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Babkin, unser Väterchen

Babkin, unser Väterchen

Titel: Babkin, unser Väterchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Hammer entglitt.
    Er fiel, aus nicht großer Höhe zwar, aber trotzdem unangenehm schwer wegen seines Eigengewichts, auf Babkins Kopf, dort, wo seine Haare begannen, schrammte dann über die Stirn, die Schläfe hinunter und auf das schreckliche Sägespänekissen.
    In Babkins Körper gab es eine Art elektrischen Schlag. Er krümmte sich, streckte sich – und mit einem Ruck richtete er sich auf.
    Tatsächlich, wirklich, unbegreiflich: Babkin saß im Sarg, hatte die Augen geöffnet, starrte Mischin wutentbrannt an und sagte ganz deutlich:
    »Du willst mich erschlagen, du Hund?«
    Könnt ihr ahnen, Genossen, wie's ist, wenn der Himmel einfällt, die Sonne sich verdunkelt, die Meere über die Ufer treten und der Boden unter einem aufreißt? Ihr könnt es nicht? Dann fragt einmal Igor Grigorjewitsch Mischin aus Ulorjansk.
    Mischin erstarrte zunächst, wie es in der Bibel heißt, zu einer Salzsäule, hörte Babkins Worte, sah die Welt um sich schwarz werden und fiel in kerzengerader Haltung nach vorne um, mit dem Gesicht auf die Dielen. Das unfaßbare Entsetzen drehte in seinem Hirn alle Schalter ab.
    Auch Babkin brauchte eine lange Minute, ehe er begriff, daß er wieder lebte und als Lebender in einem Sarg nichts zu suchen hatte. Vorsichtig stieg er von der Holzspanmatratze, zerriß dabei die scheußliche Papierdecke, machte auf den Dielen einige Kniebeugen, um sich zu vergewissern, daß er keiner Täuschung erlag, kniff sich darauf in Arm und Bauch und spürte zufrieden den Schmerz.
    Er hob den Fuß gegen Mischin und trat vorsichtig nach ihm, was er ebenfalls in seinen Zehen spürte, tappte auf seinen derben Sohlen zum Fenster, zog die Vorhänge auf, riß die schwarzen Tücher weg und stieß die Fensterflügel auf. Frische, aber sehr warme Luft kam in das Zimmer, es war heller Tag.
    Mittag muß es sein, aha. Es riecht nach gebratenem Fleisch, sie schlemmen also. Während ich Armer noch nicht mal unter der Erde bin, fressen sie sich rund und loben die Stunde, in der ich tot umfiel! Aber da kennt ihr Wadim Igorowitsch Babkin schlecht. Er kommt wieder! Wieso das möglich ist? Fragt nicht mich! Mischin hat mir den Hammer auf den Kopf geworfen, und meine Seele kehrte in den Körper zurück! Es gibt noch Wunder, Genossen! Lenin hat uns den Sowjetstaat gebracht, aber was ist das gegen die Wiedererweckung durch einen Hammer!
    Liebe Freunde, ich lebe!
    So völlig sicher allerdings war sich Babkin dessen doch noch nicht. Wer so plötzlich aus der Ewigkeit in die Gegenwart zurückspringt, darf mißtrauisch sein.
    Kein Zweifel, alles um ihn herum war normal: Er roch den Hühnerbraten, durch das Fenster flutete das warme Tageslicht, vor ihm lag wie eine umgestürzte Säule der arme Mischin. Vogelgezwitscher hörte Babkin, ein Auto fuhr klappernd vorbei, und wenn er gegen das Fußende des Bettes klopfte, spürte er es an seinen Fingerknöcheln.
    Seine Rippen schmerzten ihn jetzt, weil er in dem zu engen Sarg eingequetscht worden war, vor allem aber erinnerte er sich genau an alles, was seine Familie und seine Nachbarn ihm gebeichtet hatten im guten Glauben, er nehme die ungeheuerlichen Geständnisse still mit in die Unendlichkeit.
    Was jetzt, fragte sich Babkin.
    Da steht man nun und blickt seinen Sarg an, aus dem man hinausgehüpft ist. Hinter dieser Tür dort wird die Familie sitzen und mit gutem Appetit gebratene Hühnchen essen, ein wenig ungeduldig schon, daß der alte Babkin noch immer nebenan liegt und nicht schon längst in der Erde. Der Pope wird wieder für drei fressen und Walentina, mein schönes Töchterchen, mit Blicken beleidigen, frei von allem Schuldgefühl, daß er einen Bastard gezeugt hat …
    O je, o je, was für ein Leben ist das! Nun muß man einen ganzen Berg aus Lug und Trug abtragen, muß Rache nehmen für die bisher unbekannte Schmach. Ein großes Aufräumen wird's geben, Heulen und Zähneklappern werden durch die Zimmer schallen, Fäuste werden fliegen, Augen zuschwellen, Beulen sich wölben … Das bist du dir schuldig, Babkin, wo man dich so betrogen hat!
    An der Tür klopfte es. Babkin zuckte zusammen, hatte einen Augenblick den Gedanken, zurück in den Sarg zu flüchten, blieb dann aber doch stehen und wartete ab.
    »Kommst du?« rief es durch die Tür. Nina Romanownas Stimme war's. Sein Weib, das mit dem Nachbarn Narinski, dem Parteisekretär Blistschenkow, dem Briefträger und wer weiß wem noch … Es begann in Babkins Ohren zu rauschen. »Hühnchen gibt's, Igor Grigorjewitsch. Bist du

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