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Babel Gesamtausgabe - Band 1-3

Babel Gesamtausgabe - Band 1-3

Titel: Babel Gesamtausgabe - Band 1-3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Winter
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Magie durfte sich in diesen Minuten nicht mit ihrer verbinden, sonst konnte es passieren, dass sich das Ritual veränderte und das Ergebnis nicht das war, was Judith beabsichtigte.
    Nervös musterte Babel ihre Schwester, die in allem, was sie tat, so sicher zu sein schien. Sie hätte gern über diese Sicherheit verfügt, aber ihre Magie war nicht miteinander zu vergleichen.
    Als sich Judith im Schneidersitz in den Kreis setzte, sprang auch Babels Magie an und färbte ihr T-Shirt mit schwarzen Streifen.
    Amüsiert warf ihr Judith einen Blick zu. »Nein, Babel, du kannst diesmal nicht mitspielen, die anderen Kinder sind dran.«
    »Haha, sehr witzig.«
    Judiths Blick wurde ernst. »Bereit?«
    »Bereit.«
    Mit einer entschlossenen Bewegung schnitt Judith dem toten Vogel, der auf dem Brett vor ihr lag, ein Stück Fleisch aus dem Bauch. Der Gestank des Tiers erfüllte den ganzen Raum, und Babel zündete eine kleine Duftkerze an, die sie für solche Zwecke bereithielt. Auch Judith schien wenig begeistert von dem, was sie tat. Offenbar gehörte es nicht zu ihren Standardritualen, ihre Tiere auf Totenenergie einzuschwören.
    Wozu auch? Du bist hier die Schräge in der Familie, schon vergessen? Sieh dir doch nur mal diesen Vogel an. Fällt dir da was auf?
    Was sollte ihr da schon auffallen. Es war ein ganz ordinärer Spatz.
    Aber es steckt kein Dämon drin. Findest du nicht, dass man von dem Haustier auch ein bisschen auf den Besitzer schließen kann?
    Nach dem Motto: Zeigt her eure Vögel, und ich sage dir, welche Meise du hast?
    So ungefähr.
    Judith nahm das Brötchen zur Hand und brach es auf. Sie zog einen Teigklumpen aus der oberen Hälfte und stopfte das Fleisch hinein. Dann rollte sie beides so lange zwischen den Fingern, bis sie eine Kugel geformt hatte. Die ganze Zeit über wirkte ihre Magie auf das Gemisch ein und prägte es. Die Kugel legte sie sich auf die flache Hand und hielt sie dem Spatz entgegen.
    Er hüpfte von ihrer Schulter, setzte sich auf ihren Ringfinger und pickte vorsichtig an der Teigkugel, während Babel fühlen konnte, wie Judiths Magie gegen die Mauer des Bannkreises drückte. Die Energien des Spatzes, Judiths magische Signatur, die bereits an ihm haftete, und die Totenenergie, die an dem Fleisch des toten Vogels klebte, verbanden sich miteinander.
    Babel überlief eine Gänsehaut. Sie erkannte Judith kaum wieder. Mit Leichtigkeit konnte sie das Tier auf sich und das, was sie wollte, einschwören. Das hier war ihr Element, darin war sie gut – und auch beängstigend. Ihre Augen veränderten sich, sie ähnelten mehr den Vögeln, die sie so gut beherrschte, und die Magie erfüllte sie bis in die Haarwurzeln.
    »Okay«, sagte sie nach einer Weile ganz sachlich. Jede Spielerei war aus ihrer Stimme verschwunden. »Die Verbindung ist hergestellt, aber wir müssen uns beeilen, diese doppelte Sichtweise macht mich ganz verrückt.«
    Babel wusste, was sie meinte. Als sie sich das letzte Mal dieses Tricks bedient und eine Krähe von Judith geborgt hatte, um jemanden auszuspionieren, war sie beim ersten Versuch aufzustehen glatt umgefallen, weil die doppelte Sicht ihr das Laufen erschwerte. Im Moment konnte Judith nicht nur alles sehen, worauf sie selbst einen Blick warf, sondern auch das, was der Vogel im Visier hatte. Ein Bild hinter dem Bild.
    Es erforderte einiges an Übung, damit klarzukommen. Aber natürlich gelang Judith das Aufstehen beim ersten Mal. Mit Highheels.
    Der Spatz flatterte wieder auf ihre Schulter, während sie mit der Schuhspitze die Kreide verwischte, damit der Bannkreis gebrochen wurde. Ihre Magie ebbte langsam ab, bis sie nur noch ein sanftes Ziehen an Babels Energienetz war.
    »Das war’s«, sagte Judith und deutete auf die Tür.
    »Das ist alles?«
    »Ja, was hast du erwartet? Dass ich noch mal nackt im Kreis tanze?«
    »Schon gut, vergiss es.«
    »Du musst nicht denken, dass jedes Ritual, dass ich durchführe, wahnsinnig komplex ist, nur weil mir intuitive Magie nicht so leichtfällt wie dir.«
    »Das tu ich nicht«, verteidigte sich Babel.
    »Tust du doch.« Judith ging an ihr vorbei und verließ das Magiezimmer.
    Sie gingen wieder nachoben, wo Auguste bei Judiths Anblick lächelte. Er musste ihre aktive Magie ebenfalls spüren, und offensichtlich gefiel ihm, was er vermittelt bekam, denn sein Lächeln wurde anzüglich, und Judith warf ihm einen koketten Blick zu.
    Tom hatte wieder auf dem Sofa Platz genommen und schien sich in ihrer Abwesenheit nicht bewegt zu haben. Babel

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