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Babel Gesamtausgabe - Band 1-3

Babel Gesamtausgabe - Band 1-3

Titel: Babel Gesamtausgabe - Band 1-3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Winter
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schon unzähligen Menschen weiche Knie beschert hatte und das selbst Babel in den Bann zog. Es war schwer, ihm etwas abzuschlagen, wenn er dabei aussah, als wäre der Heilige Michael persönlich herabgestiegen und würde einen darum bitten, ihn zu korrumpieren.
    »Gelten deine Verschwiegenheitsklauseln auch nach dem Tod der Kunden?«
    Die Frau ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Es schien sie nicht besonders zu beunruhigen, dass er ihr gerade indirekt mitgeteilt hatte, dass Madame Vendome das Zeitliche gesegnet hatte. Vielleicht wusste sie das ja auch längst, immerhin hatte es dieser Fall auch in die lokale Presse geschafft.
    Einen Moment lang maßen sie einander mit Blicken, dann winkte sie ab und meinte: »Na schön, aber keine Details. Mein Chef reißt mir sonst den Kopf ab.« Sie ging voraus zu einer kleinen Treppe, die in den zweiten Stock führte. Während sie ihr folgten, flüsterte Babel Sam zu: »Wer genau ist ihr Chef?«
    »Ein Typ aus Düsseldorf. Stinkreich und mit einem Händchen für das, was Menschen wollen. Venus Cage ist nicht der einzige Club dieser Art; soweit ich weiß, hat er noch welche in München, Berlin und Frankfurt.«
    Misstrauisch beobachtete sie Monika. »Kommt mir alles vor wie im Film. Bisher hab ich immer gedacht, solche Clubs sind eine Urban Legend.«
    Ungläubig sah er sie an. »Du kannst Magie wirken und hältst Privatclubs für eine Hollywooderfindung?« Als sie nicht antwortete, schüttelte er amüsiert und ein bisschen fassungslos den Kopf. »Manchmal glaube ich wirklich, dass es dir an jeglicher Vorstellungskraft mangelt.«
    »Das hat mein Zeichenlehrer in der Schule auch gesagt.«
    »Ist das der Grund, warum du die Schule abgebrochen hast?«
    »Das, und die Tatsache, dass man von mir verlangt hat, Am Brunnen vor dem Tore zu singen.«
    Ihr Geplänkel fand ein Ende, als sie die Büroräume erreichten, die sich in der zweiten Etage befanden. Ebenso wie die Sicherheitszentrale des Clubs. Hier war das Ambiente eher nüchtern, weiße Wände, teure Chromstühle.
    Begehrlichkeiten sind offenbar ein Geschäft wie jedes andere auch.
    Monikas sinnliches Gebaren verschwand, sobald sie einen Fuß in die obere Etage gesetzt hatte. Sie führte Sam und Babel in einen kleinen Raum, in dem eine Sitzgruppe aus grünen Ledersesseln dazu einlud, es sich bequem zu machen. Dann orderte Monika durch eine Sprechanlage an der Wand eine Flasche Champagner, und kurze Zeit später erschien ein weiteres hübsches Mädchen, das ihnen auf einem kleinen silbernen Tablett eine Flasche und drei Gläser brachte. Ihr Anblick weckte in Babel unangenehme Erinnerungen an das Zimmermädchen, das für Madame Vendome gearbeitet hatte, bis Mikhail es für seine Dämonenbeschwörung missbrauchte. Doch der Sekt beruhigte die fieberhafte Unruhe ein wenig, die von ihr Besitz ergriffen hatte.
    Nach dem ersten Glas zog sie das Foto von Madame Vendome hervor und hielt es Monika entgegen.
    »Kannst du dich an sie erinnern?«, fragte Sam, der wohl beschlossen hatte, dass es besser war, wenn er das Gespräch führte.
    »O ja, sie ist ja nicht zu übersehen. Es wundert mich, dass sie dir nicht aufgefallen ist.«
    Ein träges Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht. »So oft war ich nun auch nicht hier.«
    Ihre Antwort war ein herausforderndes Lachen und ein neugieriger Blick in Babels Richtung.
    »Wie oft war sie hier?«
    »Ein Dutzend Mal? Im vergangenen Jahr.«
    »Was hat sie gemacht?«
    Monika nahm langsam einen Schluck Sekt, wobei ihre Zunge über den Rand des Glases leckte. Als sie sich vorbeugte, um das Glas auf dem Tisch abzustellen, bot sie einen tiefen Einblick in ihr Dekolleté. »Sie war jedenfalls nicht hier, um sich auf die übliche Art zu amüsieren«, antwortete sie trocken. »Ein paar Drinks, ein paar Runden Tanzen, aber hauptsächlich ging es darum, sich umzuschauen.«
    »Sie mochte es, zuzusehen?«
    »Nein, ich meine es so, wie ich es sage: Sie hat sich umgeschaut.«
    »Wonach?«
    Ein Schulterzucken. »Das ist schwierig zu sagen. Sie war besessen von allem, was mit Sex zu tun hatte. Aber das Eigenartige war, dass sie dabei nie erregt wirkte. Ich meine, es gibt genug Leute, die hierher kommen und gern zusehen, aber bei ihr war es etwas anderes. Sie wirkte dabei immer wie eine Ärztin, als würde es sie interessieren, wie die Leute ticken.« Sie schüttelte den Kopf. »Manchmal hat sie stundenlang Gespräche geführt, die Leute zu jeder Einzelheit ihres Sexlebens befragt. Heimlich haben wir sie Dr. Sommer

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