Babel Gesamtausgabe - Band 1-3
Veilchen trug.
Als sie das Gefühl hatte, die schwersten inneren Verletzungen geheilt zu haben, unterbrach sie den Magiefluss. Ihr Blick fiel auf seine Hände, die zu Fäusten geballt neben seinem Körper lagen. Die Fingerknöchel waren aufgeschürft und blutverkrustet.
Was sie sah, erschreckte sie. Es war lange her, dass sie ihn in einem solchen Zustand gesehen hatte. Aus den meisten Schlägereien, in die er geriet, ging er als Sieger hervor, aber das hier sah nicht gerade nach einem Sieg aus. Mehr nach bloßem Überleben.
Er öffnete die Augen, und sein Blick suchte ihren. Ein schiefes Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, das jedoch durch die aufgeplatzte Lippe zunichtegemacht wurde. Der Schmerz ließ ihn das Gesicht verziehen.
»Wow, ich hatte vergessen, wie unangenehm das ist«, sagte er.
»Was hast du nur gemacht?«, fragte sie wieder.
»Zur Abwechslung hab ich mal gar nichts gemacht. Als ich vorhin die Halle abschließen wollte, haben mich drei Kerle überfallen.« Er griff nach ihrer Hand, um sie sich auf die Stirn zu legen. Seine Haut fühlte sich kühl an. »Das ganze Paket. Stahlkappen, Schlagring und Muskeln …«
Sie schnappte nach Luft. Sam konnte offenbar froh sein, dass er noch am Leben war. Das war nicht nur eine kleine Schlägerei unter Männern gewesen.
»Kanntest du sie?«
»Nein. Am Anfang hab ich gedacht, sie sind hinter der Kasse her, aber das war’s nicht.« Er schloss die Augen. »Die haben nichts mitgenommen. Manchmal gibt’s in dem Geschäft auch Schwierigkeiten, aber sie haben nichts weiter gesagt. Außerdem bringt man den anderen bei solchen Sachen eigentlich nicht gleich bei der ersten Verhandlung um. Du machst ihm erst mal klar, dass er sich aus deinem Revier verziehen soll.«
»Hast du die Polizei eingeschaltet?«
Er lachte, aber das führte nur dazu, dass er husten musste. »Das hätte keinen Sinn gehabt. Außerdem habe ich auch nicht das beste Verhältnis zu ihnen.« Er schüttelte langsam den Kopf. »Irgendwas war da seltsam, Babel. Ich hab nicht das Gefühl, dass die Sache etwas mit der Halle oder Konkurrenz zu tun hat. In letzter Zeit gab es keine Gerüchte in dieser Richtung … Die waren nicht darauf aus, dass ich mir nach dem Kampf noch irgendwas überlegen könnte.«
»Mein Gott, und wie bist du da rausgekommen?«
»Einer meiner Jungs ist zurückgekommen, weil er was vergessen hatte. Einen hatte ich schon erledigt, da hat sich das Verhältnis verschoben. Da haben sie’s wohl vorgezogen, die Sache abzubrechen.«
Einen Moment lang schwiegen sie, dann fragte Babel: »Wenn sie nichts mitgenommen haben und es keine Einschüchterung sein sollte, was war es dann? Lust auf Ärger?«
»Möglich, aber für einen kleinen Spaß ging die ganze Sache ein bisschen weit. Die hatten es nicht gerade darauf angelegt, dass mein Schädel in einem Stück bleibt.«
Ein Frösteln ergriff sie. Er war nicht der Typ, der Angst vor einer Prügelei hatte. Oft genug hatte sie ihn mit Schürfwunden und Prellungen gesehen, doch diesmal hatte er wirklich heftig einstecken müssen, und bei diesem Anblick krampfte sich ihr der Magen zusammen.
Sie beugte sich nach vorn und legte den Kopf auf seine Brust. Sein Herzschlag war kräftig, trotzdem erfasste sie eine heftige Angst um ihn.
Er schloss die Arme um sie und flüsterte: »Ist ja gut, Schatz, nichts passiert.« Sanft nahm er ihr Gesicht zwischen die Hände. »Ich bin ja noch da«, sagte er leise und küsste sie sanft auf die Lippen.
Sein Kuss versicherte ihr, dass er da war und nicht einfach verschwand. Dass es ihm gut ging.
Es dauerte einen Augenblick, bis in ihr Bewusstsein vordrang, dass sich die Tür geöffnet hatte. Als sie sich umdrehte, stand Tom im Zimmer, das Gesicht eine einzige Gewitterwolke.
Vorsichtig löste sie sich aus Sams Umarmung und stand auf. »Jemand hat ihn zusammengeschlagen«, sagte sie, als würde das alles erklären, aber Tom antwortete nicht.
Verzweifelt suchte sie nach Worten, die irgendeinen Sinn ergaben, während Tom näher kam. Neben dem Bett blieb er stehen und sah abschätzend auf Sam herab, der den Blick stoisch ertrug.
»Hast du ihn gerade geheilt?«
Sie nickte.
»Müssen dich ziemlich erwischt haben, wenn du liegen bleibst«, sagte er zu Sam, der wieder einmal grinste, als wäre das Leben erst dann ein riesiger Spaß, wenn es katastrophal wurde.
»Vielleicht bleibe ich ja auch einfach liegen, weil es Babels Bett ist«, erwiderte er.
»Sam!« Verärgert über seine Arroganz schlug Babel ihm
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