Babkin, unser Väterchen
Sawitzkijs Betrug mit den kranken Schweinen tief in Babkins Seele brannte.
Am nächsten ist eigentlich Waninow, das Väterchen Pope. Mein heimlicher Schwiegersohn, der Erzeuger meines Enkels. Vor Augen führen muß man sich das mal: Da wird man Alterchen genannt und hat einen Schwiegersohn, der noch älter ist! Würde jemand wagen, zu Waninow Alterchen zu sagen?
In Babkin stieg heiliger Zorn hoch. Mein armes Schwänchen Walentina! Ein Engelsstimmchen hat es, trällert und jubiliert, und singen lernen will es bei dem Popen, doch was kommt dabei heraus? Ein Kind! Zugegeben, ein strammes, liebes Bürschchen mit einem echten Babkin-Gesicht, nicht mit dem Ochsenkopf von Waninow. Ein fröhliches Kind, aber doch ein armes Wesen, das seinen Vater nicht kennt, dessen Name immer ein Geheimnis geblieben wäre, wenn ich nicht tot dagelegen hätte. Ein Vater, der in der Kirche über die Keuschheit predigt …
Das war's, was Babkin vorwärtstrieb. Die Brust dehnte er noch einmal, stopfte sein Hemd korrekt in die Hose und schlug den Weg zur Kirche ein.
Sidor Andrejewitsch, ich komme!
Zu keiner Lösung war man im Hause Babkins gekommen. Wohl fand Nina Romanowna den alten Armeerevolver im Doppelboden des Kleiderschranks, aber der Lauf war verrostet, die Trommel knirschte, und den Patronen, die darin steckten, war auch nicht zu trauen. Etwas verschimmelt wirkten sie, voller Grünspan; sie mußten im Lauf der vielen Jahre einmal naß geworden sein.
»Sie taugen nichts!« sagte Pyljow enttäuscht und legte die Waffe aufs Bett mit den zerwühlten schwarzen Trauerlaken. »Weiß man, ob's nicht einen Rohrkrepierer gibt? Dann ist die Hand weg, Nina Romanowna, und Babkin lacht sich ins Fäustchen. Nein, so geht es nicht. Vielleicht kann man ihn mit einem Strick erdrosseln …«
»Ist das ästhetisch, Boris?« fragte Nelli etwas dümmlich.
»Großzügig betrachtet schon. Kein Blut fließt. Alles Schmutzige ist unästhetisch – ein Strick kann sauber arbeiten.«
»Aber die Würgemale am Hals sieht man …«, warf Walentina tapfer ein. Der Zwang zum Mitspielen lastete schwer auf ihr.
»Man wird Väterchen bis zum Hals zudecken.« Nina Romanowna befreundete sich mit dem Gedanken ans Erwürgen. »Und wer sieht ihn denn noch an? Nur wir aus der Nähe, beim Abschied am Grab. Die anderen stehen weit genug entfernt. Boris Witalowitsch, nehmen wir ein Seil. Aber wer erwürgt ihn?«
»Natürlich Boris!« rief Nelli und strahlte ihren Ehemann an. Ein fleißiges Mädchen war sie, immerzu willig zu allem, was man von ihr verlangte. Und kochen konnte sie, daß die hochnäsigen Köche in den Hotels eigentlich ihre weißen Mützen an die Wand werfen müßten. Doch ihr Gemüt war einfältig und ihr Denken geradeaus. Pyljow widerte so etwas an, aber er ertrug es wegen des nun fälligen Erbes.
»Wir sollten überlegen, wer so etwas machen kann«, sagte er nachdenklich. »Erdrosseln ist eine reine Nervensache … Haben wir diese Nerven noch? Meine Lieben, uns zittern zu sehr die Hände. Ein Gemüt ohne Reue brauchen wir, einen gewissenlosen Menschen!«
»Woher?« fragte Nina klagend. »Haben wir einen? Kennen wir einen? O je, ist es schwer, jemanden umzubringen …«
»Denken wir mal an Mischin …«
»Igor Grigorjewitsch? Ein Feigling ist er!« rief Walentina sofort.
»Wenn man ihm dreihundert Rubel gibt?«
»Dreihundert Rubel? Bist du verrückt, Pyljow?« Nina schlug entsetzt die Hände über dem Kopf zusammen. »Sagt das so daher, dreihundert Rubel! Als wenn das nichts wäre! Wirft mit dem Geld nur so herum, der Genosse Lehrer. Bei allen Propheten, es muß doch einen billigeren Tod für Babkin geben. Kostet sein Begräbnis nicht schon genug? Der Sarg, die Spende für Waninows Kirchenkasse, der Leichenschmaus – noch im Tode macht mich Babkin arm!«
Pyljow schwieg. Ninas Geiz war bekannt; darüber zu streiten, brachte nichts als viele Worte und nutzlosen Ärger. Tausende von Rubeln würde sie erben, nicht eingerechnet das Schwarzgeld, das Babkin angelegt und versteckt hatte – aber um Witwe zu werden und an dieses Geld zu kommen, feilschte sein Weibchen bei dreihundert Rubeln wie ein Armenier im Basar. Kann das jemand verstehen?
Pyljow wischte sich mit dem Handrücken über den Mund und dachte an seinen geliebten Bobo und ihren gemeinsamen Untergang, wenn Babkin reden würde.
»Fragen wir Waninow«, sagte er, etwas ermüdet von all den Ereignissen der letzten Stunden.
»Du kannst doch keinen Popen fragen, wie man Väterchen schnell,
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