Babel Gesamtausgabe - Band 1-3
Wahrheit hinter ihren Worten. Der hoffnungsvolle Ausdruck darin schmerzte sie.
Sie hatte nie vorgehabt, ihn zu verletzen. Noch einmal griff sie nach seiner Hand, und diesmal ließ er es zu.
»Ich …«, setzte sie an, aber er unterbrach sie ungeduldig.
»Du kannst nicht erwarten, dass wir das Problem für dich lösen, Babel. Hoffst du, dass einer von uns selbst geht, damit du die Entscheidung nicht treffen musst? Dieses Problem wird sich nicht in Wohlgefallen auflösen.« Seine Stimme wurde schärfer. »Du kennst mich, Babel, ich bin kein komplizierter Typ, und dafür, dass wir uns erst zwei Monate kennen, ist mir das alles ein bisschen viel Drama. Ich meine, komm schon, wenn eine Beziehung so angestrengt um alles kämpfen muss, dann sollte man es vielleicht besser lassen.«
Entsetzt sah sie ihn an, und die Vorstellung, dass er tatsächlich gehen könnte, verursachte ihr Magenschmerzen.
Er sah sie nicht an, als er hinzufügte: »Das Problem ist nur, dass Sam und ich genau wissen, dass du dich dem zuwenden wirst, der bleibt. Also hoffen wir darauf, dass der andere einen Grund findet, abzuhauen.«
Sein Blick wurde eindringlich, und sie wusste, wenn sie ihn nicht verlieren wollte, dann musste sie sich ihm öffnen. Keine Masken, keine doppelten Böden. Einfach ehrlich zu ihm sein.
Während sie sprach, strichen ihre Finger über seine Hand, und die Wärme seiner Haut übertrug sich auf sie. »Es ist nicht so, dass ich seine Fehler nicht sehe oder blind vor Liebe bin. Oder dass ich nicht verrückt nach dir wäre.«
Bei diesen Worten grinste er schwach, aber es steckte keine Freude darin.
»Du hast alles, was man sich nur wünschen kann. Den Körper und den Verstand, und noch nie habe ich mich bei jemandem so sicher gefühlt wie bei dir. Ich weiß, dass ich bei dir schwach sein kann, und du bist in vielerlei Hinsicht der Grund, warum ich ein besserer Mensch sein möchte.«
Ihr Blick versuchte, ihm zu vermitteln, wie ernst ihr diese Aussage war, und nach einem Moment entspannten sich seine Schultern ein bisschen, auch wenn sein Gesichtsausdruck skeptisch blieb.
»Aber da sind immer noch die Gespenster meiner Vergangenheit, die mich heimsuchen. Ich kämpfe dagegen an, trotzdem wird es manchmal einfach … dunkel.« Es gab kein besseres Wort, also suchte sie nicht danach. »Und wenn ich so starr bin, dass ich Angst vorm Atmen habe, dann weiß ich, dass er da ist. Wenn mich nichts mehr weitergehen lässt. Kein Stolz, kein Wollen und keine Hoffnung. Dann ist Samuel da und zieht mich mit sich. Einfach, weil es ihm unmöglich ist, still zu stehen.« Sie sah aus dem Fenster, hinter dem die Nacht hereingebrochen war. »Er wird immer weitergehen. Und das hat mich über einige meiner dunkelsten Stunden gebracht. Das zwischen uns und das zwischen ihm und mir kann man nicht vergleichen. Es ist, als würdet ihr zwei in mir ganz unterschiedliche Seiten ansprechen. Und das kann man nicht bewerten. Ich sage nicht, dass ich bei ihm mehr fühle. Ich fühle nur anders. Das ist mein Problem, Tom. Nicht, wen von euch beiden ich mehr liebe. Es ist viel schlimmer als das, verstehst du?«
Die Rede hatte sie erschöpft. Ehrlicher konnte sie nicht sein. Das war alles, was sie in sich hatte, und es war die Wahrheit, soweit Babel sie über sich selbst kannte. Sie erwartete nicht, dass er ihr antwortete, nicht sofort. Es war schwierig genug für sie gewesen, es auszusprechen. Es musste noch viel schwieriger sein, es zu hören. Im Moment konnte sie ihm nicht helfen, also stand sie auf und ging aus dem Badezimmer. Mit jedem Schritt, den sie sich von ihm entfernte, krampfte sich ihr Herz mehr zusammen. Aber sie biss die Zähne aufeinander und ging weiter.
Er hatte recht, sie waren keine Teenager mehr, und es gab Dinge, die keine Rücksicht darauf nahmen, ob ihnen gerade das Herz brach. Babel hatte eine Aufgabe zu erfüllen.
13
Der Club befand sich im Stadtzentrum, jedoch versteckt in einem Hinterhof, dessen angrenzende Gebäude erst vor ein paar Jahren saniert worden waren. Von außen war kaum zu erkennen, was hinter den Mauern mit den gefliesten Sockeln geschah, nicht mal, ob es sich um Wohnungen oder Büros handelte. Die oberen Geschosse lagen dunkel und still.
Sam wartete bereits auf sie. Er stand vor einer unauffälligen Stahltür, neben der lediglich ein schmales Messingschild mit der Aufschrift Venus Cage erkennen ließ, dass sich der Club dahinter verbarg. Es drangen keine Geräusche nach draußen. Was auch immer im Innern des
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