Babkin, unser Väterchen
sicher und ästhetisch umbringen kann!« rief Walentina verzweifelt. In ihr stieg berechtigte Angst empor. Wenn jemand ein Interesse daran hatte, Babkin tot zu sehen, dann war es Sidor Andrejewitsch. Ein Pope mit einem heimlichen Kind – da verhängt man den Altar, löscht die Lichter vor der Ikonostase und lauert dem Vernichter seines Rufes auf.
»Einen unverbindlichen Rat soll er geben – rein theoretisch.« Pyljow tat es weh, was er noch hinzufügte, aber er sprach es dennoch aus: »Ist er nicht der klügste Mensch unter uns? Ein wenig klüger nur als ich – doch darauf kommt es an!«
»Hat nicht Dr. Poscharskij schon bei Väterchen versagt? Und ist er nicht noch klüger als Waninow?« warf Nelli ein. Es war einer der seltenen guten Gedanken, die sie manchmal hatte und mit denen sie immer wieder ihre Umwelt verblüffte. Es war dann, als sei in ihrem Hirn ein Lämpchen angeknipst worden, nur war's nicht von langer Dauer.
»Erinnern wir uns an Rasputin«, sagte Pyljow klug. »Das war auch ein Mensch aus dieser Gegend, vom Tobol, ganz in der Nähe. Wie war das damals, als man ihn umbringen wollte? Vergifteten Kuchen hat er gefressen – nichts! Erschossen hat man ihn, mit mehreren Kugeln – er lebte weiter. Erschlagen hat man ihn – der Kerl war nicht tot zu kriegen. In die eisige Newa warf man ihn, und da erst ist er ertrunken, weil er nicht schwimmen konnte. Nachlesen kann man das überall. Und Babkin ist ein Sibirier, der gleiche Schlag wie Rasputin. Steht von den Toten auf, überlebt Dr. Poscharskijs Spritze, hinterläßt uns einen verrosteten Revolver und verschimmelte Patronen … Wer wettet mit mir, daß auch der Strick reißt, wenn man ihn aufhängen will!« Pyljow atmete schwer nach diesem berechtigten Vergleich mit Rasputin. »Man muß voraussichtlich doch unästhetisch werden!«
»Blut?« stammelte Nina Romanowna tonlos. »Mein liebes Schwiegersöhnchen, das muß geschehen, wenn ich nicht dabei bin.«
Zum Verzweifeln war's … man kam und kam nicht weiter mit dem Problem, durch welche Methode man Babkin die ewige Seligkeit verschaffen sollte.
Es war, als habe Sidor Andrejewitsch geahnt, daß er einer der Ersten auf Babkins Liste war. Vorsorglich hatte er die Tür in dem kleinen Anbau verrammelt, durch die man in seine bescheidene Wohnung eintreten konnte. Auch die Verbindungstür zum Kirchenschiff hatte er verriegelt und eine Kommode davorgeschoben. Um seines Schutzes ganz sicher zu sein, lehnte neben Waninows Sessel ein langer, flacher Holzknüppel, mit dem früher die Frauen am Bach die Wäsche über den Steinen geschlagen und den Schmutz hinausgeprügelt hatten.
Aber natürlich war das kein Dauerzustand, das sah auch Waninow ein. Ein Pope gehört zu den Gläubigen, und eine Kirche ist für alle da, die Gottes Atem spüren wollen. Jeder Tag hat seinen Sinn und seine Aufgabe:
Man betet, hält Gottesdienst, singt mit dem Chor, übt mit den verschiedenen Gruppen, hört die Beichte, tröstet die Hilfesuchenden, spendet letzten Trost den Sterbenden, tauft und verheiratet, sammelt Spenden und repräsentiert den Herrn – man denke bloß nicht, einem Popen würde es langweilig zwischen seinen Ikonen und Kreuzen, Kerzenhaltern und Weihrauchgefäßen. Eine ständige, nervenzehrende Arbeit ist das, vor allem in einem so kleinen Ort wie Ulorjansk, wo Kirche und Pope der Mittelpunkt sind – nach dem Parteihaus natürlich. Das Parteihaus ist das höchste.
Waninow, sich seiner Aufgabe voll bewußt, hatte sich zu helfen gewußt. An die Kirchentür hatte er ein Schild geklebt, auf dem man, geschrieben mit einem dicken Rotstift, lesen konnte, daß das Gotteshaus wegen dringender kleiner Reparaturen vorerst geschlossen sei. Der strahlende Sommer erlaube es, Gottesdienste im Freien abzuhalten, hinter der Kirche oder vor dem Friedhof.
Waninow hielt das für einen genialen Gedanken: Geschützt durch die Menge der Gläubigen würde es Babkin unmöglich sein, ihn anzugreifen. Und durch die Türen – ha! – da kam er nicht mehr herein! Da müßte er sie schon mit Dynamit aufsprengen, und das hörte man werstweit.
Mein guter Wadim Igorowitsch, nichts ist es mehr damit, mich am Bart zu reißen!
Immerhin blieb Waninow vorsichtig und trug den Wäscheknüppel ständig mit sich herum. Er wunderte sich, als es dunkelte, daß Babkin noch nicht an seine Haustür gehämmert hatte. Es kann Taktik sein, dachte er. Ganz raffinierte Taktik: Wieg ihn in Sicherheit, um so ärger trifft ihn die Überrumpelung.
Doch wie's
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