Babson, Marian
Kein Hund sollte sich auf ihrem Territorium
breitmachen. Sie täuschte einen Angriff an und legte dabei mehr Begeisterung als
Können an den Tag, aber es genügte, um Conqueror einen solchen Satz nach hinten
machen zu lassen, dass er seine Leine aus Gemmas Griff befreite und sie ihm
nachlaufen musste.
»Zurück!«
Gemma fuchtelte mit den Händen, um die Katzen aufzuhalten, doch die rückten
weiter vor. »Zurück mit euch!«
Die Einzigen,
die zurückwichen, waren die Möpse, die es gar nicht erst wagten, sich mit den
Katzen anzulegen. Sie zogen sich weiter und weiter zurück, bis sie die Wand im
Rücken hatten und es kein Entkommen mehr für sie gab.
»Hätt-ich´s,
das reicht jetzt! Bloß-gewusst, hör auf damit! Und das gilt auch für dich,
Roscoe!« Lorinda hätte sich diese Worte ebenso gut sparen können. Sie näherte
sich den Katzen von hinten und wartete auf den richtigen Moment, um Hätt-ich´s
zu packen, die eindeutig die Rädelsführerin war.
Gemma hatte
aufgehört, mit den Händen zu fuchteln, stattdessen holte sie nun mit den Füßen
zu einer eindeutigen Bewegung aus.
Wagen Sie
es ja nicht! Lorinda schaute sie so drohend an wie die Katzen, und
Gemma begnügte sich damit, über den Boden zu schlurfen.
»Ich verstehe
das nicht«, beklagte sich Gemma. »Neulich bei mir zu Hause haben sie sich doch
so gut vertragen.«
Da waren die
Hunde ja auch nicht die Eindringlinge gewesen. Jetzt war aber nicht der
richtige Zeitpunkt für Erklärungen.
»Schütten Sie
doch einfach einen Eimer Wasser über die Truppe«, schlug Jack vor. Er und Karla
hatten sich in die andere Ecke des Zimmers zurückgezogen, da sie sich ganz
offensichtlich heraushalten wollten. Dorian war nur so weit auf Abstand
gegangen, dass er den Tieren nicht im Weg stehen würde.
»Ich finde,
wir sollten besser gehen«, erklärte Gemma und versuchte, wieder beide Leinen zu
fassen zu bekommen. »Conqueror! Lionheart! Kommt, wir gehen nach Hause.«
Die Hunde
waren von der Aussicht mehr als angetan, aber die Katzen blockierten den
Fluchtweg. Ängstlich wimmernd versuchte Conqueror, sich an die Wand gedrückt in
Sicherheit zu bringen, doch Hätt-ich's stellte sich ihm in den Weg, während
Lionheart von Roscoes starrem Blick wie gelähmt dastand.
»Pfeifen Sie
doch Ihre Katzen zurück.« Noch so ein intelligenter Vorschlag aus Jacks Mund.
»Und lassen Sie die armen Hunde gehen.«
»Haben Sie
schon mal versucht, eine Katze zurückzupfeifen?« Freddies
Frage war nur rhetorisch gemeint, denn offenbar hatte Jack überhaupt keine
Ahnung von Katzen.
Und dann auf
einmal gab es kein Halten mehr. In einem Wirrwarr aus zuckenden Krallen und
abwehrenden Pfoten, aus hellem Jaulen und wütendem Fauchen fielen die Katzen
über die Hunde her. Es wurde gefaucht, gezischt und geknurrt.
Conqueror gab
als Erster auf, rollte sich auf den Rücken und ruderte wehrlos mit den Pfoten.
Lionheart zögerte ein paar Sekunden länger, aber als ihm eine Kralle quer über
die Nase gezogen wurde, kapitulierte auch er und warf sich auf den Rücken.
»Diese Hunde
sind ja die reinsten Jammerlappen«, meinte Dorian und musterte sie verächtlich.
Die Katzen
belauerten ihre Gegner noch einen Moment lang, dann fanden sie, dass ihrer Ehre
Genüge getan war. Sie sahen sich kurz an und zogen sich dann als die Sieger des
Kampfs zurück.
»Kommt schon!«
Gemma hielt beide Leinen wieder in der Hand und zog die Hunde hoch, damit sie
sich wieder aufrappelten.
»Ich begleite
Sie nach Hause«, erklärte Dorian. »Ich muss mit Gordie reden.«
»Ich finde
wirklich, du solltest ihn heute Abend nicht mehr damit behelligen«, beharrte
Karla. »Ich sagte dir doch, dass er einen miesen Tag hatte.«
»Und ich
denke, ich werde morgen für ein paar Tage nach London fahren«, fügte er dann
noch an.
»Schon
wieder?« Karla war unüberhörbar beleidigt. »Ständig fährst du nach London. Was
gibt es da so Wichtiges zu tun?«
Dorian
betrachtete sie fast mit der gleichen Abscheu, die er eben noch für die
unterlegenen Hunde übrig gehabt hatte. Einen Moment lang glaubte Lorinda sogar,
er würde ihr etwas in der Art sagen.
»Arbeit.« Also
ging er doch lieber einer Konfrontation aus dem Weg. »Es gibt da einige
Projekte, um die ich mich kümmern muss.«
»Ach, ja«, gab
sie missbilligend zurück. »Ist dir schon mal in den Sinn gekommen, dass es hier
vielleicht auch ein paar Projekte gibt, um die du dich kümmern solltest?«
Lorinda bückte
sich und nahm Hätt-ich's und Bloß-gewusst auf den Arm,
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