Babson, Marian
Katzen in den Korb zu schieben, dann drückte sie ihre
schwere Schultertasche auf den Deckel und eilte in Richtung Haustür.
Plantagenet
stolperte rückwärts, als Clarice an ihm vorbei in seine Wohnung rannte.
Da Lorinda die
Haustür öffnete, brachen die Hunde für Sekunden die Verfolgung ab und
überlegten, wohin sie nun laufen sollten. Professor Borley nutzte die
kurzzeitige Verwirrung, packte die beiden an ihren Halsbändern und brachte sie
unter seine Kontrolle.
»Ich hatte
noch nie viel für Haustiere übrig«, sagte er. »Und jetzt weiß ich auch, warum.«
Er hatte die Hunde unter die Arme geklemmt, wo sie strampelten und sich zu
befreien versuchten.
Mit einem
lauten Knall fiel eine Tür ins Schloss. Plantagenet war in seine Wohnung
zurückgekehrt, wo sich immer noch Clarice mit ihrer Ratte aufhielt. Das konnte
ihm nicht gefallen, da er noch weniger für Haustiere zu begeistern war als
Borley. Zudem bezweifelte Lorinda, dass er etwas für Kinder übrig hatte.
»Sie standen
am Fenster«, warf Lorinda Borley vor. »Sie müssen doch gesehen haben, dass
Clarice auf dem Weg ins Haus war. Wieso konnten Sie mich nicht warnen?«
»Das wollte
ich, aber Sie hatten die Katzen in den Korb gesteckt, und ich dachte, das würde
reichen. Die beiden konnten die Ratte schließlich nicht sehen.«
»Haben Sie
schon mal den Begriff Geruchssinn gehört?« Lorinda schob den Rollkorb über die
Türschwelle nach draußen. »Und ist Ihnen auch bekannt, dass der bei Tieren
wesentlich ausgeprägter ist als bei Menschen?«
»Ja, das
schon, aber ich habe nicht gedacht...«
»Ja, ganz
genau, Professor Borley. Sie haben nicht gedacht!« Dann wandte sie sich ab und
verließ das Haus. Diesmal hatte wohl ausnahmsweise sie das letzte Wort.
7
Kapitel zwanzig
Ihr fragt euch
bestimmt, wieso ich euch hierher zu mir bestellt habe«, sagte Miss Petunia
ruhig. Beim Anblick ihrer Schwestern wurde ihr schwer ums Herz. Lily, so stark
und selbstbewusst, Marigold mit ihren leuchtend blauen Augen und den
rotgoldenen Haaren, so zart und zerbrechlich. Der Gedanke, jemand könnte sie
bedrohen, war unerträglich und unvorstellbar.
»Hier in dein
privates Arbeitszimmer«, hauchte Marigold voller Ehrfurcht. »Oh, Petunia, das
ist ja eine solche Ehre!« Sie sah sich im Zimmer um und nahm jedes Detail
dieses sanctum sanctorum höchst begierig in sich auf. »Oh, da ist ja
Daddys kostbare Amethyst-Quarz-Lampe! Und ich hatte mich immer gefragt, was aus
ihr geworden sein mag.«
»Fang an, wenn
du bereit bist«, forderte Lily sie selbstsicher auf. »Hast du was dagegen, wenn
ich mir dein Oxford English Dictionary ausleihe? Ich hatte mal eine eigene
Ausgabe, aber ich habe keine Ahnung, wo die geblieben ist.«
»Jetzt
beruhigt euch erst mal, Mädchen.« Miss Petunias Lächeln nahm einen etwas
frostigen Zug an. »Das ist wichtig, und ich will, dass ihr mir gut zuhört. Es
ist nämlich so ...«, sie machte eine bedeutungsschwangere Pause, »... dass es
sich um das größte Problem handeln könnte, mit dem wir je konfrontiert wurden.«
»Oh, toll!«
Marigold klatschte begeistert in die Hände. »Wir haben einen neuen Fall?«
»Das wird auch
Zeit«, meinte Lily. »Allmählich begann ich mich schon zu langweilen. Eine
bedeutende Sache? Die viel Geld verspricht?«
»Es geht um
weitaus mehr als Geld«, erwiderte Miss Petunia ernst. »Ooooh!« Marigold bekam
große Augen. »Was könnte das sein?«, rätselte Lily skeptisch. »Es ist
buchstäblich eine Frage von Leben und Tod«, erklärte Miss Petunia. »Und sie
betrifft unser Leben ... oder unseren Tod.«
»Werden wir
wieder von jemandem bedroht?« Lily ballte die Fäuste. »Das hatten wir schon
einmal. Wir müssen ihn unschädlich machen.«
»Ja.« Miss
Petunia nahm ihren Kneifer ab und tippte damit leicht gegen ihr Kinn. »Ich
fürchte, darauf könnte es hinauslaufen.«
»Oh, erzähl
uns alles ganz genau«, drängte Marigold. »Ich will alles ganz genau wissen.
Allerdings ...« Sie legte die Stirn in Falten. »Ich muss erst noch mit...« Sie
errötete leicht. »... mit meinem neuen Freund telefonieren.«
Lily stieß ein
tiefes Grollen aus. »Er hat dich gar nicht verdient.«
»Du wirst
vorläufig niemanden anrufen«, machte Miss Petunia ihrer Schwester klar. »Ich
habe alle Telefone im Haus abgeschaltet, damit mir eure ungeteilte
Aufmerksamkeit gewiss ist.«
»Petunia!«,
rief Marigold erschrocken. »Nie zuvor hast du die Telefone abgeschaltet!«
»Wir hatten es
auch nie zuvor mit einer solchen Krise zu
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