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Babkin, unser Väterchen

Babkin, unser Väterchen

Titel: Babkin, unser Väterchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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und einer Beule auf der Stirn, Blistschenkow lag auf seinem Sofa und kühlte seine geschwollene Nase, und Afanasjew war in der Nacht noch mit drei Rippenbrüchen zu Dr. Poscharskij gebracht worden und behauptete, er sei die Kellertreppe hinuntergefallen. Sawitzkij, der Viehhändler, war ganz in der Frühe nach Tobolsk geflüchtet.
    Merkwürdigerweise war nur Waninow ungeschoren davongekommen, aber die Stunden der Angst hatten ihn völlig verändert. Ahnungsvoll wartete er auf Babkins zweiten Besuch. Und Pyljow selbst war sicher, den heutigen Tag als den schwersten seines Lebens durchstehen zu müssen.
    »Mein Frühstück!« sagte Babkin mit lauter Forschheit. »Drei Spiegeleier, einen Pfannkuchen mit Brombeeren und Quark mit Honig!« Erst danach bemerkte er Pyljow und zog seinen Kopf zwischen die Schultern. »Sieh an, unser Lehrerchen mit der Bruderliebe. Wo hast du Bobo gelassen?«
    »Wem hast du das schon alles erzählt, du Teufel?« knirschte Pyljow und atmete pfeifend aus und ein.
    »Noch keinem. Klar kommen müssen erst wir zwei. Wie steht's mit Nelli? Hast du's ihr erklärt?«
    »Was soll er mir erklären?« rief Nelli aus der Küche, wo bereits die Eier in der Pfanne brutzelten. Von der Kirche kamen die ersten Trauergäste zurück und riefen: »Lang lebe Wadim Igorowitsch«, als sie an Babkins Haus vorbeizogen.
    »Unwichtig, Nelli«, rief Pyljow schnell zurück. »Eine Männersache! Väterchen verwechselt da einiges.« Und leiser zu Babkin sagte er:
    »So ist es doch. Sollten wir nicht erst unter vier Augen reden? Dinge gibt es, Väterchen, die man vergessen kann, nicht wahr? Ach nein, was hast du nicht alles schon vergessen in deinem Leben. Denken wir nur an das verschimmelte Brot, das du gemahlen und unter die Dosenwurst gemischt hast. Ein vollkommener Irrtum – es sollte Paniermehl sein. So etwas kann doch vorkommen, nicht wahr? Welcher Mensch trägt denn dauernd Engelsflügel …«
    Die Sache mit der Wurst war Babkin peinlich. Zum ersten Mal erfuhr er jetzt, daß Pyljow, ausgerechnet der, von dieser Panscherei wußte. Und wenn Boris Witalowitsch bisher darüber geschwiegen hatte, so gewiß nicht aus Familiensinn, sondern um im richtigen Augenblick ein Druckmittel in der Hand zu haben. Ja, so einer war er!
    In Babkin stieg wieder heiliger Zorn empor, nicht wegen der Dosenwurst, sondern wegen Pyljows Hinterhältigkeit.
    So ist es richtig, dachte er wütend. Betrügt seine Frau, mein Töchterchen Nelli Wadimowna, mit einem Mann, belügt alle Welt, um Leiter der Schule zu werden, gesteht mir, Nelli nur geheiratet zu haben, weil sie einmal einen Sack voller Rubel erben wird, spielt den großen Klugen und hat sein ganzes Wissen doch nur zusammengelesen. Ein Ekel von Mensch ist er – und steht nun da und will mich erpressen mit meiner überall gelobten Dosenwurst! Welch ein widerlicher Kümmerling!
    »Das mit der Wurst kann niemand beweisen«, sagte Babkin abwehrend.
    »Beschwören kann ich's. Noch ist ein Eid hoch angesehen bei Gericht.«
    »Man kann dagegen schwören!« rief Babkin. Sein Gesicht zuckte. »Hast du noch was im Jackenärmel?«
    »Hier im Haus gibt es einen Kleiderschrank, der hat einen doppelten Boden«, sagte Pyljow süffisant. »Wer legt sich, frage ich, doppelte Böden zu? Ein braver Kommunist? Ein ehrlicher Bürger unseres Staates? Ein pflichtbewußter Steuerzahler? Hat so jemand einen doppelten Boden nötig? O nein, sage ich … Mit doppelten Böden arbeitet nur einer, der darin Geheimnisse vergräbt, Betrügereien am Volksvermögen, Heimlichkeiten gegenüber dem Sozialismus. Habe ich recht, Schwiegerväterchen? Kann man's so sehen?«
    Wer hätte das gedacht, sagte sich Babkin wehmütig. Er weiß es, frag den Teufel, von wem. So etwas nennt man: jemanden in der Hand haben. Wehrlos macht er mich, der Bobo-Liebhaber. Ausgeliefert bin ich ihm, sein Schweigen muß ich erkaufen. Ach, was wäre mir alles erspart geblieben, wenn ich tot geblieben wäre!
    »Wenn man das Leben so betrachtet«, sagte Babkin gedehnt, »ist es wahr, daß man über alles reden kann. Man dreht ein Ding durch die Mühle der Worte, und schon sieht's anders aus. So wie aus einem Sack Korn ein Sack Mehl wird – dieselbe Substanz, aber ein anderes Aussehen.«
    »Ich wußte, daß wir uns einig werden«, erwiderte Pyljow mit einem Grinsen, dessen Gemeinheit Eisen schmelzen konnte. »Ah, da kommen deine Spiegeleier, Väterchen. Wohl bekomm's. Und der Pfannkuchen duftet schon in der Pfanne. Ein guter Tag sei damit

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