Babel Gesamtausgabe - Band 1-3
Schutzwälle aktiviert.
»Zombies«, sagte sie und wartete seine Reaktion ab.
Er ballte die Hand auf dem Tisch zur Faust und atmete tief durch, bevor er erneut nickte.
»Du sollst mir nicht erklären, wie man einen macht, sonst kommt mir das Essen hoch. Ich brauche eine Auskunft. Nehmen wir mal an, jemand erschafft einen Zombie. Vor zwei oder drei Tagen. Wie weit kann er inzwischen mit ihm gekommen sein?«
»Nicht weit. Er kann nicht aus der Stadt. Der Zombie ist an seinen Meister gebunden, und dieser an den Platz, an dem er den Toten erweckt hat. Der wandelnde Körper bezieht seine Energien daraus. Je weiter er sich von diesem Ort entfernt, desto anfälliger wird er.« Der Blick seiner dunklen Augen ruhte skeptisch auf ihr.
»Was passiert genau, wenn der Meister seinen Zombie vom Entstehungsort wegschafft?«
»Die Verbindung wird schwächer, ebenso wie der Wandelnde. Irgendwann wird der Tote die Kontrolle über das Fleisch verlieren und sich letzten Endes auch nicht mehr bewegen können. Damit nützt er seinem Meister nichts mehr. Außerdem wird er … auffällig.«
»Verstehe. Wozu könnte ein Nekromant einen Zombie einsetzen?«
Die Frage schien ihm unangenehm zu sein. Kein Wunder, lenkte sie doch die Aufmerksamkeit darauf, was er selbst getan hatte.
»Zum Beispiel, wenn er jemanden braucht, der Botengänge erledigt«, antwortete er zögerlich. »Er muss jedem Befehl seines Meisters nachkommen, ganz gleich, was es ist.«
»Habt ihr wirklich einen aktiven Nekromanten in der Stadt?«, warf Judith ein.
»Könnte sein.«
»Mhm.« Auguste runzelte die Stirn. »Normalerweise ist es nicht gut, sich als Nekromant in einer Stadt niederzulassen, in der so viele andere Hexen sind. Er läuft Gefahr, entdeckt zu werden. Aber vielleicht gab es einen Grund.«
Was du nicht sagst, Kumpel.
Ihrem stechenden Blick wich er aus. »Du weißt nicht zufällig, ob einer deiner Kollegen gerade in der Stadt ist?«
Er schüttelte den Kopf, und Judith legte ihre Hand auf seine.
»Was, du weißt es nicht, oder es ist niemand hier?« Seine Einsilbigkeit begann ihr auf die Nerven zu gehen.
»Ich weiß es nicht.«
Sie hätte ihm erklären können, dass es sich um den Leichnam einer Hexe handelte, aber es konnte vielleicht nicht schaden, einige Fakten für sich zu behalten. Stattdessen sagte sie an Tom gewandt: »Wenn er noch hier ist, können wir ihn aufspüren.«
»Vielleicht kann ich euch helfen«, bot Auguste an, aber Babel hob abwehrend die Hände.
»Lass mal. Kümmer du dich um Judith, den Rest übernehmen wir.«
Für einen kurzen Augenblick zeigte sich auf seinem Gesicht ein beleidigter Ausdruck, doch der verschwand so schnell, wie er gekommen war. Ihm musste bewusst sein, dass sie ihm nicht vertraute. Man brauchte kein Genie sein, um zu begreifen, dass Babel Überlegungen über mögliche Zusammenhänge herstellte, wenn plötzlich zwei Nekromanten irgendwo auftauchten.
Stumm saßen sie um den Küchentisch; die Luft war aufgeladen mit ihren Energien, sodass sich sogar ihre Haarspitzen sanft in die Höhe hoben. Als Tom die Arme verschränkte, stand Judith hastig auf und griff nach Augustes Schulter.
»Wir sollten jetzt gehen und uns ein Hotel suchen«, sagte sie und zog ihren Freund mit sich, der etwas überrumpelt durch den überstürzten Aufbruch beinahe über das Tischbein stolperte. Ein kurzes Kopfnicken war alle Verabschiedung, die sie austauschten, und grübelnd sah Babel zu, wie Judith mit dem Ombre im Schlepptau erst die Küche und dann das Haus verließ.
»Willst du mir erzählen, was passiert ist?«, fragte Tom, als die Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen war, und zog Babel von ihrem Stuhl auf seinen Schoß. Er sah so besorgt aus, wie sie sich fühlte.
»Irgendwer hat ein paar Tote auf Judith angesetzt.«
Bei ihren Worten wurde sein Blick noch finsterer. Das Grün hatte die Farbe nachtdunkler Wälder angenommen, und der Griff um ihren Oberkörper wurde fester. »Glaubst du, dass Auguste etwas mit dieser anderen Sache zu tun hat?«
»Ich weiß nicht. Möglich, dass er wirklich ein Aussteiger ist, wie Judith behauptet, aber an ihm haftet so viel Totenenergie, dass mir schlecht davon wird.« Sie fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, als könnte sie so die Erinnerung an Augustes Anwesenheit aus ihrem Kopf vertreiben. »Ich werde jedenfalls weiter nach Sonjas Körper suchen und nebenbei versuchen, die Toten von Judith abzuziehen.«
»Nebenbei dürfte das falsche Wort sein, meinst du nicht?« Er strich ihr
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