Hälfte und stopfte das Fleisch hinein. Dann rollte sie beides so lange zwischen den Fingern, bis sie eine Kugel geformt hatte. Die ganze Zeit über wirkte ihre Magie auf das Gemisch ein und prägte es. Die Kugel legte sie sich auf die flache Hand und hielt sie dem Spatz entgegen.
    Er hüpfte von ihrer Schulter, setzte sich auf ihren Ringfinger und pickte vorsichtig an der Teigkugel, während Babel fühlen konnte, wie Judiths Magie gegen die Mauer des Bannkreises drückte. Die Energien des Spatzes, Judiths magische Signatur, die bereits an ihm haftete, und die Totenenergie, die an dem Fleisch des toten Vogels klebte, verbanden sich miteinander.
    Babel überlief eine Gänsehaut. Sie erkannte Judith kaum wieder. Mit Leichtigkeit konnte sie das Tier auf sich und das, was sie wollte, einschwören. Das hier war ihr Element, darin war sie gut – und auch beängstigend. Ihre Augen veränderten sich, sie ähnelten mehr den Vögeln, die -sie so gut beherrschte, und die Magie erfüllte sie bis in die Haarwurzeln.
    »Okay«, sagte sie nach einer Weile ganz sachlich. Jede Spielerei war aus ihrer Stimme

Weitere Kostenlose Bücher