Babel und Bibel
derer, die deiner Gnade sich freuen und nicht – – – – –«
Sie kommt nicht weiter, denn der Schatten des Scheik springt hinter ihr von seinem Sitze auf, knallt zornig mit der Peitsche und schreit, während die Harfenklänge sofort verstummen und die Bibel schnell wieder im Dunkel der rechten Zelthälfte verschwindet:
Schatten des Scheik:
Was fällt dir ein, du Wurm, du Laus, du Milbe!
Wasch dir den Mund mit Seife von Ischnān, Doch wage niemals, so mit Gott zu sprechen,Als ob er wenigstens dein Freund und Vetter, Wohl gar der Onkel deiner Tante sei.
Du hast nach meinem Formular zu beten, Kein Wort zu viel und keines davon weg; Allāh ist Herr, und was ich will, geschieht!
Ich will das »Ūmehā« noch einmal hören!
(das »Ūmehā« beginnt zum zweitenmal, und der Schatten des Scheik schlägt mit der Peitsche genau so den Takt dazu, wie er es beim Nachmittagsgebete getan hat. Dann gibt er das Zeichen, aufzuhören und spricht):
Das mag genügen! Merkt euch diese Lehre, Und betet nach der altbewährten Weise!
Das schnappt und klappt! Das ist so fest gefügt!
Das bricht sich Bahn! Wer kann da widerstehen!
So ein Gebet steigt wie in Wehr und Waffen Zum Himmel auf und muß selbst Gott besiegen!
Das ist das alte, heilge »Ūmehā«; Die ganze Erde wird ihm angehören!
Alle Schatten
(springen auf, tanzen wie toll umher und rufen):
Das ist das alte, heilge »Ūmehā«; Die ganze Erde wird ihm angehören!
(sie umringen den Scheik und Babel und führen Beide im Triumphe davon. Nur Zwei bleiben da, nämlich die Schatten des Imām und des Kādi. Sie
gestikulieren hinter den sich Entfernenden her und führen folgendes Gespräch):
Schatten des Imām:
Triumph, Triumph!
Schatten des Kādi:
Für uns!
Schatten des Imām:
Wie er gehorcht!
Schatten des Kādi:
So ahnungslos, daß er geleitet wird!
Schatten des Imām:
Ein Meisterplan von dir!
Schatten des Kādi:
Von dir!
Schatten des Imām und des Kādi
(zugleich):
Von Beiden!
Schatten des Kādi:
Wir lenkten damals schon – – –!
Schatten des Imām:
Bei Bēnt’ullāh!
Schatten des Kādi:
Und er gehorchte – – –
Schatten des Imām:
Ganz genau wie heut!
Schatten des Kādi:
Es war ein Sieg des heilgen Rechtes – – – Schatten des Imām:
Ein Sieg des heilgen Glaubens, Daß er die Christin endlich gehen ließ Und dann das Dokument für richtig hielt, Mit dem wir ihren Tod bestätigten.
Wie nun, wenn sie jetzt plötzlich hier erschiene?!
Schatten des Kādi
(erschrocken):
Um Gotteswillen, still! Der Scheik hört es!
(er deutet nach außen, wo der Scheik sich hoch und starr von seinem Throne aufrichtet, zum Sprunge bereit)
Schatten des Imām
(sich ängstlich umsehend):
Der Scheik – – –?
Schatten des Kādi
(bestätigend):
Der Scheik!
Der wirkliche Scheik
(vor Aufregung fast brüllend):
Jawohl der Scheik, der Scheik!
(will sich auf das Zelt stürzen, bleibt aber schon nach dem ersten Schritte stehen, wirft die Arme in die Luft und schreit):
Betrogen wurde ich! Sie lebt! Sie lebt!
Ihr Fälscher! Ihr Halunken! Gebt sie her!
(springt nach dem Zelte, reißt den Vorhang auf und dringt hinein. In diesem Augenblicke verlischt das Licht. Es herrscht Finsternis. Man hat nur noch
sehen können, daß der scheinbar wirkliche Imām und der scheinbar wirkliche Kādi, die neben ihm gesessen haben, schnell über die Szene huschen, um sich in Sicherheit zu bringen. Es entsteht große Verwirrung. da eilt Schēfakā zum Feuer und schürt es auf, daß die Flammen leuchten. Bei ihrem Scheine sieht man, daß der Scheik die Schatten des Imām und des Kādi aus dem Zelte gezerrt bringt. Er ruft dabei)
Heraus mit dem Geständnis! Schnell heraus!
Wo habt ihr sie?
Babel
(herbeitretend):
Das sind doch nur die Schatten!
Scheik
(wie außer sich, muß sich besinnen):
Die Schatten?
(läßt sie los, worauf sie augenblicklich verschwinden)
Babel:
Ja?
Scheik:
Wo sind die Wirklichen?
Babel:
Soeben fort!
Scheik:
Ich muß sie haben! Schnell!
(Alles eilt von dannen. Der Scheik will es auch tun, bleibt aber unter der Wucht des gegenwärtigen Eindruckes nochmals stehen und ruft)
Sie lebt! Sie lebt! So lebt doch auch der Sohn!
Ich muß sie haben – – – muß sie Beide haben!
(er will fort, da kommt der Neger).
Dreiundzwanzigster Auftritt
Der Scheik, der Schwarze. Alle Andern sind fort, um nach dem Imām und dem Kādi zu suchen.
Der Vorbeter:
Es lassen
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