Babel Gesamtausgabe - Band 1-3
zugegangen sein. Aber ich erklär’s dir gern: Niemand mag Nekromanten. Deswegen.« Sie zeigte auf die Tote.
Schulterzuckend musterte der Junge sie. Sein Blick blieb kühl und berechnend.
»Lass ihn uns ausschalten«, mischte sich Sam ein, was der Nekromant mit einem Lachen quittierte.
»Man hat mir gesagt, dass du ein charmantes Naturell hast, Bastard.«
Sam bleckte die Zähne, und Babel versuchte abzuschätzen, wie schnell sie den Nekromanten außer Gefecht setzen konnte.
»Was kümmert’s dich, was aus ihr wird?«, fragte er und warf einen kurzen Blick auf den Zombie. »Soweit ich weiß, wart ihr nicht gerade ein Herz und eine Seele.«
»Für jemanden, der gerade erst in der Stadt angekommen ist, bist du erstaunlich gut informiert.«
»Was soll ich sagen …« Ein herausforderndes Lächeln legte sich auf seine Lippen, während seine Magie Babels Schutzwälle abtastete. Sie konnte sie wie Finger auf der Haut spüren, als er nach ihren Schwachstellen suchte.
»Meinst du nicht, dass du andere Probleme hast, als mir hinterherzujagen?«, fragte er, und sie hatte selten einen so gehässigen Ton gehört.
»Zum Beispiel?«
»Hast du keine Angst, dass Clarissa dir gerade das Haus anzündet?«
In diesem Moment begriff Babel endlich die Zusammenhänge. Die Puzzlestückchen fielen an ihren Platz, fassungslos schaute sie ihn an. »Sie hat dich auf mich angesetzt.«
»Nicht auf dich.«
»Judith.« Der Name ihrer Schwester kam ihr nur flüsternd über die Lippen.
Dieses feige alte Miststück!
Der Dreck auf dem Fußboden vor ihr wirbelte durch ihre Wut auf, als würde ein Windstoß durch den Raum fegen.
Tonlos klatschte der Junge in die Hände. »Hast lange genug gebraucht, um drauf zu kommen. Dabei muss dir doch klar gewesen sein, dass sie deinen Untergang will, nach dem, was du mit ihrem Enkel gemacht hast. Darüber war sie nicht begeistert, das kann ich dir sagen.«
»Was solltest du erreichen?«
»Fandest du es nicht genug?« Gespielt überrascht legte er die Hand aufs Herz. »Bedeutet dir deine Schwester so wenig? Clarissa nahm an, du würdest dich grämen, wenn sie tot ist.«
Natürlich würde sie sich grämen, aber das würde sie diesem Milchbubi nicht zeigen. Nicht das geringste Anzeichen von Schwäche würde er zu sehen bekommen.
»Du solltest ihr die Toten auf den Hals hetzen«, stellte sie kalt fest.
Selbstgefällig fuhr er fort: »Brillante Idee, nicht wahr? Es konnte ja keiner ahnen, dass sie ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt ein Verhältnis mit einem Ombre anfängt.« Betrübt schüttelte er den Kopf. »Das war wirklich ärgerlich. Der Kerl hat natürlich viel schneller gemerkt, was mit ihr los ist, als es geplant war. Sie hatte noch immer Zeit, sich zu retten. Nun ja, da kann man nichts machen. Es ist einer dieser Zufälle, die manchmal passieren.«
»Was ist mit den Schlägern?«, fuhr Sam dazwischen und machte einen Schritt auf den Mann zu, doch sofort stellte sich der Zombie ihm entgegen. Er agierte als Leibwächter, die toten Augen stierten direkt in Sams, der unter diesem Starren die Zähne zusammenbeißen musste.
Babel konnte sich nicht erinnern, dass er jemals einer Herausforderung ausgewichen wäre, aber dieses tote Ding war schlimmer, als jeder Schläger es je sein konnte.
»Davon weiß ich nichts«, antwortete der Nekromant. »Aber wenn du mich fragst, nimmt sich Clarissa systematisch all jene vor, die ihr nahestehen.« Beiläufig deutete er auf Babel.
Sofort dachte sie an Tom und die Probleme, die die Plags mit den Nachbarn der Wagenburg hatten. Plötzlich hegte sie keinen Zweifel daran, dass auch dahinter Clarissa steckte. Die Schwierigkeiten sorgten für zusätzliche Spannung zwischen Tom und Babel, und wahrscheinlich hoffte Clarissa darauf, dass er sich von Babel trennen würde, um sie emotional zu schwächen und zu isolieren. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie sich Karl und Tamy vornehmen würde.
Das muss ich verhindern.
Wieder einmal hatte Babel die Situation falsch eingeschätzt. Die ganze Zeit hatte sie geglaubt, Clarissa würde einen direkten Angriff wagen, um Babel aus der Stadt zu vertreiben. Immerhin standen ihr mit ihrem Sohn und ihrer Tochter zwei weitere Hexen zur Seite. Das war eine Menge Magie. Aber offenbar wollte sich Clarissa nicht auf ein offenes Kräftemessen mit ihr einlassen. Stattdessen hatte sie einen außenstehenden Nekromanten engagiert, um die Drecksarbeit zu erledigen.
»Und das war deine Belohnung?«, stellte Sam fest und deutete auf den
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