Babel Gesamtausgabe - Band 1-3
gegeben hast«, schnaufte sie, als sie auf der anderen Seite standen. »Ich bezweifle aber, dass Toms Leute allzu begeistert wären, wenn sie zwischen die Fronten eines Hexenkriegs gerieten. Wir müssen uns was gegen Clarissa einfallen lassen.«
Sam zuckte mit der Schulter. »Mag sein, aber ich glaube trotzdem, dass sie Prinz Eisenherz helfen werden, wenn er sie darum bittet. Das ist doch genau ihr Ding. Sie sind die Musketiere.«
»Du meinst, einer für alle, alle für einen?«
»Ganz genau.«
»Aber werden sie auch helfen, wenn einer ihrer Jungs Lady de Winter datet?«
Sie glaubte nicht, dass sich die Plags jemals dazu aufraffen konnten, einer Hexe zu helfen, aber sie wollte nicht mit Sam darüber diskutieren. Nicht jetzt, wo sie wieder einmal so knapp einer Katastrophe entkommen waren.
Als sie an seinem Auto angekommen waren, lehnte sie sich gegen die Motorhaube, während er sich am Kofferraum zu schaffen machte.
»Glaubst du, dass wir vielleicht irgendwann einfach mal ins Kino gehen?«, fragte sie. »Ich meine, andere Paare kriegen das ja auch hin. Wenn sie etwas Aufregendes machen wollen, kaufen sie sich Handschellen, sie bestreiten nicht jeden Monat einen Kampf auf Leben und Tod.«
»Du willst uns Handschellen kaufen?«
»Hast du mir zugehört?«
»Ja, du willst Handschellen kaufen.«
»Okay, vergiss, was ich gesagt habe.«
Er schlug die Kofferraumklappe zu und kam um das Auto herum. In den Händen hielt er eine Decke, die wohl eher für Autounfälle bereitlag, und zwar schon eine ganze Weile, wenn man sie sich genauer ansah.
»Ich liebe dich«, sagte sie spontan und steckte die Hände in die Hosentaschen. Ansehen konnte sie ihn dabei nicht, aber das Adrenalin des Kampfes tanzte noch in ihrem Blut. Sie war am Leben und er auch – und das war alles, was zählte.
»Das weiß ich doch längst, Babel«, antworte er sanft und mit einer Armlänge zwischen ihnen.
Gerade als sie überlegte, ob sie doch nach ihm greifen sollte, kam das Taxi die Straße heraufgefahren. Sam verfolgte das Näherkommen des Wagens mit brennendem Blick.
»Vergiss nicht, die Erinnerung des Taxifahrers zu beeinflussen«, sagte er. »Er darf sich weder an dich, mich oder das Auto erinnern, wenn die Polizei dem Feuer nachgeht.«
Sie nickte, und er wandte sich um. Ohne ein weiteres Wort ging er zurück. Dabei sah sie, dass er leicht humpelte. Dieses Mal würden sie beide eine Weile brauchen, bevor sie wieder für ein Abenteuer zu haben waren. Die Frage war nur, wie viel Zeit ihnen bleiben würde, bevor Clarissa ihre Drohungen wahr machte und sie ein weiteres Mal angriff.
Das Taxi hielt neben ihr. Nachdem sie eingestiegen war, drehte sich der Fahrer mit misstrauischem Gesichtsausdruck zu ihr um.
Ein Blick in den Rückspiegel zeigte ihr auch, warum. Im Moment sah sie selbst ein bisschen wie ein Zombie aus. Dreckig, Schürfwunden im Gesicht und an den Händen und so fahl, als würde sie jeden Moment aus den Latschen kippen.
Sein Blick wurde erst freundlicher, als sie sagte: »Ich habe Geld bei mir« und sich auf die Jacke klopfte.
Er murmelte etwas vor sich hin, drehte das Radio lauter und fuhr los, während Babel erschöpft ins Polster sank und den Kopf zurücklehnte. Im Rückspiegel verfolgte sie, wie das Fabrikgelände immer kleiner wurde, bis sie um die nächste Kurve gefahren waren und es ganz verschwand.
Die Schwere, die sich ihrer Glieder bemächtigt hatte, stammte nicht nur von dem Kampf, sondern auch von den widerstrebenden Gefühlen in ihrem Inneren. Da war dieser Triumph, weil sie wieder einmal aus einer magischen Auseinandersetzung als Siegerin hervorgegangen war. Diese Macht berauschte sie mehr, als ihr lieb war.
Und da war auch die Sorge um Judith und ihre Liebe zu Tom, die sich mit der für Sam verband – und das alles ließ sie zittern, weil sie nicht wusste, was sie damit anfangen sollte.
Wer sagt denn, dass du damit etwas anfangen musst. Gefühle sind doch keine Werkzeuge.
Die Stimme in ihrem Kopf klang sehr nach Judith.
Einmal einen Schraubenschlüssel, bitte, ein bisschen Liebe und ein Päckchen Angst. Verpacken Sie das alles in ein handliches Paket zum Mitnehmen, das keine Arbeit macht und keine bleibenden Schäden hinterlässt.
Das Kichern dröhnte in ihrem Schädel.
So funktioniert Leben nicht.
Ich weiß, ich hab mich nur noch nicht dran gewöhnt.
Babel schloss für eine Weile die Augen, doch nach ein paar Minuten klingelte erneut ihr Telefon. Es war Tamy.
»Alles in Ordnung?«, fragte Babel
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