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Babel Gesamtausgabe - Band 1-3

Babel Gesamtausgabe - Band 1-3

Titel: Babel Gesamtausgabe - Band 1-3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Winter
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erkennen, welche.
    »Er hat sie gefunden … nach ihrem Unfall …«, murmelte Sam, und sein Blick wurde abwesend. Auf seinem Gesicht zeigte sich ein Schmerz, der nichts mit seinen Verletzungen zu tun hatte. Er reichte viel tiefer.
    Als sie begriff, was er da sagte, schnappte sie entsetzt nach Luft.
    »Er hat sie zum Zombie gemacht … Ich hab’s nicht sofort gemerkt … Bei ihrer Beerdigung haben sie eine Urne in der Erde versenkt. Ich hatte ja keinen Grund, mit so was zu rechnen. Es hat Wochen gedauert, bis die ersten Gerüchte auftauchten.« Er ballte die Fäuste, und Babel hockte sich neben ihn.
    Sie schlang die Arme um ihn und drückte ihr Gesicht an seinen Hals, versuchte zu begreifen, was hier gerade geschah. Wo hatte sich all das ereignet? Wann? Wieso hatte sie nie davon erfahren?
    Was hättest du dann getan? Ihm beigestanden? Zugesehen, wie er wegen einer anderen Frau leidet?
    Ich hätte ihn nicht allein gelassen.
    »Am Anfang habe ich nicht darauf gehört. In solchen Kreisen wird viel Unsinn erzählt, wenn sich jemand wichtig machen will. Aber irgendwann konnte ich die Geschichten nicht mehr ignorieren.«
    »Was hast du getan?« Sie hatte Angst vor der Antwort.
    »Ich bin der Sache nachgegangen.«
    »Hast du … Hast du sie gesehen?« Ihre Worte waren nur noch ein Flüstern.
    Er nickte, und sein Griff um sie wurde fester. »Sie war nicht mehr dieselbe. Fast hätte ich sie gar nicht erkannt …« Er löste sich von ihr, damit er ihr ins Gesicht sehen konnte. »Babel, ich weiß, dass ich kein besonders guter Mensch bin, aber das …« Er schüttelte den Kopf. »Das könnte ich nicht.«
    Wie betäubt saß sie neben ihm. Nie hätte sie vermutet, dass Auguste und Sam eine gemeinsame Vergangenheit besaßen. Obwohl sie wusste, dass Auguste ein Mitglied der Ombres gewesen war, hatte sie nie richtig begriffen, was das bedeutete. Dieses Foto an Sams Wand verknüpfte ihre Vorstellung mit der Wirklichkeit.
    »Was hat er mit ihr gemacht?«
    »Glaub mir, das willst du nicht wissen. Du hast keine Ahnung, wie viele Diener die Ombres haben, die ihnen ihre alltäglichen Lasten abnehmen oder auch bei größeren Dingen behilflich sind. Für die Nekromanten sind die gezwungenen Toten nichts weiter als Vieh.« Er spie das Wort aus.
    »Was ist passiert? Nachdem du sie gefunden hast?«
    »Ich habe eine Hexe gefunden, die sie zurück auf die Totenebene gebracht hat. Das war der einfache Teil.«
    Ja, die Befreiung selbst war nicht das Problem. Man musste dem Zombie nur Salz zuführen, und schon brach die Verbindung des Toten zu seinem Fleisch. Danach konnte man ihn in die andere Ebene verschieben. Der schwierige Teil war, sich dem wandelnden Toten zu nähern, ohne dass sein Meister es merkte.
    »Babel … ich hab sie da gesehen. Diesen Körper, der ihrem ähnlich sah … all die Bewegungen waren falsch, und trotzdem … steckte da noch etwas von ihr drin. Ich musste …« Er brach ab.
    »… sie ein zweites Mal loslassen?«
    Er nickte.
    »Wie hast du das geschafft?«
    Es dauerte lange, bis er antwortete. Als er es endlich tat, sah er ihr in die Augen, und noch nie hatte sie ihn mit dieser Ernsthaftigkeit etwas sagen hören.
    »Ich habe an dich gedacht.«

19
    Babel wusste nicht, wie lange sie dagestanden und ihn angesehen hatte. Jedenfalls begriff sie plötzlich mit absoluter Klarheit, dass sie sich niemals ganz von ihm entfernen konnte. Er war ein Teil von ihr, ganz gleich, ob er in einer anderen Stadt lebte, ob sie miteinander schliefen oder ob Babel in einen anderen Mann verliebt war. Sam würde immer eine Rolle in ihrem Leben spielen.
    Weil sie aus demselben Holz geschnitzt waren.
    Als sie mit den Fingerspitzen seine Schulter berührte, sah er auf. »Ich werde mir den Kerl vornehmen, Babel, das kannst du mir nicht ausreden. Damals ist er verschwunden, bevor ich ihn mir schnappen konnte, noch mal lass ich ihn nicht entwischen.«
    Sie seufzte. »Verrat mir, was ich machen soll. Judith wird nicht zulassen, dass du ihren Freund umbringst, du kennst sie. Soll ich zusehen, wie sie sich zwischen euch schmeißt? Denn das ist genau das, was sie tun wird. Dass du es mit ihm aufnehmen kannst, trau ich dir zu, auch wenn er inzwischen seine Magie aktiviert haben dürfte. Aber zwei Hexen?« Sie schüttelte den Kopf.
    Langsam stand er auf. Sein Blick huschte kurz zur Tür, und sie begriff, dass er abschätzte, ob er es an ihr vorbeischaffen würde, bevor sie ihn mit ihrer Magie aufhalten konnte.
    »Diese Sache hat nichts mit euch zu tun«,

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