Babson, Marian
Tränen auf und griff nach einem
Taschentuch.
Clarice
dagegen hatte sich inzwischen ein wenig beruhigt. Sie nickte zustimmend zu dem,
was Betty schilderte, und löste sich von Rhylla, die sichtlich froh war, sie
loslassen zu können, da sie ihre verkrampften Arme dehnte.
»Ein solcher
Auftritt wäre ja nur zu typisch für Ondine«, fügte Rhylla hinzu. »Ich hörte,
wie die Tür zum Speicher ins Schloss geworfen wurde. Ich dachte, dass sicher
nicht Betty diesen Lärm machte, aber es interessierte mich nicht so sehr, dass
ich nachgesehen hätte, wer es war. Ondine muss buchstäblich vor Wut blind
gewesen sein. Sie sah wohl die offene Aufzugtür und dachte, der Aufzug ist da.
Sie stürmte hinein und ...«
»Aber ...« Es
war Karla, die die entscheidende Frage in den Raum stellte: »Wieso war die Tür
offen? Das ist doch gefährlich. Ich weiß, der Aufzug ist so alt wie das Haus,
aber es gab doch damals auch schon Sicherheitsvorkehrungen. Die Tür hätte doch
gar nicht offen stehen dürfen.«
»Kinder!«,
fauchte eine neue, aber vertraute Stimme. »Kaum sind Kinder im Haus, müssen sie
überall herumspielen und alles kaputtmachen.« Ein erschöpfter, verärgerter
Gordie stand in der Tür und sah Clarice vorwurfsvoll an.
»Ich habe
nichts gemacht!«, schrie die sofort. »Ich habe die Tür nicht angefasst! Warum
sollte ich so was machen?«
»Weil du ein
Kind bist«, sagte Gordie. »Kinder stellen immer nur Unfug an. Wahrscheinlich
hast du gedacht, es ist witzig, wenn jemand in den Schacht fallt.«
»Nein, das ist
nicht wahr! Das ist nicht wahr!« Clarice warf sich wieder in die Arme ihrer
Großmutter und brach erneut in Tränen aus.
»Das reicht
jetzt!«, herrschte Rhylla Gordie an. »Das sind schwerwiegende Unterstellungen,
und Sie haben kein Recht, so etwas zu sagen! Wenn Sie diese Bemerkungen
wiederholen, werde ich Sie verklagen!«
»Gordie, was
machen Sie hier?« Gemma starrte ihn verständnislos an. »Wie sind Sie
reingekommen?«
»Die Tür stand
einen Spaltbreit offen.« Er wandte seinen hasserfüllten Blick von Rhylla und Clarice
ab, doch er hatte sichtlich Mühe, sich einem anderen Thema zu widmen. »Ich habe
angeklopft, aber offenbar hat mich niemand gehört, also ...« Er zuckte mit den
Schultern. »Jedenfalls schicken die Rettungskräfte mich zu Ihnen.« Seine Stimme
wurde wieder energischer, während er wiederholte, was eine höhere Autorität zu
ihm gesagt hatte. »Ich soll darauf aufpassen, dass in den nächsten Minuten
niemand seine Wohnung verlässt. Es soll sich niemand im Treppenhaus oder im
Foyer aufhalten. Es ist nämlich so«, er sah einen nach dem anderen finster an,
»dass sie jetzt den Leichnam rausholen.«
12
Kaum hatte der
Rettungswagen mit seiner unerfreulichen Fracht Coffers Court verlassen, löste
sich die Menge der Schaulustigen auf. In der marmornen Empfangshalle erinnerten
nur noch die Absperrbänder rings um den Lift an das Unglück, mit dem sich jetzt
die Polizei näher belassen würde.
Gordie stand
minutenlang unschlüssig vor der Tür zu Gemmas Wohnung, aber nur Clarice nahm
von ihm Notiz, indem sie ihm im Vorbeigehen die Zunge rausstreckte. Rhylla war
das nicht entgangen, ermahnte aber ihre Enkelin nicht, sondern nahm nur ihre
Hand und kehrte mit ihr in ihre Wohnung zurück.
»Ich gehe dann
mal besser runter in meine Werkstatt«, erklärte Gordie, als hätte ihn irgendwer
zum Bleiben aufgefordert. »Die Polizei wird sich bestimmt mit mir unterhalten
wollen.« Er schickte Clarice einen hasserfüllten Blick hinterher. »Die werden
sicher wissen, wieso die Aufzugtür nicht geschlossen war.« Allen war längst
klar, was er sagen und wen er belasten würde. Aber das machte ihn keinem der
Anwesenden sympathischer, die ihn ungehindert und kommentarlos gehen ließen.
Professor
Borley lud Betty Alvin und Jennifer Lane in seine Wohnung ein und bot ihnen
weitere Erfrischungen an. Gemma entschied, dass es Zeit wurde, ihre Hunde Gassi
zu fuhren.
Lorinda wollte
nach ihren Katzen sehen, und wie selbstverständlich waren Freddie und Macho ihr
zu ihrem Haus gefolgt. Irgendwie war es auch Karla und Jack gelungen, sich
ihnen anzuschließen, wobei sie nicht ahnten, dass sie durch ihre Anwesenheit
jene Unterhaltung verhinderten, die die drei eigentlich hätten fuhren wollen.
Hätt-ich's war
wütend und meckerte lautstark, Bloß-gewusst gab sich resigniert. Hätt-ich's
ging zur Katzenklappe und stieß mehrmals mit dem Kopf dagegen, um zu
demonstrieren, dass sie im Haus gefangen waren.
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