Babel Gesamtausgabe - Band 1-3
Nekromant herum, aber sie war schneller und trat mit dem Stiefel nach seinem Knie. Sie erwischte es mitten in der Drehbewegung, und er sackte in sich zusammen, das Gesicht vor Schmerzen verzerrt. Bevor er sich wieder aufrappeln konnte, schlug sie ihm die geballte Faust aufs Ohr. Brüllen erfüllte den Raum.
Das Eis knackte und bekam Risse.
Noch einmal holte sie aus, denn wenn sie eins von Sam gelernt hatte, dann war es das: Wenn du einen Kampf endgültig beenden willst, dann hör auf keinen Fall zu früh auf. Nicht, solange der Gegner noch einen Funken Hoffnung hat, doch noch zu gewinnen .
Dumpf schlug die Faust gegen die Schläfe des Nekromanten, und sein Kopf knallte auf den Boden. Es knirschte, und seine Augenlider flackerten; benommen lag er im Dreck.
Als er vor ihr lag, holte sie schnappend nach Luft und stützte die Hände auf die Knie. Sie war keine geübte Kämpferin, so viel stand fest. Nun drangen wieder die Geräusche von Sams Kampf an ihre Ohren, rasch sah sie sich um.
Sam hatte den Zombie inzwischen in eine Ecke gedrängt und schlug noch immer auf ihn ein. Er atmete schwer, und seine Hiebe waren langsamer geworden. Das Gesicht des Zombies war vollkommen deformiert, die Nase nur noch Brei, und die eine Schulter hing unnatürlich schief hinab. Doch das kümmerte die Tote nicht, sie schnappte weiterhin unermüdlich nach Sam; sein Mund war blutverschmiert, wie auch Sams zerrissenes Hemd. Babel konnte sehen, wie ihm das Blut über die Arme lief.
Halte durch.
Sie wandte sich wieder dem Nekromanten zu. Noch war sie mit ihm nicht fertig. Sie musste dafür sorgen, dass er die Stadt nicht wieder betrat. Und zwar jetzt, bevor er wieder auf die Beine kam und ihr möglicherweise in den Rücken fiel.
Denk daran, was du vorhin gesagt hast. Zügle deine Wut, du bist weder Gesetz noch Scharfrichter.
Nein, aber stinksauer.
Mit den glühenden Energien, die durch ihren Körper jagten, ertastete sie sein magisches Netz und brannte Löcher hinein. Sie löste die Verbindung zu der wandelnden Toten, auch wenn er damit noch nicht wieder auf seine Ebene zurückkehren würde. Aber wenigstens würde er damit keine neuen Befehle mehr annehmen können. Nun mussten sie ihm nur noch den letzten austreiben, nämlich den Nekromanten zu verteidigen.
»Vielen Dank«, ertönte es da plötzlich hinter ihr.
Sie wirbelte herum und sah Auguste in der Tür stehen. Seine Hemdsärmel waren hochgekrempelt, die Arme bis zu den Ellbogen blutgetränkt. In der einen Hand hielt er ein Kaninchen, aus dessen Kehle noch immer warmes Blut gepumpt wurde, in der anderen ein Messer. Die Magie, die von ihm ausging, übertraf die des Jungen bei Weitem. Er war wie ein wirbelnder Eissturm.
Das ist der Ombre, vor dem sie dich gewarnt haben. Das ist seine wahre Natur.
Seine Magie warf sie nach hinten, sie stieß sich den Kopf an der Wand, und nur ihr Schutzwall verhinderte, dass sich ihr Schädel spaltete. Für ein paar Sekunden sah sie Sterne. Als sie die Augen wieder öffnete, hielt seine Magie sie bereits am Boden fest, und eine unsichtbare Fessel drückte ihr die Luft ab.
Was tut er hier? Mein Gott, Judith …
Die Gedanken rasten in ihrem Kopf, sie versuchte zu verstehen, was hier gerade geschah, während sich Auguste langsam auf den Boden neben eine der Kreidezeichnungen hockte. Er legte das Messer beiseite und zeichnete mit dem Kaninchenblut neue Symbole in das alte Bild.
Das frische Opfer gab ihm Kraft, und als sich Babel gegen die Fessel stemmte, fuhr ihr ein stechender Schmerz in die Glieder.
»Sam!«, krächzte sie, aber dann sah sie, dass er ihr nicht helfen konnte. Der Zombie hatte ihn von sich geschleudert, und Sam rappelte sich schwerfällig auf. Während er immer müder wurde, schien der Zombie keinerlei Erschöpfung zu kennen, obwohl der Körper durch die zahlreichen Schläge bereits deformiert war.
Babel musste zuerst Auguste ausschalten. Während er weiter ein Ritual vorbereitete, begriff sie, was er vorhatte: Er wollte die Verbindung zu dem Zombie herstellen. Jetzt, wo sie die Leine zwischen dem Zombiemacher und der wandelnden Toten zerrissen hatte, konnte ein anderer Nekromant die Kontrolle übernehmen, solange die Tote noch auf dieser Ebene war. Ein herrenloser Zombie war für jeden Nekromanten, der genug Erfahrung darin besaß, eine solche Verbindung zu knüpfen, ein Geschenk.
»Was machst du da, du Schwachkopf?«, rief sie hinüber, aber er antwortete ihr nicht. Er sah sie an wie eine Fremde, und sie begriff, dass er
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