Babel Gesamtausgabe - Band 1-3
die Stadt so schnell wie möglich wieder verließ – bevor die Männer in Babels Umgebung noch vollkommen den Verstand verloren.
Sie schrieb Augustes Namen auf ein Post-it und klebte es auf die Schreibunterlage auf Karls Seite. »Hier. Sieh mal zu, ob du über diesen Kerl etwas herausfinden kannst.«
»Wer ist das?«
»Ein Zufall, der mir nicht schmeckt.«
Fragend zog Karl eine Augenbraue hoch.
»Tu es einfach. Er ist eigentlich Franzose, ist das ein Problem?«
»Solange er keine Froschschenkel isst.«
»Ich meine, kannst du trotzdem was über ihn herausfinden?«
Er lehnte sich zurück. »Klar.«
»Aber sei ein bisschen vorsichtig, er ist magisch aktiv.«
»Verstehe.«
Sie verschränkte die Arme und sah sich nachdenklich um. Dabei fiel ihr Blick auf den Schrank, der in der Ecke stand und eine Auswahl an magischen Ritualzutaten enthielt, die sie möglicherweise im Büro gebrauchen konnte.
»Ich glaube, ich sollte nach Hause gehen und mir mal das magische Netz der Stadt ansehen. Das hätte ich schon längst tun sollen. Wenn sich hier noch mehr Hexen niedergelassen haben, muss ich das wissen. Vielleicht entdecke ich ja auch eine Spur, mit der wir etwas anfangen können.«
»Ungeziefer … erschlaaagen …«
»Ausnahmsweise hast du sogar mal recht«, erwiderte sie, und Xotl flatterte aufgeregt mit den Flügeln.
Dabei entblößte er seinen nackten Bauch, an dem er sich die Federn ausgerissen hatte. Er war wirklich der hässlichste Vogel der Welt, aber immerhin verteilte er seine Boshaftigkeiten an jeden gleichermaßen, ganz egal, ob man einen Minirock trug oder nicht. Das musste man dem Vogel zugute halten. Auf seine Art war er ein großer Gleichmacher.
12
Der Versuch, im magischen Netz der Stadt etwas zu finden, entpuppte sich als Sackgasse. Weil die Stadt so alt war, glich ihr Energienetz einem weitverzweigten Adergeflecht, in dem sich mancher Schlupfwinkel für Hexen schwächeren Kalibers bot, wie Babel erst vor Kurzem festgestellt hatte. Die Pulse, die die Stadt aussandte, konnten die magischen Energien überlagern.
An einigen Stellen war sich Babel nicht sicher, ob es sich um magisch Aktive handelte oder um einfache Irritationen im Energiefluss der Stadt. Manche Hexen besaßen keine große Macht, manchmal merkten sie ihr Leben lang nicht, dass sie über die Fähigkeit verfügten, Magie auszuüben. Es war nicht eindeutig zu erkennen, ob neue Hexen in die Stadt gekommen waren.
Clarissas und Daniels Magie war für Babel hingegen gut sichtbar, aber diese beiden machten sich auch nicht die Mühe, irgendetwas zu verbergen. Im Gegenteil, ihre Magie leuchtete wie ein riesiges Warnschild für alle magisch Aktiven, die glaubten, mit ihnen um ihre Territorien streiten zu können.
Im Stadtzentrum konnte Babel weitere Quellen erkennen; eine war Judith, die andere musste Auguste sein. Das magische Netz ihrer Schwester war seltsam abgeschwächt und flackerte. Es sprach von der Störung, die Judith die Lebensenergie absaugte.
Clarissa hatte Judith sicher längst entdeckt. Wahrscheinlich nahm sie an, dass Babel sie herbeordert hatte, um ihr in der nahenden Auseinandersetzung beizustehen. Vielleicht verstand sie Judiths Ankunft auch als Kriegserklärung. Babel sollte Judith deswegen vielleicht besser warnen.
Bevor sie das Magiezimmer wieder verließ, ging sie zu einem der Schränke, in dem die Stahlkiste lag. Hier bewahrte sie ihre Rüstung auf. Es war ein gotisches Schmuckensemble, das aus einem fingerdicken Halsring aus Gold, Ohrringen mit roten Granatsteinen in der Form von Adlern und breiten Armreifen bestand. Der Schmuck war getränkt mit Magie, die so alt war wie das Gold, aus dem er gemacht war.
Babel hatte das Ensemble von ihrer Mutter zum fünfundzwanzigsten Geburtstag erhalten. Es war ein idealer Speicher und Leiter für magische Energien, und sie trug es immer dann, wenn sie glaubte, dass es brenzlig werden könnte. Der Goldschmuck war wie zusätzliche Energie, falls sie ihre eigene in einem Kampf aufbrauchen würde. Auch vor ihrem Kampf gegen den Dämon hatte sie ihn angelegt, weshalb sie vermutlich noch am Leben war.
Nachdem sie ihn umgelegt hatte, spürte sie, wie sich seine Energien in ihr magisches Netz einfügten. Es war ein bisschen wie ein Koffeinflash.
Ich könnte nie von der Magie lassen , dachte sie, als sie die Kellertreppe wieder nach oben stieg und weiter ins Schlafzimmer ging, wo sie ihr Outfit für den Clubbesuch raussuchte. Allerdings musste sie die halterlosen Strümpfe mit Naht
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