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Babel Gesamtausgabe - Band 1-3

Babel Gesamtausgabe - Band 1-3

Titel: Babel Gesamtausgabe - Band 1-3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Winter
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sehnen. Das ist wirklich erbärmlich.
    Ist es tatsächlich so einfach?
    Sag du es mir.
    Wie hypnotisiert stand sie auf und ergriff das Telefon. Dreimal wählte sie seine Nummer und unterbrach die Verbindung, und als er beim vierten Mal tatsächlich abnahm, hätte sie vor Schreck beinahe das Telefon fallen lassen.
    »Ich bin’s«, sagte sie nach ein paar Herzschlägen und kam sich albern vor.
    »Hallo.« Er schaffte es, weder verärgert, erfreut noch sonst irgendwie zu klingen, und für einen Moment brachte sie allein der Klang seiner Stimme aus dem Gleichgewicht.
    »Ich … arbeite an einem neuen Fall«, sagte sie stockend. »Vielleicht kannst du mir dabei helfen …«
    »Ist das der Grund, warum du anrufst?«
    »Ja.«
    »Die letzten Jahre hast du mich nie um Hilfe gebeten.«
    »Und?«
    »Nichts. Ich stelle es lediglich fest.«
    Sein selbstgefälliges Grinsen konnte sie sogar durchs Telefon hören, und schon wieder stellten sich ihr die Nackenhärchen auf, weil er sie so reizte. »Willst du nun hören, warum ich anrufe oder nicht?«
    »Aber ja doch. Ich brenne geradezu vor Neugier.«
    »Kennst du einen Club namens Venus Cage ?«
    Ein dunkles Lachen folgte. »Was hat dein Fall damit zu schaffen?«
    »Ein Hinweis geht in diese Richtung. Ich dachte daran, dem nachzugehen.«
    »Du meinst, hinzugehen?« Er schien sich prächtig zu amüsieren.
    »Kannst du mich reinbringen?«
    »Glaub mir, das ist nicht dein Ding.«
    Bei der Vorstellung, was er in diesem Club getrieben haben könnte, krampften sich ihre Finger um das Telefon.
    »Ich geh ja nicht zum Vergnügen hin«, erwiderte sie gepresst.
    »So solltest du aber aussehen, sonst werden sich dir keine Türen öffnen. Ich kenne dich, Babel, du hältst deine Angelegenheiten lieber privat, und glaub mir, in solchen Läden ist nichts privat.«
    »Es ist wichtig. Kannst du mich nun reinbringen oder nicht?«
    Eine Weile war es still am anderen Ende, dann sagte er gelassen: »Wenn es sein muss. Aber eine Hand wäscht die andere.«
    »Vergiss es.«
    »Ich meinte es nicht wortwörtlich, Schatz. Du musst nicht mit mir schlafen.«
    Seine Stimme weckte gefährliche Bilder in ihrem Kopf. Sie konnte sich so gut an seinen Körper erinnern. An jeden Muskel, jede Bewegung, und auch an die Narben, die er von seinen zahlreichen Streitigkeiten davongetragen hatte.
    »Du kommst einfach bei mir vorbei. Hier, in meiner Boxhalle.«
    »Du willst, dass ich mir deine Boxhalle anschaue?« Jetzt war es an ihr, überrascht zu sein.
    »Ich bin eben stolz darauf. Ich hab dir doch schon beim letzten Treffen gesagt, dass ich mir etwas aufbauen will. Ich bin’s leid, immer durch die Gegend zu ziehen. Hier gefällt’s mir.«
    Stolz hatte mit der ganzen Sache wohl weniger zu tun. Er war wie eine Spinne, die eine Fliege in ihr Netz lockte. Die Boxhalle war sein Terrain, und sie ahnte, dass er etwas damit bezweckte, wenn er sie dorthin lockte.
    »Du brauchst gar nicht darüber nachzugrübeln, Babel. Es ist ein einfacher Deal, und ich werde nicht davon abweichen. Du kommst her, und ich helfe dir. Simpel.«
    »Simpel.«
    »Genau.«
    Sie glaubte ihm kein Wort. »Du hast dich die letzten Wochen nicht gemeldet.«
    »Hast du das denn gewollt?«
    An dieser Stelle hätte sie ihm gern einen Fluch an den Hals gehext. Irgendetwas wirklich Unangenehmes. Juckreiz an seinem besten Stück. Oder auch Haarausfall.
    »Na schön«, willigte sie zornig ein. »Wann?«
    »Wie wär’s mit gleich?«
    »Fein.« Wütend legte sie auf, ohne sich zu verabschieden. »Du Idiot!«, schrie sie das Telefon an, obwohl er es gar nicht mehr hören konnte.
    Sicher, dass du nicht dich meinst?
    Oh, halt die Klappe!
    Aber so einfach würde sie sich nicht geschlagen geben. Was er konnte, konnte sie schon lange. Schließlich hatte er nicht gesagt, dass sie allein kommen sollte.
    Entschlossen wählte sie Tamys Nummer.

10
    Eine Stunde später zeigte ein kurzes Hupen an, dass Tamys BMW vor dem Haus stand. In den getönten Scheiben spiegelte sich die Sonne, und neugierig verfolgte Herr Schneider von gegenüber, wie Babel einstieg. Er war wieder einmal dabei, den Rasen zu mähen, obwohl das Gras mittlerweile die Länge von Streichhölzern hatte.
    Nachdem Babel eingestiegen war, sagte sie: »Danke, dass du mitkommst.«
    »Warum brauchst du eigentlich immer Hilfe, wenn ich versuche, eine Mütze Schlaf zu kriegen?«, brummte Tamy und startete den Motor. Aus der Anlage dröhnten die Scary Bitches, und Tamy trommelte mit den Fingern auf dem Lenkrad.
    »Tut

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