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Babel und Bibel

Babel und Bibel

Titel: Babel und Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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unsrer Freunde sicher.
    Die Todeskarawane – – –
    Babel
(einfallend):
    Die wird wirken!
    Imām:
    Ihr Scheik gefällt mir!
    Kādi:
    Hat es innerlich!
    Scheik:
    Und diese Phantasie – – –
    Imām
(fällt ein):
    Die paßt!
    Kādi:
    Die paßt!
    Scheik:
    Beweise erst, Beweise!
    Babel:
    Wird sie geben!
    Scheik:
    Ich bin gespannt!
    Imām:
    Ich auch!
    Kādi:
    Ich auch!
    Babel:

    Sie kommt!
     
    (man hört die Gebetsbretter läuten. Die Phantasie kommt nach vorn. Schēfakā trennt sich von ihr, um vorzubereiten)
     
    Phantasie
(zum Scheik):
    Du wolltest eure Schatten von mir sehen,
     
    (auf die betreffenden Spieler zurückdeutend)
     
    Sie kleiden sich jetzt an. Doch warne ich.
    Ich lasse sie auch sprechen. Darf ich das?
    Babel:
    Gewiß!
    Imām:
    Gewiß!
    Kādi:
    Gewiß!
    Scheik:
    Das wird ja lustig!
    Ich sehe schon daß du mich treffen wirst!
     
    (er schaut nach dem Hintergrunde, wo sein Ebenbild soeben vollendet wird. Auch die Porträts der Andern sind fertig und verschwinden in der Männerabteilung des Zeltes)
     
    Babel
(über sein Konterfei lachend):
    Mich auch!

    Imām
(ebenso):
    Mich auch!
    Kādi
(ebenso):
    Mich auch!
    Scheik:
    Doch bitte ich,
    Daß sich zum Scherz auch etwas Ernst geselle!
    Phantasie:
    An Ernst soll es nicht fehlen – – – sicher nicht!
    Scheik:
    Und wann beginnst du?
    Phantasie:
    Gleich nach dem Gebete.
     
    (kehrt nach dem Hintergrunde zurück)
     
    Scheik:
    So laßt uns Plätze schaffen!
    Imām:
    Plätze!
    Kādi:
    Plätze!

Zweiundzwanzigster Auftritt
    Die Vorigen.
    Es ist vollständig dunkel geworden. Die Szene wird nur von dem flackernden Herdfeuer Schēfakās erleuchtet. Das gibt gespenstige Schatten. Das Läuten der Gebetsbretter kommt näher. Es stellen sich Beter und Neugierige ein, die vom Scheike zur Herstellung von Sitzen angehalten werden. Ihren vereinten Kräften gelingt es auch, den schweren, sechstausend Jahre alten Thron umzudrehen, auf den sich der Scheik zu setzen hat, das Gesicht nach dem Zelt gerichtet. Um diese Vorbereitungen zu beleben und interessanter zu machen, kommen die Nachbildungen des Scheik, des Imām, des Kādi und Babels beliebig wieder aus dem Zelte, um irgend Etwas zu besorgen oder nachzuholen. Es gerät für einige Augenblicke Alles durcheinander, bis die Phantasie im Zelt verschwindet und alle Spieler ihr folgen. Da setzt sich der Scheik auf den Thron. Rechts und links von ihm und überall setzen sich die Andern nieder, doch so, daß sie dem Publikum die Schattenbilder nicht verdecken. Es wird still. Die Stimme des Vorbeters erschallt hinter der Szene. Er tritt herein und singt:
     
    Heeehhh alas salāh! Heeehhh alal = felāh! Auf zum Gebete! Auf zum Heile! Heeehhh alas salāh! Heeehhh alal = felāh! Allāh akbar! Allāh hu!
     
    Während er dies singt, erscheinen hinter ihm seine Adjuvanten, denen der Scheik zuruft:
     
    Stimme des Scheik:
    Das »Ūmehā!« Und dann an eure Plätze!
     
    Der Vorbeter kniet nieder, hinter ihm die mit ihm Gekommenen. Hierauf beginnt das »Ūmehā« mit den bekannten Verneigungen. Nach einiger Zeit sieht man, daß die Beter sich von den Knieen erheben und, ohne mit dem »Ūmehā« aufzuhören, ihre Zuschauerplätze längs der beiden Seiten aufsuchen. Schēfakās Feuer verschwindet, und es wird für kurze Zeit vollständig dunkel.
    Da plötzlich fällt von innen Licht auf den Vorhang der Männerabteilung des Zeltes, und man sieht die am Boden sitzenden Schatten des Scheik, des Imām, des Kādi und Babels, welche auch mitbeten und sich sehr eifrig nach dem Takte des »Ūmehā« verneigen. Hinter ihnen viele Andere. Dann hört das »Ūmehā« mit einem Schlage auf. Es ist Alles still. Die Schatten verneigen sich nicht mehr. Sie sitzen bewegungslos und lauschen nach der dunklen Frauenabteilung hin, aus welcher es leise, wie mit Ketten, klirrt. Das Klirren wird lauter. Die gefesselte Bibel,
    verschleiert, tritt hinter dem dunkeln Vorhange hervor, tut einige Schritte seitwärts bis zur Mitte des erleuchteten Vorhanges, wobei ihr die Aufmerksamkeits-Bewegungen der hinter diesem Vorhange befindlichen Schattenspieler zu folgen haben, und spricht:
     
    »Laßt uns die heilge Fāt’ha beten!«
     
    Da erklingen die Harfen im Innern des Turmes. Die Bibel hebt die Hände und betet:
     
    »Im Namen des allbarmherzigen Gottes! Lob und Preis sei Gott, dem Weltenherrn, dem Allerbarmer, der da herrschet am Tage des Gerichtes! Dir wollen wir dienen, und zu dir wollen wir flehen, auf daß du uns führest den rechten Weg, den Weg

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