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Babkin, unser Väterchen

Babkin, unser Väterchen

Titel: Babkin, unser Väterchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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freundlich, »ahnst du, warum ich komme?«
    »Es war alles ein Versehen, Wadim Igorowitsch. Alles …« stammelte Mischin. Der Angstschweiß lief ihm kalt über die Stirn.
    »Was war ein Irrtum?«
    »Der zu enge Sarg. Vermessen muß ich mich haben – oder das Maßband war nicht in Ordnung.«
    »Es war in Ordnung. Du hast es in meinem Basar gekauft! Was man bei Babkin kauft, ist immer einwandfrei.«
    »Dann waren's meine Augen … immer schlechter werden sie«, klagte Mischin. »Einen Kranken kann man nicht bestrafen.«
    »Bestrafen! Später, Mischin. Bedanken will ich mich …«
    »Bedanken?« Mischin riß die Augen auf.
    »Deinen Hammer hast du mir auf den Kopf geworfen, davon wurde ich wach. Das Leben hast du mir gerettet. Ohne dich hätten sie mich lebendig begraben. Stell dir das vor, Igor Grigorjewitsch …«
    »Unvorstellbar ist das, Wadim Igorowitsch.«
    »Nun sieh, wie könnte ich meinen Lebensretter bestrafen!« Babkin ließ den Stock in seinen Händen pendeln. »Nur ist da einiges, das man klären sollte, nämlich, was geschehen wäre, wenn Babkin wirklich tot da läge. Vierzig Rubel kostet diese Mißgeburt von Sarg, also zweihundertsechzig Rubel weniger, als du der armen Witwe Babkina berechnet hast. Aus Papier war meine Decke, die Unterlage ebenso, das Kissen gefüllt mit Hobelspänen. Das Kreuz ist aus bemaltem Blech, hineingestopft wie einen Sack Kartoffeln habt ihr mich in den Sarg, daß sich die Bretter bogen, und für das alles wolltest du auch noch vierhundert Rubel haben. Macht zusammen siebenhundert Rubel für eine Arbeit, die nur vierzig Rubel wert ist. Hast du mitgerechnet, Igor Grigorjewitsch?«
    »Nina Romanowna hat angerufen, ich solle den Sarg abholen!« rief Mischin verzweifelt. »Ich schenke ihn euch … Damit ist alles erledigt.«
    »Für wen? Für mich?« Babkin schüttelte den Kopf. »Geliefert war die Kiste, hineingestopft habt ihr mich … Damit war ein Geschäftsvertrag erfüllt, wie wir Kaufleute sagen. Siebenhundert Rubel muß die Witwe Babkina zahlen, aber um sechshundertsechzig Rubel wolltest du sie betrügen. Rechne ich richtig, Mischin?«
    »Auf die Seite kommt's an, auf der man steht!« rief Mischin und wurde noch gelber im Gesicht. »Wer im Fluß ertrinkt, wird seine Schönheit nicht besingen …«
    »Sei nicht poetisch, Mischin … zahle sechshundertsechzig Rubel …«
    »Wadim Igorowitsch, laß uns noch einmal nachdenken!«
    »Dazu hatte ich genügend Zeit in deiner mistigen Kiste.« Babkin ließ den Gehstock durch die Luft kreisen. Mit flackernden Augen verfolgte Mischin dieses drohende Spielchen. »Hol die Rubelchen aus der Schublade, Igor Grigorjewitsch.«
    »Das Leben habe ich dir gerettet, Babkin!« schrie Mischin. »Du selbst hast es gesagt.«
    »Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Einen Toten wolltest du betrügen, da ist es nur recht, wenn der Lebende jetzt kassiert. Jedes Gericht wird das einsehen.«
    »Gericht? Anzeigen willst du mich?«
    »Weißt du, was der Richter sagt, wenn er deinen Sarg besichtigt?«
    »Vierhundert Rubel, Babkin! Vierhundert Rubel biete ich dir.«
    »Welch ein Charakter! Will handeln bei so einem ernsten Gegenstand. Hat keine Pietät im Leib, der Kerl, und handelt mit Särgen … Das wird ganz Ulorjansk erschrecken.«
    »Immer trifft es die armen Menschen«, sagte Mischin kläglich. »Sechshundertsechzig Rubel – ein schlechter Monat wird das für mich werden.« Eine Schublade schloß er auf, holte ein Bündel Geldscheine heraus und zählte die Rubel ab.
    Wortlos steckte Babkin das Geld ein, klopfte dann auf seine gefüllte Tasche und lächelte Mischin an.
    »Noch etwas?« stöhnte Mischin ahnungsvoll.
    »Es wäre möglich, daß ich wirklich einmal sterbe, Igor Grigorjewitsch«, sagte Babkin.
    »Sicherlich.«
    »Dann werde ich im besten Sarg liegen, den du machen kannst. Das härteste Holz, hörst du. Mindestens fünfzig Winter muß es überstanden haben! Dazu eine Seidendecke, Gänsedaunen in den Kissen, ein massives Kruzifix auf dem Deckel, mit weißem Brokat alles innen ausgeschlagen … für vierzig Rubel!«
    »Wadim Igorowitsch, du ruinierst mich«, stammelte Mischin verzweifelt.
    »Alles wird niedergeschrieben in einem Brief, den man bei meinem Ende öffnen wird. Sind wir uns einig, Mischin?«
    »Mögest du noch lange leben, Babkin.«
    »Ich danke dir. Es ist immer gut zu wissen, daß man echte Freunde hat.«
    Babkin grüßte den gebrochenen Mischin, indem er die Silberkrücke an die Stirn hob, und verließ mit tiefer

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