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Babel 2 - Dämonenfieber

Babel 2 - Dämonenfieber

Titel: Babel 2 - Dämonenfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Winter
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und nervösen Eindruck.
    »Erinnern Sie sich an mich?«
    Er schüttelte den Kopf und runzelte die Stirn. Kurz schien er zu überlegen, was er tun sollte, dann entschied er, auf Nummer sicher zu gehen und erst einmal zu tun, was in solchen Fällen angebracht war: Er stand auf, kam um den Tisch herum und streckte ihr die Hand entgegen. Als sie sie nicht ergriff, blinzelte er irritiert.
    »Ich war vor ein paar Tagen schon mal da«, sagte Babel kühl. »Wegen Madame Vendome.«
    An seinem Gesicht konnte sie den Moment ablesen, in dem er sie erkannte. Sein Blick huschte über ihre Kleidung, die sich so von der unterschied, die sie bei ihrem ersten Treffen getragen hatte.
    »Ich denke, ich habe da doch noch ein paar offene Fragen.«
    »Fragen?« Er ging einen Schritt zurück, um Abstand zwischen sie zu bringen.
    »Ja. Zum Beispiel, an wen Sie die Leiche verkauft haben.«
    Wie unter einem Peitschenhieb zuckte er zusammen und hob abwehrend die Hände. »Ich habe niemandem eine Leiche verkauft! Wie kommen Sie darauf? Was soll das?«
    »Naja, du weißt schon, da wären die Spielschulden im Venus Cage und die ganzen Geldprobleme, die damit zusammenhängen. Da kann man schon mal auf solche Gedanken kommen, findest du nicht? Es ist ja auch-ganz normal, dass man auf die Ressourcen zurückgreift, die man so hat. Dass das in deinem Fall tote Menschen sind«, sarkastisch winkte sie ab, »nun, dafür kann man ja nichts.«
    Der Mann war bleich geworden. Ein paar Mal öffnete er den Mund wie ein Fisch auf dem Trockenen, aber es entkam ihm kein einziges Wort, nur undefinierbare Laute. Fieberhaft huschte sein Blick hin und her, als suche er nach einem Ausweg.
    Ins Schwarze getroffen.
    Der Mann war als Verbrecher ein hoffnungsloser Fall. Für ihn brauchte Babel nicht einmal Magie anwenden. Er konnte weder lügen noch ruhig bleiben, wenn man ihn mit seiner Schuld konfrontierte. Vermutlich war es für den Nekromanten ein leichtes Spiel gewesen, ihn um den Finger zu wickeln.
    »Was hat er dir versprochen?«
    »Nichts! Ich …«
    »Unsinn!« Sie trat noch näher an ihn heran. »Irgendjemand hat dich angesprochen, nicht wahr? Und du konntest der Gelegenheit einfach nicht widerstehen. Deine Schulden sind inzwischen so hoch, dass du sie nicht mehr begleichen kannst, aber deine Wünsche sind nicht kleiner geworden. Dein Verlangen führt dich immer zurück in den Club. Aber sie haben dir gedroht, dich nicht mehr reinzulassen, bis deine Schulden bezahlt sind. So sieht es doch aus.«
    Er sah zur Seite. Schweiß stand auf seiner Stirn, er zitterte.
    »Und dann tauchte plötzlich dieser Jemand auf, der dir Hilfe anbot. Hat er dir versprochen, dass er die Leute dazu bringen kann zu vergessen, was du ihnen schuldest? Oder war es einfach schnödes Geld?«
    »Wenn das bekannt wird, bin ich ruiniert«, flüsterte Meier-Lenz und sank in sich zusammen.
    »Das bist du jetzt schon«, erwiderte sie und bekam beinahe Mitleid mit ihm. »Hör zu, ich bin nicht von der Versicherung und auch nicht von der Polizei; ich hab kein Interesse daran, dich ins Gefängnis zu bringen. Alles, was ich will, ist, denjenigen zu finden, der Vendomes Leiche gekauft hat. Wenn du mir sagst, was ich wissen will, verschwinde ich, und du siehst mich nicht wieder.«
    Wie ein in die Ecke gedrängtes Tier starrte er sie an. »Ich verstehe nicht.«
    »Das musst du auch nicht. Also, was hat er dir versprochen?«, fragte sie noch einmal nachdrücklich, und der Mann vor ihr flüsterte: »Geld.«
    Kurz spürte sie etwas wie Enttäuschung. Manchmal waren Menschen einfach zu berechenbar – immer wieder erfüllten sich die schlechtesten Dinge, die man von ihnen annahm.
    Ja, ja, solche Fälle werden deine Paranoia nur noch schlimmer machen, so viel steht fest. Irgendwann wirst du noch wie diese alten schrulligen Omas, die immer behaupten, man würde ihnen das Ersparte unter dem Kopfkissen wegklauen.
    Wie gut, dass ich keine Ersparnisse habe.
    »Und die Gegenleistung?«
    »Ich … ich musste ihm den Schlüssel zur Gerichtsmedizin geben. Nur für eine Nacht …«
    »Damit er die Leiche von Madame Vendome holen konnte.«
    Wie betäubt nickte er.
    Babel konnte sich nicht dagegen wehren, dass sie eine gewisse Neugier überfiel. »Hat es dich gar nicht interessiert, warum jemand eine Leiche haben will?«
    »Ich dachte … Sie war ja schon tot …«
    »Klar, Tote sind geduldig.« Sie schnaufte.
    Wahrscheinlich hatte er gedacht, dass es ein Nekrophiler war, der endlich den Mut gefunden hatte, seiner

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